# taz.de -- Italienischer Fußball nach dem EM-Sieg: Spaß, Sparen und ein tolles Stadion
       
       > Im Land des Europameisters Italien klagen viele vor dem Saisonstart über
       > den Attraktivitätsverlust der Serie A. Dabei hat die Liga einiges zu
       > bieten.
       
 (IMG) Bild: Federico Chiesa und Giorgio Chiellini von Juventus Turin bei einem Länderspiel – 19. Mai 2021
       
       Vierzig Tage nach dem [1][EM-Triumph im Londoner Wembley-Stadion] steht die
       Serie A vor dem Neustart. Doch die Liga der [2][Europameister] ruft bei
       Fans und Medien eher Bedauern als Begeisterung hervor: Wegen der Pandemie
       leiden auch die Spitzenklubs unter finanziellen Problemen und sind nicht in
       der Lage, ihre besten Spieler und Trainer zu halten. Das betrifft vor allem
       den Titelverteidiger Inter Mailand, der im Verlauf eines Monates erst
       Trainer Antonio Conte, dann die Ausnahmekönner Achraf Hakimi und Romelu
       Lukaku gehen lassen musste. Der erste „scudetto“ seit 2010 kostete den Klub
       etwa eine Million Euro pro Monat nur für Contes Gehalt, für Hakimi und
       Lukaku wurden Ablösen von jeweils 41 und 74 Millionen Euro bezahlt.
       
       Solche Ausgaben kann sich der Klub nicht länger leisten. Zudem hat die
       Serie A einen seiner besten Protagonisten verloren: Torwart Gianluigi
       Donnarumma, der bei der EM zum Spieler des Turniers gewählt wurde, verließ
       kurz danach den AC Milan, um zu Paris Saint-Germain zu wechseln, wo er
       jenes Gehalt bekommt, das ihm in Mailand nicht überwiesen werden kann.
       
       Aus diesem Grund hat sich Enttäuschung unter den Fans breitgemacht und die
       Medien beklagen, die Serie A sei geschwächt. Stimmt das so tatsächlich?
       Genau genommen ist der EM-Gewinn im Sommer nicht der Arbeit in der Liga zu
       verdanken. Der Titel war eher das Resultat der geduldigen Arbeit vom
       Nationaltrainer Roberto Mancini und dessen Team, die nach dem Debakel 2018
       die Mannschaft neu aufgebaut haben.
       
       Übrigens hat die Serie A schon seit Längerem jene Anziehungskraft verloren,
       mit der sich bis Mitte der neunziger Jahre Spitzenspieler aus der ganzen
       Welt locken ließen. Sogar Juventus Turin, bei Weitem Italiens reichster
       Klub, gerät in Schwierigkeiten, wenn internationale Vergleiche anstehen.
       
       ## Allegri, Mourinho, Sarri, Spalletti
       
       Es ist wohl kein Zufall, dass die besten Leistungen in der Champions- und
       Europa League von Teams erbracht wurden, die eher als Underdog betrachtet
       werden: Inter Mailand zog 2020 ins Europa-League-Finale ein, AS Rom war
       innerhalb von vier Saisons zweimal Halbfinalist (2018 in der Champions
       League, 2021 in der Europa League), Atalanta Bergamo schied 2020 erst im
       CL-Halbfinale aus. Im italienischen Fußball verfügt man zwar über geringere
       Mittel, die Liga ist aber immer noch sehr lebendig.
       
       Vier Spitzentrainer sind im Sommer wieder in die Serie A zurückgekehrt:
       Massimiliano Allegri, José Mourinho, Maurizio Sarri und Luciano Spalletti.
       Allegri soll Juventus wieder zu seinem alten Gesicht verhelfen: Schluss mit
       dem gescheiterten Versuch, Erfolg durch schönen Fußball zu haben. Von
       Bedeutung ist ausschließlich das Gewinnen. Die Bianconeri gelten noch als
       heißer Favorit, zumal Allegri eine Gruppe zur Verfügung steht, von der sich
       mit Chiellini, Bonucci, Chiesa, Bernardeschi und dem Neuzugang Manuel
       Locatelli gleich fünf Spieler Europameister nennen dürfen.
       
       Mourinho steht bei AS Rom vor einer großen Herausforderung: Schafft er es,
       die begeisterte, aber launische Fußballstadt und den verjüngten Kader
       endlich zum Erfolg zu führen? Für Luciano Spalletti könnte wiederum Neapel
       der ideale Klub sein, um schönen Angriffsfußball spielen zu lassen. Es
       hängt viel davon ab, ob Leistungsträger Lorenzo Insigne bleibt.
       Angriffsfußball steht auch für Maurizio Sarri im Fokus, genauso wie die
       Fähigkeit, die Spieler zu begeistern.
       
       Sollte das auch bei Lazio Rom klappen, würde er das Kunststück vollbringen,
       Spaß, Attraktivität und Sparzwang zu vereinen. Bei den Rivalen aus Mailand
       hat sich viel verändert: Inter hat einen neuen Trainer (Simone Inzaghi) und
       einen neuen Mittelstürmer (Edin Džeko). AC Milan hat zwar einen erfahrenen
       Stürmer wie Olivier Giroud verpflichtet, wird aber nicht mehr von dem
       Überraschungseffekt profitieren können, der letztes Jahr dem Team von
       Stefano Pioli eine hervorragende Hinrunde verschaffte. In Bergamo ist
       dagegen alles gleich geblieben: Unter Gianpiero Gasperini wird Atalanta
       weiter nach dem zweiten Titel ihrer Geschichte jagen seit dem Pokalgewinn
       1963.
       
       Schließlich bietet die Serie A 2021–22 auch eine faszinierende Szenerie an:
       Aufsteiger Venedig trägt seine Heimspiele in Italiens zweitältestem Stadion
       aus, nicht weit vom Biennale-Gelände entfernt.
       
       19 Aug 2021
       
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