# taz.de -- Neonazi-Szene in der Krise: Brauner Flop am 1. Mai
       
       > Einst war der Tag der Arbeit ein Großevent für die rechtsextreme Szene.
       > Diesmal aber scheitern die Neonazis erneut – und stecken in der Krise.
       
 (IMG) Bild: Braune Pleite, breiter Gegenprotest: Diese Botschaft hatten Neonazi-Gegner am 1. Mai in Greifswald
       
       BERLIN taz | Über Wochen hatte der III. Weg bundesweit zu seinem
       1.-Mai-Aufmarsch nach Zwickau mobilisiert. Am Ende wurde es ein Reinfall
       für die rechtsextreme Splitterpartei: Die Demonstration wurde verboten,
       übrig blieben Kleinkundgebungen in Plauen und Siegen. Und auch andere
       Rechtsextremisten scheiterten am Tag der Arbeit – dem einstigen
       Großkampftag der Bewegung. Die Szene befindet sich in der Krise.
       
       Schon im vergangenen Jahr waren rechtsextreme Großaufmärsche am 1. Mai
       ausgefallen, damals auch aufgrund der Coronapandemie. Obwohl diese anhält,
       wollte der III. Weg dieses Jahr wieder einen größeren Aufzug in Zwickau
       durchsetzen. Der wurde aber schon im Vorfeld [1][aus
       Infektionsschutzgründen verboten]. Auch Ersatzaufzüge in Leipzig und Plauen
       wurden untersagt.
       
       Das Oberverwaltungsgericht Bautzen erlaubte in Plauen schließlich nur eine
       Kundgebung mit 25 Teilnehmer:innen. In ähnlicher Zahl kam die Partei in
       Siegen zu einer Kundgebung zusammen. Einzelne ihrer Anhänger:innen
       tauchten auch in Chemnitz auf. Das war's.
       
       Vor zwei Jahren war der III. Weg dagegen am 1. Mai noch
       öffentlichkeitswirksam [2][in Plauen im NS-Stil aufmarschiert], mit
       Trommeln, Fackeln und Fahnen – und hatte für tagelange Diskussionen
       gesorgt.
       
       ## Deutlich mehr Gegenprotest
       
       Auch die NPD brachte es am Samstag in Greifswald laut Polizei nur auf 170
       Demonstrierende, noch weniger als die 300 angemeldeten und das trotz
       Szeneprominenz wie Parteichef Frank Franz oder Udo Pastörs. Aufgrund von
       Gegenprotesten musste der Aufmarsch schon auf halber Strecke kehrt machen.
       Rund 80 Rechtsextreme aus Brandenburg und Berlin wurden bereits bei der
       Anreise gestoppt, da eine Einreise nach Mecklenburg-Vorpommern nach der
       Corona-Landesverordnung unzulässig war. Einige von ihnen versuchten sich am
       Berliner Alexanderplatz an einer Mini-Kundgebung – ohne größere
       Öffentlichkeitswirkung.
       
       Schließlich demonstrierten in Essen laut Polizei noch rund 190 Neonazis um
       den NPD-Bundesvize Thorsten Heise und die Splitterpartei „Die Rechte“ –
       ebenfalls unter weitaus größerem Gegenprotest, an dem sich etwa 1.200
       Menschen beteiligten. Die Polizei hielt mit einem Großaufgebot beide Lager
       auseinander und verordnete den Neonazis, ein Banner wieder einzurollen, da
       dessen Inhalt eine Gefahr für die öffentliche Ordnung darstellte.
       
       Der 1. Mai legte damit die Krise der stramm Rechtsextremen erneut offen.
       Schon zuvor befand sich die NPD im Niedergang, ihre Themen absorbiert
       längst die AfD. Der III. Weg hat sich zwar als feste Größe in der Szene
       etabliert, findet aber genauso wenig einen breiteren Anschluss. Und auch
       größere Aufmärsche gelangen den Neonazis zuletzt nicht mehr – anders als
       der neuen „Querdenken“-Bewegung. Die Rechtsextremen hatten deshalb zuletzt
       umgesteuert und teils versucht, [3][sich dort einzureihen] statt eigene
       Aufzüge zu organisieren.
       
       Der III. Weg schiebt seinen 1.-Mai-Flop auf die „Repression“ und
       „polizeilichen Schikanen“. In Greifswald übte sich NPD-Landeschef Stephan
       Köster in Durchhalteparolen: „Der nationale Widerstand ist lebendig“, der
       1. Mai sei nur „der Beginn von vielen Aktionen“ in den nächsten Monaten.
       Die freilich dürften überschaubar bleiben.
       
       3 May 2021
       
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