# taz.de -- Bismarck-Denkmal in Hamburg: Ein neuer Mantel für den Kanzler
       
       > Wie mit dem rassistischen Erbe umgehen? Was mit einem Denkmal wie dem für
       > Otto von Bismarck in Hamburg machen? Ein Workshop will Antworten finden.
       
 (IMG) Bild: Was nur soll aus dem alten Bismarck werden? Ein Workshop soll es klären
       
       HAMBURG taz | Demokratiefeindlichkeit, Militarisierung, Kolonialpolitik.
       Wie Damoklesschwerter schweben diese drei Unzeitgemäßen über dem ehemaligen
       Reichskanzler Otto von Bismarck. [1][Dennoch steht das Denkmal] des
       Politikers im Hamburger Hafen, das mit seinen 34 Metern Höhe und 600 Tonnen
       Gewicht weltweit seinesgleichen sucht, immer noch. Aber nun hat der Zahn
       der Zeit geschafft, was der Kritik in 115 Jahren nicht gelungen ist: Das
       Fundament des steinernen Kanzlers ist so marode, dass es endgültig zu Fall
       gebracht worden wäre, hätte man es nicht saniert. Ein Mangel, der übrigens
       entstanden ist durch den Umbau des Sockels zum Luftschutzbunker im Zweiten
       Weltkrieg.
       
       Und wieder spielte die Kritik keine Rolle und das Geld floss ohne Bedenken:
       Sechs Millionen Euro sollten aus dem Bundeskulturetat kommen, die Stadt
       wollte den Rest erbringen. Fast neun Millionen Euro kostet nun die Anfang
       des Jahres begonnene Sanierung, weitere gut sechs Millionen fließen aus der
       Stadtkasse in die Aufbereitung der Parkanlagen. Eine
       Bürger*innenbeteiligung soll dabei die Interessen der Bewohner*innen
       der anliegenden Stadtteile St. Pauli und Neustadt berücksichtigen.
       
       Doch dann schallte nach dem [2][Mord an George Floyd] ein Ruf nach
       Gerechtigkeit über die Welt und riss nicht nur in den USA Wunden auf. Wie
       mit dem rassistischen Erbe umgehen? Was tun mit Ehrendenkmälern für
       Kolonialherren? Soll man also im Fall des Bismarck-Denkmals einen
       Kriegstreiber überhaupt von Grund auf sanieren?
       
       Doch das Geld ist ausgegeben, der Granit wieder sauber. Um die Lücke
       zwischen Sanierung und Aufarbeitung zu schließen, beschloss der Senat
       deshalb ein Konzept: Die von „[3][zivilgesellschaftlichen Initiativen
       formulierte Kritik]“ soll Ende des Jahres in einen
       künstlerisch-didaktischen Wettbewerb einfließen, Vorschläge sollen dann von
       einer internationalen Jury bewertet und ein adäquater Umgang mit dem
       Denkmal gefunden werden.
       
       ## Die Kolonialisierung Westafrikas
       
       Was genau da zur Aufgabe für die Wettbewerber*innen werden soll und
       wie man dabei diverse Akteur*innen einbeziehen kann, tüftelt gerade
       [4][eine Workshop-Reihe] aus, pandemiebedingt nur per Zoom.
       
       Am Donnerstag sitzt beim zweiten von vier Workshops nun Kokou Azamed
       auKulturwissenschaftler lehrt an der University of Lomé in Togo – jenem
       Land, das einen Teil der einstigen deutschen Kolonie Togo umfasst. Azamed
       setzt sich in seiner Forschung unter anderem mit der [5][Kolonialisierung
       Westafrikas durch Deutschland] auseinander. Mit dabei ist auch Noa Ha,
       Stadtforscherin und Gründungsmitglied der Fachgesellschaft für
       rassismuskritische, postkoloniale und dekoloniale Forschung und Praxis.
       Welche Zukunft dem veralteten Denkmal bevorsteht – im kommenden Jahr wissen
       wir mehr.
       
       Workshop „Was macht das Denkmal so schwierig?“: Do, 12. 8., 19 Uhr,
       Teilnahme [6][über Zoom].
       
       7 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Denkmalstreit-in-Hamburg/!5740180
 (DIR) [2] /Urteil-im-Mordfall-George-Floyd/!5783164
 (DIR) [3] https://www.youtube.com/watch?v=SvYq8RERsYU
 (DIR) [4] https://www.hamburg.de/bkm/koloniales-erbe/15307370/bismarck-denkmal-workshop/
 (DIR) [5] /Studie-zur-deutschen-Kolonialgeschichte/!5341801
 (DIR) [6] https://t1p.de/6xm6
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Luh
       
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