# taz.de -- Die Wahl in Sachsen-Anhalt in Zahlen: Kann er weitermachen?
       
       > Am Sonntag wählt Sachsen-Anhalt einen neuen Landtag. Wird sich die CDU
       > gegen die AfD durchsetzen? Die Wahl-Umfragen in Grafiken.
       
 (IMG) Bild: Reiner Haseloff – allein auf weiter Flur
       
       Am 6. Juni 2021 wählt [1][Sachsen-Anhalt] seinen Landtag. Bei der letzten
       [2][Wahl 2016] trat die AfD das erste Mal im Bundesland an und erreichte
       aus dem Stand überraschende rund 24,3 Prozent. Dennoch blieb die CDU mit
       Spitzenkandidat Reiner Haseloff mit 29,8 Prozent stärkste Partei im Land.
       Obwohl die SPD nur auf 10,6 Prozent der Stimmen kam und damit ihr Ergebnis
       der vorhergehenden Wahl halbierte, wurde sie gemeinsam mit den Grünen
       Bündnispartnerin der Christdemokraten. Gemeinsam bildeten sie die erste
       3-Parteien-Koalition Sachsen-Anhalts.
       
       Nun kämpft Haseloff, seit 2011 im Amt, abermals um die Wiederwahl. Für ihn
       könnte es die dritte Amtszeit als Ministerpräsident werden. Sein stärkster
       Konkurrent, AfD-Spitzenkandidat Oliver Kirchner, dürfte chancenlos bleiben
       – weil niemand mit den Rechtspopulisten in eine Koalition will.
       
       ## Welche*r Kandidat*in liegt vorne?
       
       Bei der Direktwahlfrage, wen sie gerne als Ministerpräsident*in
       hätten, antworteten der Forschungsgruppe Wahlen am 3. Juni 68 Prozent der
       Befragten mit: Haseloff. AfD-Mann Kirchner kam nur auf 9 Prozent.
       
       Aktuell sieht es also so aus, als könnte Haseloff nach zehn Jahren als
       Ministerpräsident weitermachen und in seine dritte Amtszeit starten. Die
       CDU geht offenbar davon aus, dass Haseloff deswegen auch schon für sich
       selbst steht: Auf einigen Wahlplakaten steht kein eingängiger, thematischer
       Slogan, sondern ganz simpel: „Unser Ministerpräsident“. Die Bürger*innen
       werden top informiert.
       
       Neben AfD-Kirchner gibt es noch andere Herausforder*innen, die kaum Chancen
       haben dürften. Unter anderem Linken-Spitzenkandidatin Eva von Angern, die
       ihre Partei begleitet, während sie beständig an Zustimmung in der
       Bevölkerung verliert. Andere Spitzenkandidatinnen sind Katja Pähle
       für die schwächelnde SPD, Cornelia Lüddemann für die Grünen und Lydia
       Hüskens für die FDP, aktuell Stadträtin in Magdeburg.
       
       ## Welche Parteien liegen vorne?
       
       Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen AfD und CDU aus. In einer Umfrage
       des Meinungsforschungsinstituts Insa Ende Mai überholte die AfD (26
       Prozent) die Christdemokraten (25 Prozent) sogar zwischenzeitlich. Anfang
       Juni sah die Sache schon ganz anders aus. Am 3. Juni entschieden sich 30
       Prozent der Befragten in einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen für die
       CDU und „nur“ 23 Prozent für die AfD. Bei der Insa am 4. Juni kam die CDU
       nur auf 27 Prozent, die AfD auf 26 Prozent.
       
       Die Linke lag am 4. Juni bei rund 12 Prozent, die SPD bei 10. Die FDP
       schafft es laut der Umfrage dieses Mal über die 5-Prozent-Hürde und erhielt
       in der Umfrage 7 Prozent der Stimmen.
       
       Im Vergleich zur letzten Wahl 2016 gäbe es demnach vor allem zwei Gewinner:
       Die Grünen legten 2,8 Prozentpunkte zu, die FDP 2,1. Bei CDU und AfD jedoch
       widersprechen sich Insa und Forschungsgruppe Wahlen. Bei der Insa gewinnt
       die AfD 1,7 Prozentpunkte, die CDU verliert fast 3. Bei der
       Forschungsgruppe Wahlen bleibt die CDU bei nahezu den gleichen Werten wie
       bei der Wahl 2016, die AfD hingegen verliert.
       
       Einig sind sich die Meinungsforschungsinstitute aber hierin: Die Linke wird
       stark verlieren.
       
       ## Welche Koalitionen wären möglich?
       
       Sollten die Umfrageergebnisse der Forschungsgruppe Wahlen vom 3. Juni sich
       bewahrheiten, würde die CDU im Vergleich zur letzten Wahl 2 Sitze
       verlieren. Die SPD hätte 2, die AfD hätte 4 und die Linke sogar 5 Sitze,
       also fast ein Drittel, weniger. Nur die Grünen (3 Sitze) und die FDP (6
       Sitze) würden gewinnen.
       
       Folgt man der Umfrage von Insa am 4. Juni fallen die Verluste für die CDU
       jedoch einiges stärker aus, wohingegen die AfD nur einen Sitz verliert.
       
       Für eine absolute Mehrheit müsste eine Koalition laut den
       Umfrageergebnissen der Forschungsgruppe Wahlen und Insa 42 Sitze erreicht
       werden. Die CDU braucht daher starke Bündnispartnerinnen. Die AfD wäre
       dafür rein rechnerisch eine gute Option. Die beiden Parteien würden
       insgesamt 49 Sitze einnehmen. Doch die Partei wird in Sachsen-Anhalt vom
       Verfassungsschutz beobachtet – als rechtsextremistischer Verdachtsfall.
       Damit dürfte sie als Koalitionspartner einer demokratischen Partei
       ausscheiden.
       
       Haseloff schloss [3][in einem Interview mit dem Nachrichtenportal t-online]
       am Freitag vor der Wahl indirekt eine Koalition mit der AfD und der Linken
       aus: „Nicht infrage kommt für mich eine Zusammenarbeit mit den Rändern des
       politischen Spektrums, weder rechts noch links.“ Davor hatten einige
       Parteikolleg*innen in einem offenen Brief bereits gefordert, [4][dass
       sich die CDU klar gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD bekennt].
       
       Das ließe also Platz für die Kenia-Koalition, die aktuell besteht und laut
       der Forschungsgruppe Wahlen auf 45 Sitze käme. Die CDU könnte aber auch
       eine der beiden Bündnispartnerinnen eintauschen, gegen die FDP.
       
       Allerdings: Den Ergebnissen der Insa vom 4. Juni zufolge kommt die
       Kenia-Koalition nicht auf eine abslute Mehrheit. Sie müsste eine weitere
       Partnerin einbeziehen, vermutlich die FDP.
       
       ## Was bewegt Sachsen-Anhalt?
       
       Dieser Frage ist auch die taz gefolgt. Zu ihrer üblichen Berichterstattung
       aus und über das Bundesland hat sie deshalb vor der Wahl ein Dossier
       veröffentlicht, dass sie im [5][Schwerpuntk Landtagswahl in Sachsen-Anhalt]
       finden.
       
       [6][In der Altmark] kämpft die CDU mit den Folgen eines Wahlbetrugs. [7][Im
       Kiez-Döner in Halle] entwickelt sich nach dem Anschlag eine besondere
       politische Gedenkkultur. Und [8][im Harz stirbt der Wald] – und findet zu
       neuem Leben.
       
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       Sachsen-Anhalt zu lesen.
       
       Hinweis der Redaktion: Dieser Text wurde am 05.06.2021 um 16.30 Uhr auf
       taz.de veröffentlicht mit dem damaligen Stand der Umfragen vor der Wahl.
       Die taz aktualisiert Text mehrmals im Vorfeld der Wahl, um Sie aktuell zu
       informieren. Die Grafiken werden automatisch von der dpa aktualisiert.
       
       5 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Schwerpunkt-Landtagswahl-in-Sachsen-Anhalt/!t5749746
 (DIR) [2] /Landtagswahl-in-Sachsen-Anhalt/!5286132
 (DIR) [3] https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_90151424/ltw-sachsen-anhalt-interview-mit-reiner-haseloff-wie-besiegt-man-die-afd-.html
 (DIR) [4] /CDU-in-Sachsen-Anhalt/!5769443
 (DIR) [5] /Schwerpunkt-Landtagswahl-in-Sachsen-Anhalt/!t5749746
 (DIR) [6] /CDU-in-Sachsen-Anhalt-im-Sinkflug/!5775539
 (DIR) [7] /Gedenkkultur-in-Halle/!5771960
 (DIR) [8] /Der-Wald-in-Sachsen-Anhalt/!5771949
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Drosdowski
       
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