# taz.de -- Bundestagswahl 2021: Die Wahl für Studierende
       
       > Was haben die Parteien für Hochschulen und ihre Studierenden vor, wenn
       > sie in der Regierung landen? Wir haben nachgeschlagen.
       
 (IMG) Bild: Geld, Wohnen, Lernen, Perspektiven – was steht im Wahlprogramm für die Studierenden?
       
       BERLIN taz | Mit welcher Regierungskoalition können Studierende auf einen
       höheren BAföG-Satz hoffen? Wer will in die Hochschullehre investieren? Und
       wie sehen die Reformpläne der Parteien für die Arbeitsbedingungen in der
       Wissenschaft aus? Wir haben die Wahlprogramme aller demokratischen
       Bundestagsparteien durchforstet und ihre Antworten in den Wahlprüfsteinen
       von Deutschem Studentenwerk und Hochschulrektorenkonferenz studiert.
       
       ## Geld
       
       Dass beim BAföG Reformbedarf besteht – darüber sind sich alle Parteien
       einig. Derzeit erhalten nur noch 11 Prozent der Studierenden die Förderung.
       Alle Parteien wollen den Kreis der Berechtigten erweitern und die
       derzeitige Altersgrenze von 29 Jahren zu Beginn des Bachelors und 34 beim
       Start ins Masterstudium aufheben. Aber dann hört die Einigkeit auch schon
       auf.
       
       Die SPD will die Einkommensgrenze nach oben setzen. Die Union schlägt vor,
       dass künftig eine zweite Berufsausbildung gefördert werden soll. Die Linke
       will das BAföG auch an Geflüchtete auszahlen. Und wenn es nach dem grünen
       Wahlprogramm geht, soll das BAföG in eine Grundsicherung für alle
       Studierenden und Auszubildenden umgewandelt werden.
       
       Bei einer rot-rot-grünen Bundesregierung können die Studierenden darauf
       hoffen, das [1][BAföG] künftig nicht mehr zurückzahlen zu müssen – auch
       Linke und SPD wollen es wieder zum Vollzuschuss machen. Die FDP sieht
       immerhin 200 Euro Zuschuss für Studierende vor, die sich ehrenamtlich
       engagieren oder Nebentätigkeiten ausüben.
       
       Ob der Regelsatz nach der Bundestagswahl erhöht wird? Das BAföG muss wieder
       Miete, Lernen und Lebensunterhalt abdecken, sagt die SPD. Auch Grüne und
       Linke wollen den Fördersatz erhöhen. Geht es nach der FDP, sollen immerhin
       die Zuverdienstgrenzen angehoben werden.
       
       Grundsätzlich elternunabhängig wollen Grüne, FDP und Linke das BAföG
       gestalten. Die SPD will das BAföG mit ihrem neuen Kindergeldmodell
       „elternunabhängiger“ machen. Und nach den Plänen der Union soll auch
       elternunabhängig BAföG bekommen, wer nach dem 35. Lebensjahr, einem
       abgeschlossenen Bachelor und mit Berufserfahrung ein Masterstudium beginnt.
       
       ## Wohnen
       
       239.058 und damit 9,45 Prozent der Studierenden wohnten im Wintersemester
       2019/20 in öffentlich geförderten Wohnheimen – nicht gerade eine
       beeindruckende Zahl in Zeiten von steigenden Mieten in vielen Unistädten.
       Gegensteuern wollen Rot, Rot und Grün. Die SPD sieht in ihrem Wahlprogramm
       vor, bis 2030 100.000 zusätzliche Wohnheimplätze für Studierende zu
       schaffen, die Linken 50.000 in den nächsten vier Jahren.
       
       Die Grünen planen eine „Offensive für studentisches Wohnen“, ohne Details
       zu nennen. FDP und Union hingegen verweisen auf den Föderalismus und sehen
       die Länder in der Verantwortung. Daraus dürfen diese sich nicht
       zurückziehen, findet die FDP. Gesprächen über eine mögliche Beteiligung des
       Bundes stehen die Freien Demokraten aber offen gegenüber.
       
       ## Lernen
       
       Mit dem [2][Auslaufen des Qualitätspakts Lehre] Ende 2020 hat die
       Qualitätsentwicklung der Hochschullehre massiv eingebüßt. Wo niemand
       anderes finanziell eingesprungen ist, mussten Tutor*innen entlassen und
       Didaktikzentren an Hochschulen geschlossen werden. Die neugegründete
       Stiftung Innovation in der Hochschullehre kann diese Verluste kaum
       wettmachen. Und wenn es nach der Union geht, wird sich daran nichts ändern:
       Die Partei verweist auf die Innovationsstiftung und sieht keinen
       Reformbedarf.
       
       Die FDP strebt immerhin eine „Qualitätsoffensive“ für die Hochschullehre
       an. Was das konkret bedeutet, buchstabieren SPD, Grüne und Linke aus:
       Zusätzliche Mittel für Hochschuldidaktik und entfristete Stellen. Ein
       weiterer Faktor, der guter Hochschullehre im Weg steht: Die
       Unterfinanzierung der Hochschulen insgesamt. Laut Union trägt der Bund
       seinen Teil für die Finanzierung der Hochschulen schon bei. Dagegen sagen
       Linke und SPD: Auch der Bund könnte mehr zahlen.
       
       ## Perspektiven
       
       Bleibt die Union an der Regierung, sieht es für das wissenschaftliche
       Personal an Deutschlands Universitäten düster aus. Alle anderen Parteien
       streben zumindest eine Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes an.
       Geht es nach SPD, Grünen und Linken, müssen mehr Dauerstellen im
       akademischen Mittelbau geschaffen werden.
       
       Die Linken wollen dafür das Sonderbefristungsrecht abschaffen. Dies
       ermöglicht bisher, Wissenschaftler*innen in der
       „Qualifizierungsphase“, also bis zum Abschluss der Promotion oder
       Habilitation, in der Regel für je sechs Jahre sachgrundlos befristet zu
       beschäftigen. Die Grünen wollen genauer definieren, was als
       „Qualifizierungsphase“ gilt. Die SPD hat vor, aus dem
       Wissenschaftszeitvertragsgesetz ein Gesetz für gute Arbeit in der
       Wissenschaft zu machen.
       
       5 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /50-Jahre-BAfoeG/!5792939
 (DIR) [2] /Lernen-an-Universitaeten/!5733855
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Franziska Schindler
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2021
 (DIR) Studium
 (DIR) Hochschule
 (DIR) Bafög
 (DIR) Sondierung
 (DIR) Schulstreik
 (DIR) Studierende
 (DIR) Verbrennungsmotoren
 (DIR) Bafög
 (DIR) Arbeitsbedingungen
 (DIR) Wissenschaft
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Pläne von SPD, Grünen und FDP: Bafög für Chancen des Lebens
       
       Das Sondierungspapier von SPD, Grünen und FDP ist in Sachen Bildungspolitik
       vage. Eine neue Idee gibt es aber: das Lebenschancen-Bafög.
       
 (DIR) Interessen der jungen Generation: Staatsmacht gegen Jugend
       
       Junge Menschen werden im derzeitigen Machtsystem nicht nur vernachlässigt,
       die Politik richtet sich direkt gegen sie. Zeit für entschlossenen Protest.
       
 (DIR) Studierende auf dem Wohnungsmarkt: „Auch Studierende sind wohnungslos“
       
       Wohnungsnot betrifft Studierende besonders, sagt Sophie Uhlig von der
       LandesAstenKonferenz. Mit einem Aktionstag starten sie nun ihren Protest.
       
 (DIR) Die Wahl für Krankenschwestern: Sie ist überall
       
       Das Bild der alleinerziehenden Krankenschwester wird oft benutzt, wenn
       Parteien sich gegenseitig falsche Sozialpolitik vorwerfen. Was steckt
       dahinter?
       
 (DIR) Unterstützung für Studierende: Bafög-Zahlen weiter auf Talfahrt
       
       Die versprochene Trendwende bei der Unterstützung für Studierende ist
       ausgeblieben. Dafür werden die Rufe nach einer umfassenden Reform lauter.
       
 (DIR) Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft: Angebot an Hanna
       
       Dauerstellen für alle sind nicht die Antwort auf prekäre Arbeitsbedingungen
       an Hochschulen. Besser wäre ein Lebenszeitangebot mit Haken.
       
 (DIR) Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft: Wer ist Hanna?
       
       Unter dem Hashtag #IchbinHanna ist eine Debatte über prekäre
       Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft entbrannt. Drei Wissenschaftlerinnen
       erzählen.