# taz.de -- Nachhaltiger Transport: Schifffahrt will Klimaneutralität
       
       > Die Branche will das Ziel bis 2050 erreichen. Bisherige Erfahrungen
       > lehren allerdings, dass eine Einigung der wichtigsten Staaten dauern
       > kann.
       
 (IMG) Bild: Das Containerschiff „Ever Ace“ auf dem Weg in den Hamburger Hafen
       
       An wohlfeilen Ankündigungen mangelt es auf der Weltklimakonferenz in
       Glasgow nicht. Am Mittwoch hat auch der Internationale Reederverband ICS in
       London ein Zeichen gesetzt. „Unsere Branche will bereits im Jahr 2050
       klimaneutral sein“, sagte Alfred Hartmann, Präsident des Verbandes
       Deutscher Reeder (VDR) in Hamburg. Bislang [1][sollte der CO2-Ausstoß
       lediglich halbiert werden].
       
       Immerhin war die Seeschifffahrt 2018 die erste Industrie, die ein globales
       Klimaziel verabschiedet hat. Nun reichte der Weltreederverband auch seinen
       neuen Vorschlag bei der Schifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen IMO
       in London ein. Die 175 Mitgliedsstaaten sollen im November erstmals darüber
       beraten. Bisherige Erfahrungen lehren allerdings, dass es jahrelang dauern
       kann, bis sich die wichtigsten Staaten geeinigt haben.
       
       Global werden mehr als 90 Prozent aller Waren per Frachter transportiert.
       Derzeit ist laut IMO die Schifffahrt [2][für gut zwei Prozent aller
       CO2-Emissionen verantwortlich], was in etwa dem Anteil Deutschlands
       entspricht. Der deutsche Reederverband ist eines der größten Mitglieder im
       Weltreederverband ICS. Maßgeblich auf sein Betreiben hin war der
       ICS-Beschluss zustande gekommen, so Hartmann. Seine Klima-Ankündigung darf
       als Botschaft an die künftige Bundesregierung verstanden werden. „Um unser
       ehrgeiziges Ziel zu erreichen, braucht es finanzielle Unterstützung und
       eine umfassende Förderstruktur“, sagte der VDR-Präsident.
       
       Von einem weltweit geltenden Netto-Null-Ziel versprechen sich vor allem
       große europäische und amerikanische Reeder endlich einen verbindlichen
       politischen Rahmen für ihre Investitionen und ein globales „Level Playing
       Field“, gleiche Wettbewerbsbedingungen. Dabei zeigt der Druck von
       Küstenstaaten, Häfen und Umweltverbänden durchaus bereits Wirkung.
       
       ## Abgasnormen verschärft
       
       In den vergangenen Jahren wurden die Abgasnormen in wichtigen Fahrtgebieten
       verschärft, in vielen Häfen weltweit werden Landstromanlagen errichtet; und
       kürzlich verließ das dritte Kreuzfahrtschiff die Meyer Werft, welches mit
       vergleichsweise emissionsarmem LNG-Antrieb ausgerüstet ist.
       
       Einige Umweltaktivisten [3][lehnen dagegen LNG selbst als
       „Brückentechnologie“ ab]. Verbrennungsmotoren abzuschaffen, halten wiederum
       die Reeder für unpraktikabel. Batterie- oder Brennstoffzellenantriebe wären
       nur für küstennahe Fährverkehre einsetzbar. Hartmann: „Noch ist aus unserer
       Sicht offen, ob etwa Methanol, Ammoniak oder andere, aus grünem Wasserstoff
       hergestellte Treibstoffe Schiffe künftig antreiben.“
       
       3 Nov 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hermannus Pfeiffer
       
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