# taz.de -- Hamburg will Branche aufhelfen: Kur für die Kultur
       
       > Einen Monat lang Programm für Machende und Publikum – nach Monaten der
       > Abstinenz: Am 15. Juli beginnt der Hamburger Kultursommer.
       
 (IMG) Bild: Spektakulärer Programmpunkt: Konzert auf den Dächern der Lenzsiedlung am 17. Juli
       
       HAMBURG taz | Medizin für die [1][erkrankte Szene]: Am 15. Juli wird auf
       dem Spielbudenplatz der „Kultursommer“ eingeläutet. Bis Mitte August soll
       es knapp 1.000 Veranstaltungen in 39 Stadtteilen geben, von Konzerten,
       Lesungen und Performances bis hin zu Filmvorführungen und Ausstellungen.
       Zehn Millionen Euro stellt die Stadt dafür zur Verfügung, dass die
       pandemiegebeutelte Landschaft auch in Zukunft erlebbar bleibt. [2][Das
       Projekt] scheint gewinnbringend für Publikum und Kulturschaffende.
       
       „Wir wollen für Aufbruchsstimmung in der Kulturstadt Hamburg sorgen“, sagt
       der zuständige [3][Senator Carsten Brosda] (SPD), „damit das kulturelle
       Ökosystem wieder in Schwung kommt.“ Die Idee – wie auch der Name –
       [4][kommen aus Wien]: Dort „genossen“ einer Miteilung der Veranstalter nach
       bereits im vergangenen Jahr 50.000 Menschen Veranstaltungen „in der ganzen
       Stadt“. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler sprach von einem „neuen
       Wiener Format für Lebensfreude, Leichtigkeit und Optimismus“. Dieses Jahr
       dauert der Wiener Kultursommer vom 3. Juli bis 15. August.
       
       Wenn nun auch Hamburg so etwas ausprobiert, ist das nicht die erste
       [5][Hilfe für die hiesige Szene]. So bewilligte der Senat schon 2020 ein
       Maßnahmenpaket für Kulturschaffende. Mit dem Kultursommer will Brosdas
       Behörde nun insbesondere die Situation der freischaffenden
       Künstler:innen berücksichtigen. Bedingung für die Förderung von
       Veranstaltungen sei gewesen, dass mindestens 75 Prozent der Beteiligten
       freischaffende Hamburger Künstler:innen sind. Dies sei „besonders
       wichtig“, so Brosda zur taz,, „weil gerade die freie Szene von den
       coronabedingten Einschränkungen des kulturellen Lebens stark betroffen war
       und ist“. Eine unabhängige Jury wählte aus über 200 Bewerbungen rund 100
       Konzepte zur Förderung aus.
       
       ## Monate mit kaum Kultur
       
       Amelie Deuflhard, Intendantin auf Kampnagel, begrüßt das Projekt: „Das ist
       ein kollektiver Neustart.“ Ihrem Produktionshaus habe die Förderung
       ermöglicht, ihr Programm [6][noch näher zu den Menschen] in deren Viertel
       zu bringen. Das hält die Intendantin für umso nötiger, nachdem das Publikum
       viele Monate lang kaum noch Gelegenheit hatte, Kultur zu genießen: „Es
       entsteht nicht nur die Möglichkeit für Kulturschaffende wieder ihrem Beruf
       nachzugehen, sondern auch das Publikum wieder hinter dem Ofen
       hervorzulocken.“ Mit Blick auf die diversen Förderungsprogramme für Kunst
       und Kultur sagt Deuflhard, viele profitierten, „viele leider auch nicht“.
       
       [7][Art-Off] ist eine Initiative freier, selbstverwalteter
       Künstler:innenhäuser in Hamburg. Während des Kultursommers bietet sie
       Rundgänge zu verschiedenen Kulturstätten an, an denen 400 freischaffende
       Künstler:innen ihre Arbeit präsentieren. Das Projekt „ermöglicht es,
       endlich wieder mit dem Publikum in den Austausch zu kommen“, sagt Dos
       Pfeil, Sprecherin von Art-Off und selbst freie Künstlerin. „Das war eine
       ganze Zeit nicht möglich und freut uns sehr.“
       
       Sie erkennt an, dass nun gerade auch freie Projekte unterstützt werden
       sollen. „Zusätzlich ist es wichtig, durch die Unterstützung faire Honorare
       bezahlen zu können.“ Generelle Kritik am Kultursommer äußert sie nicht.
       Grundsätzlicher aber seien die Förderungen in der Vergangenheit „meist
       projektbezogen, das heißt, mit einem Jurywesen und Wettbewerb verbunden“.
       
       Auch sei es immer wieder eine Voraussetzung, Mitglied in der
       Künstlersozialkasse zu sein. Nicht alle freischaffenden Künstler:innen
       erzhielten aber ausreichend Erlös mit ihrer Arbeit, um in diese
       [8][staatlich subventionierte Versicherung] aufgenommen zu werden. Pfeil
       wünscht sich daher mehr Individualförderung: „Sonst bleiben die auf der
       Strecke, die sowieso weniger gesehen werden.“
       
       Am 15. Juli um 18 Uhr startet die Kur fürs Hamburger Kulturleben offiziell
       mit einem vorab nicht bekannt gegebenen Programm auf dem Spielbudenplatz.
       Der Eintritt ist frei, der Einlass beginnt um 16 Uhr.
       
       15 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Kulturinstitutionen-als-Corona-Opfer/!5724717
 (DIR) [2] http://www.kultursommer.hamburg
 (DIR) [3] /Hamburgs-Kultursenator-Carsten-Brosda/!5727546
 (DIR) [4] https://kultursommerwien.at/
 (DIR) [5] https://www.hamburg.de/bkm/13729684/hilfsmassnahmen-fuer-kultur-und-kreativwirtschaft/
 (DIR) [6] /!5676911/
 (DIR) [7] http://art-off-hamburg.de/
 (DIR) [8] https://www.kuenstlersozialkasse.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Arne Matzanke
       
       ## TAGS
       
 (DIR) taz.gazete
 (DIR) Kulturförderung
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Hamburg
 (DIR) Schwerpunkt Coronavirus
 (DIR) Hamburg
 (DIR) taz.gazete
 (DIR) taz.gazete
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kollektive Quarantäne nach Live-Konzert: Kiez in Katerstimmung
       
       Nach einem Open-Air-Konzert im Hamburger „Molotow“ wurde ein Besucher
       positiv auf Corona getestet. Der Club äußert sich nun zu dem Vorfall.
       
 (DIR) Konzertschuppen in der Pandemie: Klubs wollen Anerkennung
       
       Die Hamburger Politik stärkt Klubs mit Fördergeldern – rechtlich stehen sie
       aber immer noch nicht auf einer Stufe mit Theatern und der Elphi.
       
 (DIR) Kulturbetrieb im Lockdown: Der Mehrheit egal
       
       Welche gesellschaftliche Relevanz hat Kultur? Ich habe mich darüber schon
       heftig gestritten, weil ich eine recht negative Auffassung dazu vertrat.
       
 (DIR) Intendantin über Kultur-Lockdown: „Wir müssen Solidarität zeigen“
       
       Auch wenn sie Theater für infektionssicher hält: Amelie Deuflhard,
       Intendantin von Kampnagel in Hamburg, ist bereit, den Lockdown mitzutragen.