# taz.de -- Arbeitskampf bei Gorillas: Rider sind geliefert
       
       > Der Lebensmittel-Kurierdienst Gorillas schließt einen Standort und
       > kündigt 87 Mitarbeiter*innen, darunter auch drei Mitglieder des
       > Betriebsrats.
       
 (IMG) Bild: Gorillas steht immer wieder wegen seiner Arbeitsbedingungen in der Kritik, wie hier im Oktober 2021
       
       Ein Fahrradfahrer mit dem kastenförmigen Rucksack des
       Lebensmittel-Lieferdienstes Gorillas fährt am Donnerstagmittag aus dem
       Warenlager beim Alexanderplatz und schlängelt sich durch die Menschenmenge.
       Rund 30 seiner Kolleg*innen haben sich hier versammelt, um gegen die
       Kündigung von 87 Mitarbeiter*innen des Standorts in der Rungestraße zu
       protestieren. „Gorillas gets rich while we pay the cost“, „Gorillas wird
       reich, während wir die Kosten zahlen“, steht auf einem großen Banner.
       
       Am 2. März seien sie darüber informiert worden, dass alle
       Mitarbeiter*innen des Warehouse Alex bis Ende des Monats entlassen
       werden, sagt eine Fahrerin. Die meisten Rider, wie sich die Fahrer*innen
       nennen, sind junge Migrant*innen und sprechen kaum oder kein Deutsch.
       Sie seien auf das Geld angewiesen, viele unterstützten ihre Familien damit.
       „Obwohl das Management schon seit Oktober weiß, dass der Standort
       geschlossen wird, wurden wir erst letzte Woche informiert“, kritisiert sie.
       Seitdem sei die Moral im Keller, sagt ihr Kollege Hussein. „Wir haben viel
       für dieses Unternehmen getan. Wir wollen bloß, dass sie Verantwortung für
       ihre Angestellten übernehmen.“ Wie es für sie weitergeht? „Uns wurde
       gesagt, wir können uns bei anderen Warehouses bewerben.“ „All workers
       stay!“, rufen die Rider.
       
       ## „Das ist Union Busting“
       
       Martin Bechert ist Anwalt des neuen Betriebsrates, dessen Gründung das
       Gorillas-Management lange verhindern wollte – [1][bis das Arbeitsgericht
       dem im November 2021 einen Riegel vorschob.] Firmen wie Gorillas, Amazon
       oder Tesla würden Arbeiter*innenrechte „mit Füßen treten“, kritisiert
       er. „Es gibt keine Mitbestimmung bei Gorillas.“ Bechert glaubt, dass die
       Schließung des Standortes eine Strategie des Unternehmens ist, „um
       unliebsame Mitarbeiter auszusieben“. Unter den 87 Gekündigten befinden sich
       drei der insgesamt 19 Betriebsräte von Gorillas. „Das ist Union Busting,
       was hier passiert“, sagt Bechert. „Es kann nicht sein, dass 87 Menschen vor
       die Tür gesetzt werden, wenn man woanders freie Arbeitsplätze hat.“
       
       „Die Schließung wurde nicht von uns ausgelöst“, sagt der Deutschland-Chef
       von Gorillas, Alexander Brunst, der taz. Da der Antrag auf Nutzungsänderung
       für das Gebäude in der Rungestraße wegen Denkmalschutzauflagen versagt
       worden sei, seien sie gezwungen, den Betrieb zu schließen. „Wir haben bis
       vor Kurzem versucht, eine Lösung zu finden“, erklärt er das späte
       Kündigungsschreiben. „Wir versuchen, eine Weiterbeschäftigung für alle
       Mitarbeiter zu organisieren.“ Das gelte auch für die drei
       Betriebsratsmitglieder. Da Gorillas im November seine 18 Warenlager [2][in
       formal unabhängige Franchises umgewandelt hat], könne man die Angestellten
       nicht einfach in andere Lager verteilen. „Das liegt in der Verantwortung
       der Warehouse-Manager“, so Brunst. Trotz des für das Unternehmen äußerst
       vorteilhaften Konstrukts versuche man im Gespräch mit Betriebsrat und
       Managern „für alle Mitarbeiter Lösungen zu finden“.
       
       10 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marie Frank
       
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