# taz.de -- Ausstellung in Neukölln: Welt aus Pappe, Welt aus Magma
       
       > Maria und Natalia Petschatnikov verwandeln die Galerie im Körnerpark in
       > eine Felslandschaft. Im Videoraum hat das Magma einen großen Auftritt.
       
 (IMG) Bild: „Hidden People“, Galerie im Körnerpark, Ausstellungsansicht
       
       Die Huldufólk, die „Hidden People“ der isländischen Mythologie,
       hinterlassen Spuren in der Natur, von denen vielleicht gerade mal ein Hauch
       die Wahrnehmung ihrer Umwelt streift. Ansonsten leben die Elfen in ihrem
       eigenen Mikrokosmos. Das mag sicherer für sie sein, zu Sehen lassen sie
       sich in jedem Fall nur, wenn sie möchten.
       
       In einen eigenen Mikro-, wenn nicht Makrokosmos haben Maria und Natalia
       Petschatnikov die [1][Galerie im Körnerpark] verwandelt. Eine Welt aus
       Pappe weitet sich durch die gesamten Räume aus, Felsen aus Papier wandern
       die Wände hoch, dazwischen locker gemalte Szenen, die Landschaften erahnen
       lassen, hier und da Schafe aus Kartonfetzen. Nichts ist zu verschnörkelt,
       saftiges Grün fehlt, ein paar weiße Streifen am Boden deuten eine Straße
       an.
       
       Doch das Organische überwiegt, Skelette säumen die Wege, Vergangenes trifft
       auf einen Bauer, der zu Hause auf einem Schreibtischstuhl sitzt. Daneben
       flattert, zunächst im Gesamtbild kaum sichtbar, eine aufgepustete
       Plastiktüte über den Felsen. So wie sie hier am Platz in der Luft zu stehen
       scheint, kann sie der Umwelt jedenfalls nichts anhaben, keine
       Plastikkügelchen im Meer bilden, die den Fischen zusetzen. Der unsichtbare
       Luftzug hält sie in der Schwebe.
       
       ## Geteilte Wahrnehmung
       
       Zwischen Zwillingen soll es ja auch geteilte Wahrnehmungsfähigkeit und
       sogar das gleichzeitige Spüren der Gefühle der anderen Person über große
       Distanzen geben. Das mag ein Grund sein, warum Maria und Natalia
       Petschatnikov so leicht zum Titel „Hidden People“ für ihre Ausstellung
       fanden. Der zweite Grund war der erwähnte Landwirt, den die
       Petschatnikov-Zwillinge während eines Aufenthalts in Westfjords in Island
       kennenlernten und der von den Hidden People zu erzählen wusste. Diese
       kommen und gehen, so wie die Berglandschaften, die die Schwestern in einer
       Videoarbeit immer wieder von Neuem malen, nur damit sie wieder
       verschwinden.
       
       Am Ende der Landschaft läuft im Videoraum der kommunalen Galerie ein Film
       zum Projekt „From Magma to Mankind“ (2020) von Egill Sæbjörnsson. Hinter
       dem Vorhang schildert der Künstler seine köstlichen Überlegungen zu Magma
       als neuem Urstoff, mit dem er anthropozentrische Evolutionserzählungen
       umschreibt. Zum weich werden diese Gesteinsschmelzen.
       
       19 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.berlin.de/kunst-und-kultur-neukoelln/kulturorte/galerie-im-koernerpark/aktuelle-ausstellung/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Noemi Molitor
       
       ## TAGS
       
 (DIR) taz Plan
 (DIR) Kunst Berlin
 (DIR) Rauminstallation
 (DIR) Videokunst
 (DIR) Bildende Kunst
 (DIR) taz Plan
 (DIR) taz Plan
 (DIR) Kunst Berlin
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Ausstellung in Neukölln: Jeder Einfluss verändert
       
       Wie nah oder fern ist man der Natur? Danach fragt in der Galerie im
       Körnerpark die Ausstellung Enter_Nature in einem nicht so einfachen
       Parcours.
       
 (DIR) Kunst in Kreuzberg: Das Wasser als Drummer
       
       Von Wasser bis Bilderfluten: Die Gruppenausstellung „Wild Frictions:
       Politische Poesien der Störung“ im Kunstraum Kreuzberg folgt ihrem eigenen
       Takt.
       
 (DIR) Ausstellungsempfehlung für Berlin: Der Farbe wegen
       
       „The Sound of Color“ in der Galerie M + R Fricke in Moabit verbindet frühe
       Recherchen zur Farbwahrnehmung mit zeitgenössischen Positionen.
       
 (DIR) Neuköllner Kunstpreis verliehen: Ausgezeichnetes Neukölln
       
       Die Nominierten-Ausstellung zum Neuköllner Kunstpreis im Saalbau Neukölln
       bietet eine großartige Einsicht in die künstlerische Bandbreite des
       Bezirks.