# taz.de -- Cybersöldner-Firmen bei Facebook: Überwachung im Netz
       
       > Über Meta-Plattformen wurden 50.000 Nutzer in den vergangenen Monaten
       > ausspioniert oder gehackt. Dabei werden auch altbekannte Namen genannt.
       
 (IMG) Bild: Facebook: Einzig das Wohl des Nutzers im Auge?
       
       Am späten Donnerstag kam die Eilmeldung: Facebook warnt vor Spionage. Und
       alle so LOL – danke, Facebook. [1][Entlarvst du dich jetzt selbst?] Doch
       hinter dem vermeintlich schlechten Scherz steckt die bittere Wahrheit: In
       den vergangenen Tagen haben 50.000 Menschen in mehr als 100 Ländern
       weltweit die Nachricht erhalten, dass sie das Opfer staatlicher
       Überwachungsversuche geworden sind. Der [2][neu benannte
       Facebook-Mutterkonzern Meta] hat, neben der Warnung an seiner Nutzer:innen,
       nach einer monatelangen internen Untersuchung sieben private
       Überwachungsfirmen aus ihren Netzwerken verbannt, die für zahlende
       Auftraggeber Nutzer:innen von Facebook und Instagram ausspioniert haben
       sollen.
       
       Dabei handelt es sich um sogenannte „Cybersöldner“, IT-Expert:innen die
       gegen Geld digitale Angriffe ausführen – entweder für Firmen, gerne aber
       auch mal für autoritäre Staaten. „Diese Cybersöldner behaupten zwar oft,
       dass ihre Dienste nur auf Kriminelle und Söldner abzielen“, erklärte Meta.
       Ist natürlich totaler Quatsch. Unter den Opfern sind in Wirklichkeit
       Journalist:innen, Kritiker:innen autoritärer Regime, Familien von
       Oppositionellen und Menschenrechtsaktivist:innen. Im Zuge ihrer internen
       Untersuchungen, hat Meta insgesamt 1.500 Accounts von Überwachungsanbietern
       in den eigenen Systemen und Plattformen entdeckt und deaktiviert.
       
       Cybersöldner gehen normalerweise immer nach der selben Reihenfolge vor: Als
       erstes werden im Internet alle öffentlich zugänglichen Informationen über
       die Zielperson gesammelt – wie Fotos und Beiträge. Als nächstes versuchen
       sie, meist durch falsche Nutzerkonten Kontakt zu der Person herzustellen.
       Das Ziel ist es, dass die Opfer aufs Links mit der Spionagesoftware
       klicken. Tja und dann schnappt die Falle zu: die Hacker stehlen persönliche
       Daten wie Passwörter, Fotos und können auch Mikrofone und Kameras von
       Handys oder Laptops aktivieren und die Bewegungen der Zielpersonen über
       Geolokalisierung nachverfolgen. Auch Flug-, Bank- und
       Telekommunikationsdaten können für die Auftraggeber:innen von
       Interesse sein.
       
       ## Und wie fällt der Name Pegasus
       
       Vier der sieben entlarvten Firmen – Cobwebs Technologies, Cognyte, Black
       Cube und Bluehawk CI – sind in Israel ansässig oder wurden dort gegründet.
       Die anderen stammen aus Indien, Nordmazedonien und China.
       Überwachungsfirma, Israel – klingelt da nicht was? Wir erinnern uns doch
       alle noch an [3][die Spionagesoftware Pegasus]: Das Programm, welches
       eigentlich nur von Staaten gekauft werden darf, um Polizeibehörden und
       Geheimdienste zu unterstützen, aber leider – hoppala – auch von so einigen
       Staaten missbräuchlich verwendet wurde.
       
       Meta hat seine Erkenntnisse in einem [4][17-seitigen Bericht über die
       „Auftragsüberwachungsindustrie“] festgehalten. Dort wird die NSO Group, die
       die Spionagesoftware Pegasus verkauft, mehrfach explizit erwähnt. Außerdem
       listet der Bericht Adressen von mehreren hundert Interseiten auf, die bei
       Überwachungsversuchen genutzt wurden, um Spionage zu verbreiten. Und er
       nennt die Namen der Kunden dieser Firmen, die solche heimlichen
       Überwachungsprogramme nach Kenntnis von Meta einsetzen. Überraschung:
       Deutschland ist auch dabei.
       
       Dank [5][der Sicherheitslücke Log4j] und [6][Debatten über Telegram] hatten
       IT-Expert:innen in den vergangenen Tagen gemeint, dass das Internet brennt.
       Der Bericht von Meta kippt über das Feuer also noch ein ganz klein wenig
       Benzin. Wie gut, dass Weihnachten vor der Tür steht und die Feiertage sich
       perfekt für Digital Detox eignen. Vielleicht können an dieser Stelle ja die
       ein oder anderen Accounts auch auf ewig gelöscht werden.
       
       17 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [4] https://about.fb.com/news/2021/12/taking-action-against-surveillance-for-hire/
 (DIR) [5] /Sicherheitsluecke-Log4Shell/!5819182
 (DIR) [6] /Massnahmen-gegen-Telegram/!5819191
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malaika Rivuzumwami
       
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