# taz.de -- Cum-Ex-Steuerraub: Banker beichtet Cum-Ex
       
       > Wende im Bonner Cum-Ex-Prozess: Ex-Mitarbeiter der Hamburger Warburg-Bank
       > bedauert, „immensen Steuerschaden“ verursacht zu haben.
       
 (IMG) Bild: Wird noch eine Weile mit dem Cum-Ex-Skandal zu tun haben: der Bonner Richter Roland Zickler
       
       HAMBURG taz | Spektakuläre Wende im Bonner Prozess um die Cum-Ex-Geschäfte
       der Hamburger Privatbank MM Warburg: Wie der WDR per Twitter berichtet, hat
       ein ehemaliger Warburg-Banker zugegeben, [1][mit Aktiendeals im großen Stil
       den Staat bestohlen] zu haben. „Das war falsch. Allerdings fällt es mir
       nach wie vor schwer, die richtigen Worte zu finden“, zitiert der WDR den
       Geschäftsführer einer Warburg-Tochtergesellschaft.
       
       Bei den Cum-Ex-Geschäften geht es um Steuern, die Investoren erstattet
       wurden, obwohl sie nie gezahlt worden waren – insgesamt ein Steuerraub
       gewaltigen Ausmaßes. Ein Rechercheverbund unter Führung des
       Investigativ-Portals „correctiv“ schätzt den Schaden in Europa und den USA
       auf 150 Milliarden Euro. Davon entfielen in den vergangenen 20 Jahren fast
       36 Milliarden auf Deutschland. Ende Juli 2021 entschied der
       Bundesgerichtshof (BGH), dass Cum-Ex-Geschäfte strafbar sind.
       
       In Hamburg geht es dabei nicht nur um einen 176-Millionen-Euro-Schaden, den
       die Warburg-Bank inzwischen beglichen hat. Im Raum steht auch die Frage, ob
       die damalige Senatsspitze in den Jahren 2016 und 2017 Einfluss auf das
       Finanzamt genommen hat. In beiden Jahren wollten die Hamburger aus heutiger
       Sicht zu Unrecht erstattete Steuern nicht zurückfordern.
       
       [2][Bürgermeister war der jetzige Bundeskanzler Olaf Scholz, Finanzsenator
       der heutige Bürgermeister Peter Tschentscher (beide SPD)]. Ihre mögliche
       Einflussnahme ist Gegenstand eines Parlamentarischen
       Untersuchungsausschusses in Hamburg.
       
       ## Höchstrichterliches Cum-Ex-Urteil
       
       Das Landgericht Bonn hatte bereits im März 2020 zwei ehemalige Londoner
       Börsenhändler verurteilt, weil sie für Warburg Cum-Ex-Geschäfte organisiert
       hatten. Dieses Urteil hat der BGH bestätigt. Anfang Juni hatte das Bonner
       Landgericht in einem weiteren Verfahren einen ehemaligen
       Generalbevollmächtigten der Bank zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt.
       Dieser beteuerte seine Unschuld.
       
       Im laufenden Prozess hatte sich der Angeklagte noch am Montag gesperrt,
       worauf dem Vorsitzenden Richter der Kragen geplatzt sei, [3][berichtet der
       WDR]: „Erzählen Sie uns nichts! Erzählen Sie uns nichts, was nicht stimmt!
       Erzählen Sie uns, wie es war! Was sollen wir denn denken? Das ist nicht
       plausibel.“
       
       Am Mittwoch habe der Angeklagte dann eingeräumt, falsche Bestätigungen
       unterschrieben zu haben. Dabei habe er die Augen geschlossen und dadurch
       die Cum-Ex-Geschäfte erst ermöglicht. „Aufgrund meiner Erfahrungen mit der
       Führungsstruktur der Warburg-Gruppe hatte ich die Befürchtung, dass eine
       Weigerung meinerseits das Ende meiner Karriere bewirkt hätte“,
       protokollierte der WDR.
       
       Er bedaure zutiefst, „dadurch eine steuerliche Voraussetzung für die
       Durchführung der hier behandelten Transaktionen und den dadurch
       verursachten, immensen Steuerschaden geschaffen zu haben.“
       
       Mitte Dezember hatte der [4][Warburg-Miteigentümer Christian Olearius in
       einer schriftlichen Erklärung an den Untersuchungsausschuss] beteuert,
       seine Bank habe die Steuern abgeführt und im guten Glauben gehandelt: Seit
       Anfang 2009 habe sich die Bank von ihren Beratern bestätigen lassen, dass
       diese keine Kenntnis von Cum-Ex-Geschäften hätten. „Darauf hat die Bank
       vertraut“, ließ Olearius seinen Anwalt Peter Gauweiler verlesen.
       
       Der Bankier schob die Schuld auf die Politik und die Behörden. Inzwischen
       wisse jeder, wie sich die staatlichen Vertreter im Umgang mit dem
       Jahressteuergesetz 2007 verhalten hätten. Das Gesetz sollte Lücken
       schließen, was aber nicht geschah. Denn faktisch wurde es von der
       Banken-Lobby verfasst. Die [5][Bundesaufsicht für Finanzdienstleistungen
       (Bafin) ermittle weiter unverhältnismäßig], um die eigene fehlerhafte
       Verwaltungspraxis vergessen zu lassen, kritisierte Olearius.
       
       13 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Hamburger-Cum-Ex-Steuerskandal/!5820404
 (DIR) [2] /Skandal-um-Steuerraub/!5823220
 (DIR) [3] https://twitter.com/WDRinvestigativ/status/1481276990955180038
 (DIR) [4] /Hamburger-Cum-Ex-Untersuchungsausschuss/!5822909
 (DIR) [5] /Hamburger-Cum-Ex-Untersuchungsausschuss/!5826936
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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