# taz.de -- „Fit for 55“ im doppelten Sinne: Sportstudio Klimagipfel
       
       > Auf der Klimakonferenz in Glasgow gibts jede Menge Bewegung. Leider
       > weniger in Sachfragen als vor allem für unseren Autor.
       
 (IMG) Bild: Teilnehmer einer Protestaktion von Fridays for Future bei der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow
       
       Eigentlich sollte auf der Einladung zur Klimakonferenz ein Warnhinweis wie
       auf Zigarettenschachteln kleben: „COPs können Ihrer Gesundheit schaden!“
       Wer teilnimmt, schläft nur ein paar Stunden, isst und trinkt tags zu wenig
       und abends zu viel, hetzt von einem Termin zum nächsten oder langweilt sich
       in der letzten Nacht zu Tode. Gefährlich ist auch der Frust, [1][dass der
       Klimawandel immer weitermacht], was für unsere Gesundheit ja noch schlimmer
       ist als die Gummibär-und-Schokolade-Diät auf der Konferenz.
       
       In Glasgow ist vieles anders. Aus der [2][Angst vor einem
       Corona-Superspreader-Event] werden hier Toiletten, Tische und Stände
       permanent abgewischt und desinfiziert, überall steht Handdesinfektionszeug.
       Wenn die Verhandlerkolonne so fleißig und effektiv wäre wie die Putzleute
       sind, wäre mir ums Klima nicht bange.
       
       Bei allem Stress ist die COP aber eigentlich ein großes Fitnessstudio:
       Gegen das ungesunde Sitzen gibt es lange Schlangen am Eingang oder vor den
       Toiletten, wo der Bewegungsapparat gestärkt wird. Die Wege sind weit: vom
       Eingang bis zum Pressezentrum sicher ein knapper Kilometer. Und wir sind
       dauernd on the road: zu Pressekonferenzen, zu Gesprächen, Terminen, Treffen
       mit Informanten, zum Klo, einfach rumschlendernd.
       
       Früher fürchtete ich, [3][zwei Wochen COP] würden mich aus dem regelmäßigen
       Joggingrhythmus bringen. Inzwischen zeigt mir mein Smartphone, dass ich
       jeden Tag so um die 15.000 Schritte mache – weit mehr als im August, als
       ich wandern war. Und wie bei jedem guten Cardiotraining wechseln sich
       hektische Sprints zum morgendlichen Pendlerzug ab mit Ausdauertraining auf
       dem Konferenzgelände und Belastungsläufen die Treppen hoch – alles mit
       FFP2-Maske vor der Nase. Das Gute daran: Für einen Herzinfarkt bleibt
       einfach keine Zeit.
       
       ## Adrenalin ohne Ende
       
       Die ganze Hektik und Bewegung steht in seltsamem Kontrast dazu, wie
       unbeweglich der gesamte Prozess ist. Immerhin bleiben wir so auf Trab und
       mit Adrenalin versorgt. Nicht umsonst heißt der EU-Klimaplan offiziell „Fit
       for 55“. Da fühlen sich Senioren wie ich gleich angesprochen.
       
       Viele Leute meinen ja, Klimaschutz sei ein Marathonlauf. Ach, Kinder: Wenn
       es doch nur so einfach wäre.
       
       11 Nov 2021
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
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