# taz.de -- TV-Krimi „Kommissar Bäckström“: Der alte Schwedenhecht
       
       > Kommissar Bäckström, 50+, ist ein arrogantes Arschloch. Außerdem hat er
       > übersinnliche Fähigkeiten – und beides hilft ihm im Job.
       
 (IMG) Bild: Bäckström (Kjell Bergqvist) ermittelt auf einer unbewohnten Insel
       
       [1][Schwedische Krimiserien] stehen bei mir nicht (mehr) hoch im Kurs. Die
       letzten Jahre hab ich zu viele davon gesehen, [2][die das immer Gleiche
       erzählen].
       
       Aber okay, es herrscht immer noch „Tatort“-Sommerflaute, und weil ich
       gerade bei Netflix die ganz wunderbare schwedische Coming-out-Serie „Young
       Royals“ gesehen habe, war ich diesem neuen Schweden-Krimi in sechs Teilen
       wohlgesonnen (und die Redaktion wollte endlich wieder was Frisches auf
       diesem Kolumnenplatz). Also hab ich „Kommissar Bäckström“ schon mal zur
       Hälfte geguckt, mehr war vorab nicht möglich.
       
       Tja, ich kann direkt mit der Tür ins Haus fallen (aber bitte bis zum Ende
       lesen): Kommissar Bäckström, so vielleicht 50+, ist ein arrogantes
       Arschloch und ein eitler Gockel, der andere schnell verletzt (das könnte
       eine Art Selbstschutz sein). Der komplizierte Typ ist bindungsunfähig, aber
       ein toller Hecht, wie er es wohl selbst nennen würde.
       
       Nun ja, er ist recht eigenwillig, aber eben auch brillant, weshalb man ihm
       viel durchgehen lässt. Auf Dauer aber ist das etwas wenig und langweilig.
       Vor allem dann, wenn im zweiten Teil dem Alphamännchen in Person einer
       ehrgeizigen Staatsanwältin ein Alphaweibchen und so etwas wie eine
       Aufpasserin vorgesetzt wird. Da haut der Kommissar lieber ab – nach
       Thailand. Denn dahin führt eine Spur.
       
       ## Hübsch konstruiert
       
       Der Fall ist hübsch konstruiert: Alles fängt mit einem Totenschädel an. Den
       hat Edvin, ein kleiner Pfadfinder, auf einer Insel gefunden. Den
       Nachbarsjungen hat der Kommissar – ganz untypisch – ins Herz geschlossen.
       
       Das ist ein kluger dramaturgischer Kniff: Dem alten weißen Sack, dem
       überhaupt nicht politisch korrekten Starermittler, einen Sympathieträger
       zur Seite zu stellen, ein wissbegieriges Kind, das vom großen Vorbild alles
       lernen darf, was einen grandiosen Mordermittler ausmacht. Und Edvin hat
       schon viel gelernt: Er sieht sich den Schädel genau an und trägt mit seinen
       Erkenntnissen zu den Ermittlungen bei. Der Schädel stammt angeblich von
       einer Frau, die bereits 2004 in Thailand im Tsunami ums Leben kam … „Man
       kann nicht zweimal sterben“, sagt Bäckström.
       
       Clever, dass der Kommissar zu – nennen wir es mal: Geistreisen – fähig ist.
       Er kann sich in längst vergangene Begegnungen (samt Personen)
       hineinversetzen: Wir sehen Bäckström dann etwa in Szenen mit dem Mordopfer
       in Thailand. Das hat etwas Surreales und relativiert den Eindruck, den
       dieser ansonsten arg klischeebehaftete, irgendwie einsame Kommissar
       hinterlässt.
       
       1 Aug 2021
       
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