# taz.de -- „ak“-Zeitschrift feiert Jubiläum: „ak“? ok!
       
       > Die Zeitschrift „analyse & kritik“ wird 50. Trotzdem sieht sie frischer
       > aus als in manchen Jahren zuvor. Das hat viel mit einem neuen Webauftritt
       > zu tun.
       
 (IMG) Bild: Eng verwoben war die Zeitung bei ihrer Gründung mit den K-Gruppen – hier ein Ausschnitt
       
       Noch vor kurzer Zeit taumelte die Hamburger Monatszeitung [1][analyse &
       kritik (ak)] mal wieder durch eine Krise. Doch die ist vergangen, und Hanna
       Eberle, Geschäftsführerin der ak, ist derzeit ziemlich zufrieden.
       
       Die Zeitung mit der wohl größten Nähe zur außerparlamentarischen Linken ist
       diesen Monat 50 Jahre alt geworden. Zwar wurde auf die Fertigstellung der
       Jubiläumsausgabe coronabedingt nur mit ein paar Gläsern Sekt im kleinen
       Kreis angestoßen, aber gleichzeitig hofft das ak-Kollektiv noch immer,
       eines Tages überflüssig zu sein – wenn die Welt endlich eine bessere
       geworden ist.
       
       Eng verwoben war die Zeitung bei ihrer Gründung mit den K-Gruppen, die im
       Zuge der 68er-Bewegung entstanden waren. Der in Hamburg formierte
       Kommunistische Bund (KB) war eine dieser Gruppierungen, grenzte sich aber
       von allzu starren kommunistischen Lehrsätzen ab. Andere Gruppen in
       Westdeutschland, die sich etwa am kommunistischen China unter Mao Zedong
       orientierten, waren deutlich dogmatischer.
       
       Mit dem Arbeiterkampf – wie die ak bis 1992 hieß – hatte der KB sein
       eigenes Medium: Als „Organisationszeitung“ des KB 1971 aus der Taufe
       gehoben, sollte das neue Zentralorgan als „kollektiver Agitator und
       Organisator“ gleichzeitig nach innen wie außen wirken. Äußere Zielgruppe
       der Zeitungsmacher:innen waren die Arbeiter:innen – auch wenn die
       kein übergroßes Interesse am Lesen der Zeitung zeigten. Der programmatische
       Schwenk hin zu den Anliegen der neuen sozialen Protestler:innen etwa in
       der Umwelt- und Anti-AKW-Bewegung hingegen erschloss dem ak ein ganz neues
       Publikum. 1978 erreichte sie eine Auflage von 27.000 Exemplaren.
       
       ## Keine Website von 1993 mehr
       
       Davon ist sie heute wieder meilenweit entfernt. Schon dass sie die
       Selbstauflösung des KB 1991 überhaupt überlebte, darf verwundern. Im Sommer
       2020 hat der letzte ehemalige KBler die Redaktion verlassen. Die Tendenz
       ist aktuell positiv, die ak vermeldet steigende Abozahlen. [2][Von der
       bislang letzten Krise 2016], als unklar war, wie die ältere Generation das
       Zeitungsprojekt an die nächste übergeben kann, hat sie sich erholt.
       
       „Wir erreichen neue politische Spektren, haben neue Autor:innen, [3][die
       die Debatten erweitern], und bekommen dadurch neue Leser:innenschaften“,
       sagt Eberle, die seit ebendiesem Krisenjahr die Geschäftsführung
       mitübernommen hatte. Nachdem die Auflage lange Zeit bei etwa 4.500
       dümpelte, gibt es laut Eberle aktuell rund 5.700 Einzelabos. Es sind wohl
       überwiegend Jüngere, die die ak derzeit für sich entdecken und für den
       Aboboom sorgen, vermutet die Redaktion.
       
       Und die Abonnent:innen sind für das Fortbestehen überlebenswichtig.
       [4][„Über die Abos verdienen wir unser Geld“], sagt Eberle. Sie machen rund
       90 Prozent der Einnahmen aus. Damit kann sich das Kollektiv immerhin
       sozialversicherungspflichtige halbe Stellen geben – auch wenn vom
       Einheitslohn allein die insgesamt 14 Mitarbeitenden des Kollektivs nicht
       leben können. Und ohne alte Genoss:innen, die freiwillig vor dem
       monatlichen Redaktionsschluss die Texte Korrektur lesen, würde es wohl auch
       eng werden.
       
       Der chronische Mangel an Kapital hatte sich auch an der Internetseite
       gezeigt – bis das Kollektiv auf selbstironische Weise Geld einsammelte für
       ein neues Layout. In der Crowdfunding-Kampagne hieß es 2019, man sei die
       Zeitung für linke Bewegungen in Deutschland, „aber unsere Website sieht aus
       wie 1993“. 50.000 Euro für die Website, ein dazu passendes Redaktions- und
       Abosystem und für die Finanzierung einer Onlinestelle wurden benötigt.
       
       Und das Geld konnte die ak tatsächlich auftreiben. „Das hat ordentlich was
       gebracht“, sagt Eberle. Dadurch stoßen seither mehr und vor allem jüngere
       Leser:innen auf die Website.
       
       22 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.akweb.de/
 (DIR) [2] /Konflikt-bei-Analyse-und-Kritik/!5296824
 (DIR) [3] https://www.akweb.de/politik/corona-pandemie-management-versagt-der-staat/?fbclid=IwAR188JnP6xT28J6WLMgZd9-GfsaqgBsGplTbSGAtffnzA8sloH5ml0qQXY8
 (DIR) [4] https://www.akweb.de/abo/geschenk-abo/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) André Zuschlag
       
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