# taz.de -- Hamburger AfD-Geschäftsführer: Geschäftstüchtiger AfD-Kandidat
       
       > Thorsten Prenzler kandidiert in Harburg zur niedersächsischen
       > Kommunalwahl – dabei ist er ein verurteilter Betrüger.
       
 (IMG) Bild: Vielleicht noch mehr als das Mandat im Sinn: Thorsten Prenzler, als er noch ein junger CDU-MdL war
       
       HAMBURG taz | In den sozialen Medien ist der Kandidat nicht präsent, es
       gibt weder Aufnahmen von Gesprächen mit Bürger:innen am Infostand noch
       vom Mitanpacken bei Plakataktionen: kein sichtbarer Wahlkampf auf
       kommunaler Ebene. Obwohl [1][Thorsten Prenzler] aus Buchholz bei der
       niedersächsischen Kommunalwahl am kommenden Sonntag für die AfD in den
       Kreistag des Landkreises Harburg ziehen möchte.
       
       In Hamburg ist er Geschäftsführer der [2][Bürgerschaftsfraktion seiner
       Partei]. Mit dem Mandat möchte Prenzler „dazu beitragen, das kommunale
       Umfeld lebenswert und nachhaltig attraktiv für seine Familie und seine
       Mitmenschen zu erhalten“, sagt er der taz. Nicht ohne zu betonen, dass er
       der taz nur „aufgrund bürgerlicher Konventionen“ antworte.
       
       Aus der eigenen Partei werden seine kommunalpolitischen Ambitionen
       allerdings hinterfragt. Denn Prenzler ist auch beruflich sehr umtriebig.
       Gleich bei drei Projektentwicklungsgesellschaften und Bauunternehmen ist
       der 50-Jährige mit CDU-Landtagsvergangenheit involviert. Auf dem
       Wirtschaftsinformationsportal „CompanyHouse“ werden als „aktuelle
       Verbindungen“ Tätigkeiten als Prokurist für vier Firmen angegeben: „RBO
       Grundbesitz und Verwaltung“, „RBO Zweite Projectentwicklungsgesellschaft“,
       „RBO Erste Projectentwicklungsgesellschaft“ und „PS-Bauunternehmen GmbH“.
       
       Bei der RBO Grundbesitz und Verwaltung ist die Prokura erloschen, bei den
       weiteren Unternehmen hat Prenzler Prokura oder Einzelprokura inne. Drei
       Unternehmen sind erst nach seiner Anstellung bei der
       AfD-Bürgerschaftsfraktion gegründet worden, 2016 und 2019. Bei zweien deckt
       sich Prenzlers Privatadresse mit der Anschrift von PS-Bauunternehmen GmbH
       und RBO Projektentwicklungs Gesellschaft mbH.
       
       ## Verwobenes Engagement
       
       Wie eng sind politisches und wirtschaftliches Engagement verwoben? In einer
       der taz zugespielten Nachricht heißt es, Prenzler wolle in den regionalen
       Bauausschuss der Boomregion nahe Hamburg, „um dadurch an exklusive
       Informationen zu kommen, die seinen Baufirmen erhebliche
       Wettbewerbsvorteile garantieren würden“. In der Nordheide und Umgebung ist
       auch RBO Projektentwicklungs Gesellschaft mbH mit mehreren Projekten tätig.
       
       Diese Vorhaltung ist für Prenzler, der in der Partei nicht sehr beliebt
       ist, eine nicht zulässige Unterstellung: „Ich wüsste nicht, in welchen
       Zusammenhang meine Kandidatur für den Kreistag mit der Beschäftigung für
       die von Ihnen genannten Unternehmen steht?“, antwortet er der taz und
       vermutet, dass die „wenigen Personen aus der AfD“, die eine Kandidatur aus
       besagten Gründen unterstellen, „die gleichen Personen“ seien, die ihn in
       der Vergangenheit bei der Staatsanwaltschaft angezeigt haben.
       
       Und er betont: „Wahrscheinlich wissen die wenigen Personen aus der AfD, die
       Ihnen dies zugetragen haben, nicht, dass B-Pläne nicht im Kreistag
       politisch verabschiedet werden, sondern in den Stadträten.“ Formal
       zutreffend, informell weniger, denn auch Kreisverwaltungen sind durchaus
       bei Bebauungsplänen involviert.
       
       Geschäftliche Umtriebigkeiten sind bei der AfD nachweislich nicht
       ungewöhnlich, doch Prenzler könnte als Belastung angesehen werden. Immerhin
       bezeichnete die Bild-Zeitung ihn im Juni 2005 als „Luxus-Schnorrer“. Da
       hieß der damals 34-Jährige noch Thümler und saß für die CDU im
       niedersächsischen Landtag. Inzwischen hat er den Nachnamen seiner Ehefrau
       angenommen. Thümler hatte sich als Reisejournalist ausgegeben, um sich bei
       Hotels in Mecklenburg-Vorpommern Rabatte zu erschleichen.
       
       Die Oldenburger Nordwest-Zeitung deckte den Betrug auf, das Amtsgericht
       Oldenburg verurteilte ihn wegen Betrugs in zwei Fällen zu einer Geldstrafe
       in Höhe von 6.000 Euro. Vom Landtagsmandat trat er zögerlich zurück, bekam
       ein Übergangsgeld von 21.612 Euro und wegen des vorzeitigen Rücktritts noch
       Rentenbeiträge in Höhe von 32.537 Euro.
       
       ## Anzeige aus der AfD
       
       [3][Eine Anzeige aus der eigenen AfD-Bürgerschaftsfraktion], unter anderen
       wegen Urkundenfälschung, wurde eingestellt, sagte eine Pressesprecherin der
       Hamburger Staatsanwaltschaft der taz.
       
       Ein anderer Betrugsvorwurf ist noch nicht geklärt: Ein Bauunternehmer hat
       Prenzler angezeigt, weil Baumaterial im Wert von rund 10.000 Euro trotz
       mehrfacher Mahnungen nicht bezahlt worden sei. Bei einem Versuch, das
       gelieferte Material nebst Geräten zurückzuholen, soll der AfD-Politiker den
       Bauunternehmer des Grundstücks verwiesen haben. Beim zweiten Versuch soll
       das Material schon verbaut gewesen sein – und die Geräte seien verschwunden
       gewesen. Die Staatsanwaltschaft Stade stellte das Verfahren ein. Der
       Bauunternehmer wendete sich an die Generalstaatsanwaltschaft Celle. Über
       den Stand des Verfahrens wollte die Pressesprecherin der taz keine Auskunft
       geben.
       
       11 Sep 2021
       
       ## LINKS
       
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