# taz.de -- Italiens Torwart Donnarumma nach EM-Sieg: „Da hab ich nichts mehr verstanden“
       
       > Für Italiens Torwart Gianluigi Donnarumma erfüllte sich mit dem EM-Finale
       > ein Kindheitstraum. Dass sie gewonnen haben, kapierte er aber nicht
       > sofort.
       
 (IMG) Bild: Erst in diesem Moment realisierte Donnarumma, dass Italien gewonnen hatte
       
       Es ist nur die Amarenakirsche auf der im Ganzen doch arg säuerlich
       schmeckenden Sahnetorte Fußball-EM 2021. Aber sie ist süß und auf
       bezaubernde Art unschuldig, ein leicht tröstlicher Abschluss, der umso
       besser mundet, als er den Erfolg der tatsächlich besten Mannschaft des
       Turniers krönt.
       
       Aber hören wir den Protagonisten mit seinen eigenen Worten: „‚Über den
       gehaltenen Elfer habe ich nicht gejubelt, weil … [1][weil ich es nicht
       verstanden hatte].‘ ‚Du hattest es wirklich nicht verstanden?‘ ‚Ich hatte
       nicht verstanden, dass wir gewonnen haben. Ich war am Boden zerstört wegen
       des verschossenen Elfmeters von Jorginho. Ich dachte, jetzt haben wir
       verloren.‘ ‚Wir hatten gedacht, du machst das mit Absicht.‘ ‚Ich war
       richtig fertig, dann hab ich mich umgeschaut, ich hab auf den
       Schiedsrichter geschaut, denn beim Videobeweis schauen sie immer auf die
       Füße, ich habe versucht zu verstehen, ob alles okay ist, und dann hab ich
       auf mein Team geguckt, wie die auf mich zukamen und auf mich drauf, da hab
       ich dann gar nichts mehr verstanden.‘“
       
       Das sagte der italienische Torwart Gianluigi „Gigio“ Donnarumma nach dem
       EM-Finale gegen England dem Reporter des Sportsenders Sky. Ultracool war er
       nach dem gegen Bukayo Saka gehaltenen Elfmeter zur Seite gegangen. Was Saka
       und den anderen Schwarzen Spielern des englischen Teams, die in diesem
       Elfmeterschießen nicht getroffen hatten, [2][von eigenen „Fans“ dann an
       rassistischen Beleidigungen und Bedrohungen widerfuhr], passt zu einem
       Turnier, in dem das Spektakel dem Sportsgeist schon lange den Garaus
       gemacht hatte.
       
       Aber dass ausgerechnet Donnarumma, der wegen seines von vielen Tifosi als
       Majestätsbeleidigung empfundenen Wechsels vom AC Milan zum französischen
       Dauermeister Paris Saint-Germain in Italien in der Kritik steht, nun nicht
       mehr zeitlich und örtlich orientiert eine Partie verlässt, von der noch
       nicht ausgemacht ist, ob sie nicht sein Lebensspiel war – das freut dann
       doch. Und zusammen mit den so würdevollen wie warmherzigen und witzigen
       Glückwunschansprachen von Staatspräsident Mattarella und Ministerpräsident
       Draghi, zusammen mit dem [3][Video der Vorspielbesprechung von Trainer
       Mancini] („Ich habe nichts zu sagen. Ihr wisst, wer ihr seid. Und wir sind
       nicht aus Zufall hier.“) war das dann genau die Mischung aus Pathos und
       Naivität, die diesen Sport trotz allem so wunderbar machen.
       
       13 Jul 2021
       
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 (DIR) [2] /Rassismus-nach-EM-Finale/!5781142
 (DIR) [3] https://video.gazzetta.it/europei-discorso-mancini-prima-finale-video/71595738-e3ac-11eb-a920-3cf1c79d0d96?vclk=home_generico
       
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