# taz.de -- Merkels Selbstkritik: Nicht die Zeit für R2G-Lob
       
       > Die Absage der Osterruhe erwischte die Landespolitik kalt. Eine geplantes
       > Resümee von mehr als vier Jahren Rot-Rot-Grün fiel aus Pietätsgründen
       > aus.
       
 (IMG) Bild: Kanzlerin Merkels Absage der erst Montag vereinbarten Osterruhe kam für Berlin unerwartet
       
       In einem schwarzgrauen Neubau an der Spree wollten Michael Müller (SPD),
       Klaus Lederer (Linke) und Ramona Pop (Grüne) über fast viereinhalb Jahre
       Rot-Rot-Grün räsonieren, der Regierende Bürgermeister und seine beiden
       Vizes also. Die Location war mutmaßlich auch wegen ihres Namens gewählt,
       der in weißen Lettern an der Außenhülle prangt: Hier, im „[1][Futurium]“
       neben dem Hauptbahnhof hätte es absehbar jede Menge Selbstlob von den
       dreien gegeben, die zwar nicht die Vorsitzenden der drei Koalitionspartner,
       aber ihre führenden Köpf im Senat sind. Es wäre auch eine gute Gelegenheit
       gewesen, jüngste Kritik der Industrie- und Handelskammer am rot-rot-grünen
       Senat zu kontern.
       
       Zur großen Überraschung selbst im innersten Kreis der Senatskanzlei kam es
       nicht dazu. Dort nahm man noch nach 11 Uhr an, dass es bei der kurzfristig
       anberaumten weiteren Konferenz der Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Merkel
       am Vormittag nur um eine Konkretisierung der Osterruhe drehen würde. Dazu
       aber kam es nicht. Was vielmehr kam, war ihr eindrucksvolles „Dieser Fehler
       ist einzig und allein mein Fehler“-Eingeständnis mit der [2][Absage der
       Osterruhe]. Unter diesen Umständen hielt man es, wie von einer davon sogar
       leicht geschockt wirkenden Senatssprecherin vor dem Futurium zu erfahren
       war, für nicht sonderlich passend, über rot-rot-grüne Erfolge zu reden.
       
       Die Dramatik der Szenerie verstärkte, dass das von Wissenschaft,
       Wirtschaftsunternehmen, Stiftungen sowie der Bundesregierung getragene
       „Futurium“ nicht bloß neben dem Hauptbahnhof, sondern auch kaum 500 Meter
       entfernt vom Kanzleramt steht, also dem Schauplatz von Merkels knapp
       vierminütiger Rede. Wer um Punkt halb eins durch das Gitter direkt vor
       dessen an eine Waschmaschine erinnernden Hauptfront guckte, konnte, wenn
       auch ein paar Dutzend Meter weg, Merkel zu ihrem Redepult gehen sehen,
       angestrahlt von einem Scheinwerfer hoch oben im Raum.
       
       Zurück blieben ungehaltene Redebeiträge von Müller, Lederer und Pop – die
       mutmaßlich zeitnah doch noch zu hören sein werden. Und auch die nicht bloß
       bei einer Pressekonferenz im „Futurium“ anstehende Frage, ob
       [3][Rot-Rot-Grün nach der Abgeordnetenhauswahl] noch eine Zukunft hat.
       
       24 Mar 2021
       
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 (DIR) [1] https://futurium.de/
 (DIR) [2] /Aktuelle-Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5761251
 (DIR) [3] /Berliner-Abgeordnetenhauswahl-2021/!5731017
       
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