# taz.de -- Rückblick auf Fußball-EM: Interregnum Euro 2021 > Der König Fußball schafft hässliche Bilder, aber auch den nötigen Trost. > Und das ist auch gut so. Was von der EM übrig blieb. (IMG) Bild: Gibt es Wichtigeres als Fußball? Es war nicht alles schlecht. Ja, es gab hässliche Bilder rund ums Finale in Wembley, es gab noch hässlichere Worte auf Twitter, es gab Angst und Schrecken auf den Straßen Londons und anderswo. Es gab eine Uefa, die inzwischen wie ein eigener Staat ihre Untergebenen von der offiziellen Politik viel fliegend vor sich hertreibt und für die Moral ohnehin noch nie eine Kategorie war – es sei denn, sie lässt sich ausbeuten. Und es gab einen Fußball, dessen Grad an Konformität und Kommerzialität immer neue Grenzen sprengt, oder, um ein Bild des ZDF-Reporters von Sonntagabend aufzugreifen, der die Rakete des britischen Milliardärs Richard Branson im Weltall noch locker überholt, dafür muss er nicht mal von [1][Uli Hoeneß] getreten worden sein. Es gab ein überflüssiges Spektakel, die sogenannte Abschlussfeier vor dem Endspiel, in dem wenigstens die vermutlich schlecht bezahlten Tänzerinnen noch Maske trugen, und die eine nordkoreanische Militärparade wie eine Oase der Kontemplation und Entspannung aussehen ließ. Schlimme, schlimme Bilder. Aber wie gesagt, es war nicht alles schlecht. Im Gegenteil. Die EM 2021 hatte nicht nur fußballerisch einiges zu bieten – spektakuläre Spiele, viele Tore, Fußball fast auf der Höhe der Kunst, auch wenn man in Sachen Taktik in der Premier League schon ganz anderes gesehen hat. Vor allen Dingen aber: Man hat echten Fußball gesehen, Fußball fast wie früher, Fußball mit Fans nämlich, mit Zuschauern, Fußball als soziales Event, das zumindest im Ansatz klassenübergreifend funktioniert. Man hat vor lauter Corona und der Angst davor nämlich schon ganz vergessen, dass das Leben auch das sein kann: euphorisch, euphorisierend, rauschhaft, überschwänglich, ausufernd; etwas, das nicht nur Unterschiede schafft, sondern auch Brücken baut, Gemeinsamkeiten schafft. „Normalität“ ist ein Begriff, der inzwischen [2][von rechts besetzt] wird, auch weil er von links immer schon gescheut bis verabscheut wurde, und doch: Normalität kann beruhigend sein. Nach gut 18 Monaten Pandemie wurde bei aller Vorsicht und aller berechtigten Kritik eine lang vermisste Normalität gezeigt, gelebt, gefeiert. Für einen Sommer wurde das Gefühl gefeiert, es könne so sein wie früher. Und ja, da stellte sich beim Zusehen bei manchen die Haare hoch bzw. die inzwischen übliche Hysterie ein – Delta! Oder eben Erleichterung. Erleichterung darüber, dass das alles wieder kurz möglich war. König Fußball sei Dank. Was uns nämlich als nächstes erwartet, sind die üblichen Geistersportbilder. Diesmal kommen sie aus Tokio. 13 Jul 2021 ## LINKS (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=WUoLcy6Lzgc (DIR) [2] /Die-AfD-und-ihr-Normalitaetsbegriff/!5771233 ## AUTOREN (DIR) René Hamann ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Fußball-EM 2024 (DIR) Fußball-EM 2024 (DIR) Schwerpunkt Sport trotz Corona (DIR) Kolumne Press-Schlag (DIR) Uli Hoeneß (DIR) Kolumne Press-Schlag (DIR) Schwerpunkt Fußball-EM 2024 (DIR) Schwerpunkt Fußball-EM 2024 (DIR) Schwerpunkt Fußball-EM 2024 (DIR) Schwerpunkt Fußball-EM 2024 (DIR) Schwerpunkt Fußball-EM 2024 ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Deutsche Meister werden nur BVB und FCB: Klein, aber nicht arm dran Der SC Freiburg oder Union Berlin haben hervorragende Strukturen. Die wahren Underdogs sind ehemalige Großvereine. (DIR) Italiens Torwart Donnarumma nach EM-Sieg: „Da hab ich nichts mehr verstanden“ Für Italiens Torwart Gianluigi Donnarumma erfüllte sich mit dem EM-Finale ein Kindheitstraum. Dass sie gewonnen haben, kapierte er aber nicht sofort. (DIR) Rassismus nach EM-Finale: Im Schatten der Wut Nach der Niederlage gegen Italien fluten sogenannte Fans der englischen Nationalmannschaft das Netz mit Hass – und die Straßen. (DIR) Rassimus bei großen Turnieren: Die Kehrseite des runden Balls Nicht zum ersten Mal ist es bei einem großen Sport-Turnier zu rassistischen und völkischen Ausbrüchen gekommen. Das gab es auch schon in Deutschland. (DIR) Zum Ende des Fußballturniers: Eine Social-Media-EM Wer gewinnt und wer verliert im Fußball, ist nicht immer so eindeutig wie ein 1:0. Diesmal gilt: gewonnen hat das Spiel, verloren die Uefa. (DIR) Italien ist Europameister: Der gekaperte Fußball Mit aller Macht wurde das EM-Turnier durchgepaukt. Nun ist es vorbei, die Uefa kann ihr Geld zählen. Doch wofür wurde das alles gemacht?