# taz.de -- Evakuierung von Zivilisten gescheitert: Gefangen in Mariupol
       
       > Mehr als 400.000 Menschen sitzen ohne Strom und Wasser fest. Andauernder
       > Beschuss verhindert die Öffnung humanitärer Korridore.
       
 (IMG) Bild: Ein Wohngebiet in Mariupol. Seit dem 4. März kommen keine Fotos aus der Stadt mehr an
       
       BERLIN taz | Die geplante Evakuierung von mehreren hunderttausend
       Zivilisten aus der umkämpften Hafenstadt [1][Mariupol] am Asowschen Meer
       ist gescheitert. Auch eine für den Sonntag erhoffte Einrichtung eines
       humanitären Korridors um die Millionenstadt Charkiw kam bisher nicht
       zustande.
       
       Die Rettung von Zivilisten in Mariupol entlang vorgesehener humanitärer
       Korridore sei gestoppt worden, hieß es am Sonntag aus dem ukrainischen
       Innenministerium. Grund sei der fortgesetzte Beschuss durch russische
       Truppen. Zuvor hatten prorussische Separatisten aus der „[2][Volksrepublik
       Donezk]“ mitgeteilt, 300 Menschen hätten die Stadt „trotz Provokationen
       ukrainischer Nationalisten“ verlassen. Die Angaben waren nicht überprüfbar.
       
       „Inmitten verheerender Szenen menschlichen Leids in Mariupol ist heute ein
       zweiter Versuch, mit der Evakuierung von rund 200.000 Menschen aus der
       Stadt zu beginnen, gestoppt worden“, erklärte das Internationale Komitee
       vom Roten Kreuz (IKRK). Die [3][Evakuierungen hätten am Sonntag um 12 Uhr
       Ortszeit beginnen sollen.] Eine örtliche Waffenruhe sollte demnach von 10
       bis 21 Uhr gelten. Eine ähnliche Waffenruhe in Mariupol und in der nahe
       gelegenen Stadt Wolnowacha war bereits am Samstag gescheitert. Dadurch
       steckten Frauen, Kinder und ältere Menschen angesichts weiteren Beschusses
       durch russische Truppen fest.
       
       Die Stadtverwaltung von Mariupol beschuldige die russischen Truppen, sich
       nicht an eine vereinbarte Feuerpause zu halten. Dagegen erklärte das
       russische Verteidigungsministerium, es seien Schüsse aus der Stadt auf
       Stellungen russischer Truppen abgefeuert worden. Beide Seiten hatten sich
       am vergangenen Donnerstag bei Gesprächen in Belarus auf die Einrichtung
       humanitärer Korridore für Zivilisten geeinigt.
       
       Der Bürgermeister von Mariupol, Wadym Boitschenko, sprach von einer
       Blockade seiner Stadt und den dort lebenden etwa 440.000 Menschen durch
       russische Angriffe. Vize-Bürgermeister Serhi Orlow warf den Angreifern vor,
       sie hätten Sammelstellen der Zivilisten beschossen. 20 von insgesamt 50
       Evakuierungsbussen seien zerstört worden.
       
       Der Notfalldirektor von [4][Ärzte ohne Grenzen], Laurent Ligozat, sagte, in
       der Stadt gebe es kein Wasser und keinen Strom mehr, die Lebensmittel
       würden knapp. „Die Szenen aus Mariupol und anderen Städten heute sind
       herzzerreißend“, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz am
       Samstag mit.
       
       ## Leichen auf der Straße, die niemand wegräumt
       
       Der 27-jährige IT-Experte Maxim, der sich um seine Großeltern kümmert,
       berichtete gegenüber der [5][BBC], der Beschuss habe eingesetzt, als er
       gerade mit seinem Auto losfahren wollte. Viele Menschen seien für ihre
       Evakuierung in die Innenstadt gekommen und kämen nun dort nicht mehr weg.
       Die Wohnung der Großeltern sei von Menschen überfüllt, deren Häuser
       brennen. Inzwischen seien die Wasservorräte in der Wohnung ausgegangen. Es
       lägen viele Leichen auf den Straßen, die niemand wegräumen würde.
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski rief zur weiteren Verteidigung
       von Mariupol auf. „Alle, die Hilfe brauchen, sollten die Möglichkeit
       bekommen rauszukommen“, sagte er. „Alle, die ihre Stadt verteidigen
       möchten, sollten den Kampf fortsetzen.
       
       Die Industriestadt gilt als strategisch besonders wichtig. Mit ihrer
       Einnahme könnten die russischen Truppen einen Landkorridor entlang des
       Asowschen Meers von der Krim bis zu den seit 2014 durch Separatisten
       besetzten Gebieten im Osten des Landes um Donezk herstellen.
       
       6 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.rtl.de/cms/ukraine-krieg-buergermeister-das-mariupol-das-sie-kannten-gibt-es-nicht-mehr-4930557.html
 (DIR) [2] /Entscheidung/!138917/
 (DIR) [3] /-Nachrichten-zum-Ukrainekrieg-/!5839505
 (DIR) [4] https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/spenden/retten-sie-mit-ihrer-spende-leben?pc=A_A-Brand_aerzte-ohne-grenzen-exact&pk=%C3%A4rzte%20ohne%20grenzen&gclid=CjwKCAiA1JGRBhBSEiwAxXblwSMmJnXlQxTIkMyorEvGSCEyW6jairQOaDxiZxtwVIDIA5yeTNJNSBoCkCQQAvD_BwE
 (DIR) [5] https://www.bbc.com/news/live/world-europe-60635927
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Hillenbrand
       
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