# taz.de -- Kein Geld für Erasmus-Stiftung: Wasser auf die Mühlen der AfD
       
       > Anstatt ein Stiftungsgesetz zu beschließen, steuert die Ampel auf eine
       > juristische und politische Blamage zu. Das Triumphgeheul der AfD ist
       > absehbar.
       
 (IMG) Bild: Geht vorläufig leer aus: die Vorsitzende der Erasmus-Stiftung, Erika Steinbach
       
       Die AfD ist eine Ansammlung von Jammerlappen. Selbst ätzen und hetzen ihre
       Führungskräfte bei jeder Gelegenheit gegen die politische Konkurrenz,
       Nicht-Weiße, Minderheiten, Linke und generell gegen alle, die ihre krude
       Weltsicht nicht teilen. Und doch vergießen die politischen Brandstifter
       jaulend Krokodilstränen, wenn ihre Gefolgsleute etwa bei der [1][Wahl zum
       Bundestagspräsidium] oder bei der Besetzung von Ausschussvorsitzposten
       nacheinander krachend durchfallen.
       
       Auf der einen Seite gerieren sich Höcke, Weidel und Konsorten als einzig
       wahre Vertretung „des Volkes“, auf der anderen Seite werden sie nicht müde
       darin, die verfolgte Minderheit zu spielen und sich in ihrer Opferrolle zu
       suhlen. Genau diesem lächerlichen Narrativ werfen die demokratischen
       Parteien nun weiteres Futter in den Trog. Während sie ihren parteinahen
       Stiftungen wie gewohnt zig Millionen in die Kassen spülen, soll [2][die
       AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES) laut Entwurf des neuen
       Bundeshaushalts nämlich leer ausgehen].
       
       Das ist auf den ersten Blick legitim – wird die DES doch geführt von
       Personen, deren widerliches Weltbild keinen zweiten Blick erfordert, um an
       deren Verfassungstreue berechtigte Zweifel zu haben. Die AfD-nahe Stiftung
       ist ein Thinktank aus der politischen Hölle; darauf ausgerichtet, mit
       zwielichtigen Seminaren stramme Neurechte und linientreue Extreme zu
       produzieren. Die Distanz zu pseudointellektuellen Scharfmachern wie
       [3][Götz Kubitschek] beträgt ungefähr eine Planck-Länge.
       
       Und mit Erika Steinbach thront eine Frau am Tafelende des politisch
       abgehalfterten Gruselkabinetts, deren Twitter-Feed alles über sie und ihre
       Extremismus gewordene Verbitterung aussagt. Ein Beispiel? Kinder von
       AfD-Mitgliedern nannte sie dort „die neuen ‚Judenkinder‘“. So klingt es,
       wenn die im Alter von 18 Monaten aus Polen geflohene Besatzertochter,
       Geburtsort „Rahmel Fliegerhorst Nr. 102“, den Holocaust schamlos
       verharmlost. Und dann wäre da noch Sebastian Wippel, Beisitzer im Vorstand
       der DES.
       
       Der darf gemäß Landgericht Görlitz Faschist genannt werden. Und eine
       Handvoll anderer Vorstände und Kuratoren, die unappetitliche Verbindungen
       zu neurechten bis rechtsextremen Milieus vorzuweisen haben. In ihre Hände
       wären Millionen von Euro aus Steuergeldern geflossen, um damit „politische
       Bildung“ zu finanzieren. Unschwer zu erraten, wie diese ausgesehen hätte.
       
       ## Die Liberalen ducken sich weg
       
       Auf den zweiten Blick begehen die Demokraten einen katastrophalen Fehler.
       Anstatt endlich ein tragfähiges Stiftungsgesetz auf die Beine zu stellen,
       wie es etwa die Bildungsstätte Anne Frank gebetsmühlenartig fordert,
       versucht die Ampel, der DES im Vorbeigehen per Haushaltsbeschluss das
       Wasser abzugraben. Dass diese Vorgehensweise vor den Gerichten standhält,
       ist unwahrscheinlich, das Triumphgeheul der Unerträglichen abzusehen.
       
       Während sich die Grünen, allen voran Vizefraktionschef [4][Konstantin von
       Notz], wiederholt klar für ein solches Gesetz ausgesprochen haben und aus
       den Reihen der SPD informell Zustimmung dringt, weigert sich die FDP, klar
       Stellung zu beziehen. Die Liberalen ducken sich weg. Sie sind es, die der
       AfD in die Hände spielen. Und sie sind es, denen es zu verdanken ist, wenn
       Steinbach und Konsorten Steuermittel in zweistelliger Millionenhöhe mit der
       Gießkanne im braunen Sumpf verteilen dürfen.
       
       In ihrem Bundestagswahlprogramm tönte die FDP: „Wir Freie Demokraten
       erkennen die Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus als besondere
       Herausforderung an. Wir stellen uns Diskriminierung und gruppenbezogener
       Menschenfeindlichkeit aktiv entgegen.“ Es ist eine Schande, dass sie ihren
       Worten keine Taten folgen lässt, indem sie den Weg frei macht für ein
       rechtssicheres Stiftungsgesetz. Und damit für das Ende der feuchten
       Millionen-Träume der unsäglichen Truppe rund um Erika Steinbach.
       
       23 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Entscheidungen-des-Verfassungsgerichts/!5843742
 (DIR) [2] /Kein-Geld-fuer-AfD-Stiftung/!5842895
 (DIR) [3] /Kubitscheks-Institut-fuer-Staatspolitik/!5801552
 (DIR) [4] https://twitter.com/konstantinnotz/status/1446758124019400708
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Mirko Schmid
       
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