# taz.de -- Die Wahrheit: Purple Bullerbü
       
       > Aufhören mit dem andauernden Schlechtmachen von Bullerbü, aufhören, hört
       > ihr? Was ist bloß schlecht an diesem „Bullerbyn“ in Schweden und sonstwo?
       
 (IMG) Bild: Der alte Ministerpräsident mit Nachfolgerin: nach der Wahl von Andersson als Parteichefin am 4.11
       
       Wer hat’s gesagt? Lassen Sie jetzt das im Folgenden Gesagte auf sich
       wirken, entspannen Sie sich, liebe Leserschaft, nichts muss, alles kann …:
       „Nichts ist schlecht an Bullerbü. Und Astrid Lindgren war eine
       Sozialrevolutionärin, […] das Bild vom Haus mit Garten, Butterblumen,
       Schaukel im Apfelbaum und Räubertochter-Nächte. Die Hecken müssen nicht in
       den rechten Winkel geschnitten werden, das Haus darf ein bisschen
       windschief sein, und es dürfen auch ein paar Würmer in den Äpfeln leben.
       Aber wenn ich Apfelbaum, Kind und Haus sage, bin ich schon ziemlich dicht
       bei Martin Luther. Bürgerlichkeit schlechthin.“
       
       Tja, wer hat es gesagt? Das kann nur einer gewesen sein, und hier auch noch
       richtig zitiert aus der FAZ von 2013: Ja, es war Robert Habeck, Obergrüner
       und Oberbürger eines hübsch bürgerlichen Deutschlands. Und wo Habeck im
       rechten Winkel recht hat, da hat er recht. Ich kann mich ihm in diesen noch
       ad hoc alles und jeden und jede verteufelnden Zeiten in jenem einen Punkt,
       also, ich kann mich einmal nur Habeck anschließen!
       
       Aufhören mit dem andauernden Schlechtmachen von Bullerbü, aufhören, hört
       ihr? Was ist schlecht an Bullerbyn, am, wörtlich übersetzt, „Lärmdorf“, das
       später die legendären lindgrenschen „Kinder aus der Krachmacherstraße“
       inspirierte? Falunrote Holzhäuser, klare Seen, grüne Wälder, Elche,
       glückliche Menschen und Mittsommersonne – allemal eine zünftigere
       Kann-Vorstellung, ja eine gar knorke Illusion, die, ordentlich vor sich hin
       geträumt, auch mehr abgeht als jeder Köttbullar-Besuch in diesem
       pseudoschwedischen Möbelhaus.
       
       Und viel mehr hygge ist (sorry, dänisch und mir so rausgerutscht), als zum
       Beispiel in Berlin von einer trutschig bauernschlauen Franziska Giffey von
       der SPD regiert zu werden, die sich hellsichtig humorlos im just
       vergangenen örtlichen Bürgermeisterinnenwahlkampf mit der Antiphrase
       „Berlin ist nicht Bullerbü“ geoutet hatte. Ja, Berlin ist nicht Bullerbü!
       Wo sie recht hat, hat sie recht, Franziska, die Kleinbürgerin Giffey.
       
       Berlin ist zwar Bullerbü hier und da und dort – straßen-, platz-, hausweise
       – aber ansonsten ist Berlin ein derbes Purple Bullerbü. Sprich in etwa so
       etwas wie das Ende der Welt, vom singenden Gesamtkunstwerk Prince erstmals
       1984 „Purple Rain“ getauft. Leider, oder ganz im Gegenteil – den Propheten
       sei Dank, geht Berlin, jenseits des Tourismus, nicht so gut wie jenes
       Vokalstück von Prince über den Ladentisch. Das hat sich nämlich seither
       mehr als 25 Millionen Mal verkauft und damals 24 Wochen ständig Platz eins
       der US-amerikanischen Albumcharts belegt.
       
       Purple Bullerbü, auf dich mit Gebrüll! Und mit Liebe auch. Wie heißt es
       doch herzerwärmend bei Prince: „I never meant to cause you any sorrow, I
       never meant to cause you any pain, I only wanted one time to see you
       laughing, I only wanted to see you laughing in the purple rain“. Berlin?
       Rocks!
       
       9 Nov 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Harriet Wolff
       
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