# taz.de -- Olympia auf 12 Quadratmetern: App jetzt geht’s los! Oder nicht?
       
       > 36,5 Grad: Wie der Olympia-Reporter der taz mit den Widrigkeiten einer
       > Drei-Tage-Quarantäne in Tokio kämpft.
       
 (IMG) Bild: Die olympische Flamme brennt – für den einen heißer, für den anderen kälter
       
       Zu meiner Auftaktkolumne möchte ich insbesondere herzlich meine
       Leser:innen in Japan begrüßen. Schließlich hat mich das japanische
       Organisationsteam der Olympischen Spiele wissen lassen, dass ich aus
       Pandemieschutzgründen in den ersten drei Quarantänetagen unter [1][einem
       erhöhten Level der Überwachung] arbeite. Und Kolumnen, in denen die
       Beobachtungssubjekte Erlebtes hinterlegen, gehören gewiss zur
       Pflichtlektüre.
       
       Ich versichere hiermit hoch und heilig, dass meine GPS-Daten, die ich
       pflichtgemäß gleich am Flughafen freigegeben habe, nicht lügen und ich
       zumindest aus Sicht eines Pandemieschützers nicht das Geringste erlebt
       habe. Die Highlights haben sich fast ausschließlich in meiner derzeit etwa
       zwölf Quadratmeter großen Blase im 13. Stock meines Hotels abgespielt. Zu
       erwähnen wäre da etwa die beheizbare Klobrille und die per Knopfdruck
       auszulösende Bidetfunktion.
       
       ## Keine auffälligen Symptome
       
       Dass ich überhaupt hier sein darf, ist keine Selbstverständlichkeit, weil
       [2][die App], über die ich täglich meine Gesundheitsdaten übermitteln soll,
       für mich bislang noch nicht freigeschaltet werden konnte. Ohne diese App,
       hieß es zuvor, dürfte man den Flughafen bei Ankunft gar nicht verlassen.
       Für dieses dankenswerte Entgegenkommen der Organisatoren möchte ich an
       dieser Stelle festhalten: Körpertemperatur heute 36,5° C, ansonsten keine
       auffälligen Symptome.
       
       Die fehlende Übertragungsmöglichkeit meiner Gesundheitsdaten ist sicherlich
       eine missliche Geschichte. In der Verhaltensfibel, die mir die
       Organisatoren zukommen haben lassen, steht, dass das erhöhte Level der
       Überwachung, wo nötig, mit direkter persönlicher Überwachung verknüpft
       werden kann. Vermutlich erfülle ich alle Voraussetzungen für solch eine
       Individualbetreuung.
       
       Doch bei der Abgabe meines Speicheltests – und hiermit komme ich zu einem
       weiteren Highlight meiner Quarantänezeit – habe ich niemanden gesehen, der
       ein wenig Interesse für mich gezeigt hätte. Wenn die Coronatestsammler sich
       nämlich einmal am Tag von der Lobby aus melden, darf ich mit dem Aufzug
       herunterfahren, mein Röhrchen abgeben, und wieder hochfahren. Und wenn ich
       irgendetwas vergessen habe, meine Akkreditierungsnummer zum Beispiel, darf
       ich das auch ein zweites Mal machen. „First 14 Days“ steht auf einem roten
       Klebeband am Boden vor dem Aufzug, den ich nehmen soll.
       
       Bei der Busfahrt vom Flughafen in die Stadt hat eine Olympia-Helferin der
       Journalistenbesatzung ein paar Dinge über Tokio erzählt. Unter anderem
       erheiterte sie die Runde mit der Bemerkung, man freue sich in Tokio sehr
       auf die Spiele. Vielleicht war sich die Frau nicht bewusst, dass die
       schlechten Umfragewerte international Verbreitung finden. Aber ich freue
       mich wirklich, wenn es jetzt losgeht und ich wieder raus in die etwas
       größere Blase darf, auch wenn ich dabei vielleicht einen oder gar zwei
       Leser oder Leserinnen in Japan verliere.
       
       23 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Coronaregeln-bei-Olympia-in-Tokio/!5781915
 (DIR) [2] https://apps.apple.com/de/app/ocha-checkin-health-report/id1559018547
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
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