# taz.de -- Folgen der Saarland-Wahl im Bund: FDP macht die Ampel instabil
       
       > Der Honeymoon der Berliner Koalition ist vorbei, die Nervosität wächst.
       > Und das Projekt Linkspartei neigt sich dem Ende zu.
       
 (IMG) Bild: Geknickt nach der Landtagswahl im Saarland: FDP-Chef Christian Lindner
       
       Die Grünen haben es nicht in den Landtag geschafft, weil 23 WählerInnen im
       Saarland am Sonntag lieber spazieren gegangen sind, als grün zu wählen.
       Kann man Wahlergebnisse in kleinen Bundesländern mit solchen Kuriositäten
       auf die Bundespolitik hochrechnen? Landtagswahlen als Fieberthermometer
       nationaler Politik zu nutzen, mag fragwürdig sein. Sie sind trotzdem die
       Hartwährung, mit der auch die politischen Akteure kalkulieren, daher sind
       sie wirkmächtig.
       
       Für die Ampel ist diese Wahl doppelbödig. Der Reflex, neue Regierungen in
       Berlin in der Provinz zu bestrafen und im Bundesrat die Vetomacht der
       Opposition zu stärken, blieb aus. Alle drei Parteien [1][haben
       hinzugewonnen]. Und doch hat die Wahl die Bruchlinien in der Ampel
       sichtbar gemacht: Christian Lindner überrumpelte im Vorfeld SPD und Grüne
       mit dem Tankrabatt. Der frische Geist des Gemeinsamen, der die
       Koalitionsverhandlungen prägte, ist verbraucht.
       
       In einer hektischen Nachtsitzung wurde ein unausgegorenes Entlastungspaket
       geschnürt, das unbedingt vor der Saarland-Wahl fertig sein musste. Gerettet
       hat dieser Aktionismus die FDP nicht. Sie ist in der Ampel der schwächste
       und daher unberechenbare Teil, der zudem liebevoll von der mit Merz
       revitalisierten Union attackiert wird. Dass Lindners Tankrabatt-Coup an der
       Saar erfolglos blieb, macht die Ampel instabiler. Der Honeymoon ist seit
       Sonntag vorbei. Die Nervosität wächst.
       
       Das zweite Ergebnis ist: Dies war nicht bloß eine Wahlniederlage für die
       Linkspartei, es ist ein Offenbarungseid. Die Linkspartei ist, von Bremen,
       Hessen und Hamburg abgesehen, im Westen auf dem Weg zur Sekte. Der Fall
       [2][Lafontaine und Saarland ist speziell] – aber dieser Absturz ist eine
       Metapher für den Zerfall zwischen Flensburg und Garmisch. So schlimm wie
       die Niederlage ist die ratlose Hilflosigkeit der Parteispitze.
       Fraktionschef Dietmar Bartsch fordert, „ein ‚Weiter so‘“ könne „es nicht
       geben“. Dabei verkörpert gerade er jenes eiserne „Weiter so“, das den
       GenossInnen zur zweiten Natur geworden ist.
       
       ## Sprechunfähige Linke
       
       Politische Entscheidungen werden vertagt, nötige personelle Renovierungen
       verschoben. Die Linkspartei ist 2022 eine leer drehende Kompromissmaschine,
       die nur noch vom Interesse des Apparats am Selbsterhalt angetrieben wird.
       In zentralen Fragen wie Migration und Klimawandel, Corona und Putins Krieg
       ist die Partei gespalten und sprechunfähig.
       
       Nach 1990 verließen die Fundis die Grünen. Das war die Voraussetzung für
       deren Wiederaufstieg. In der Linkspartei ist eine ähnliche Klärung
       überfällig. Der linkssozialdemokratische Teil hätte sich schon lange von
       [3][Wagenknecht] und [4][Dağdelen] trennen müssen. Dass er jetzt die Kraft
       dazu findet, ist unwahrscheinlich. Es wäre vielleicht auch zu spät.
       
       Die SPD hat daher nicht nur eine Wahl gewonnen. Dieser Sonntag markiert
       womöglich das Ende einer Ära. Die Linkspartei, die der SPD seit der Agenda
       2010 zusetzte, scheint in stotternder Ratlosigkeit unterzugehen. Das
       Projekt einer Partei links von der SPD neigt sich dem Ende zu.
       
       28 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Landtagswahl-im-Saarland/!5844257
 (DIR) [2] /Lafontaine-tritt-aus-Linkspartei-aus/!5842401
 (DIR) [3] /Streit-in-der-Saarland-Linken/!5773233
 (DIR) [4] /Gysi-attackiert-Wagenknecht--Co/!5838062
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Reinecke
       
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