# taz.de -- Lage in Mariupol: Gemetzel mit Ansage
       
       > In der ukrainischen Stadt Mariupol nimmt eine Tragödie unaufhaltsam ihren
       > Lauf. Die Welt sieht zu – wohl nicht zum letzten Mal.
       
 (IMG) Bild: Rauch über dem Stahlwerk Asowstal in Mariupol am 19. April. Aufnahme aus einem Drohnenvideo
       
       „Hilfe, holt uns hier raus!“ Dieser flehentliche Aufruf eines
       ukrainischen Marinekommandeurs auf Facebook an die internationale
       Öffentlichkeit umschreibt das Grauen, das sich seit Wochen in Mariupol
       abspielt.
       
       Die unerbittliche Schlacht, die die Hafenstadt in eine Ruinenlandschaft
       verwandelt und Zehntausende Menschen das Leben gekostet hat, geht in ihre
       finale Phase. Es ist wohl nur noch eine Frage von Tagen, wenn nicht gar
       Stunden, bis russische Truppen mit dem Stahlwerk Asowstal die letzte
       Bastion erobert haben werden. Oder um im Moskauer Sprachduktus zu bleiben:
       Die Maulwürfe ausräuchern und dann aus ihren Löchern treiben.
       
       Die „Maulwürfe“, das sind auch rund 1.000 Frauen, Kinder und alte Menschen,
       die in der Fabrik unter unmenschlichen Bedingungen ausharren. Die
       [1][Öffnung von humanitären Korridoren] wäre die einzige Möglichkeit, um
       wenigstens diese Leben zu retten.
       
       Doch ebendiese „humanitären Korridore“ sind es, die ihren Namen nicht
       verdienen – in einem [2][russischen Vernichtungskrieg], in dem jedes auch
       noch so kleine Fünkchen Menschlichkeit schon längst abhanden gekommen ist.
       Die Anzahl der Versuche, Einwohner*innen aus Mariupol zu evakuieren,
       sind kaum noch zu zählen. Dafür wurden Zivilist*innen immer wieder Ziel
       von russischen Angriffen.
       
       Wer garantiert ihnen, dass das jetzt anders sein sollte? Im „besten“ Fall
       werden die Menschen in den [3][besetzten Donbass] oder gleich ganz nach
       Russland zwangsdeportiert. Ebenso realistisch ist allerdings auch, dass sie
       gleich an Ort und Stelle niedergemetzelt werden.
       
       Und die Soldaten – warum sollten die sich ergeben? Sie alle haben ohnehin
       ihren sicheren Tod vor Augen. So zynisch es klingt: Sie werden den Kampf in
       die Länge ziehen und mit dieser Verzweiflungstat, die russische Truppen in
       Mariupol aufhält, versuchen, den Kampf ihrer Kameraden an anderen
       Abschnitten der Front zu unterstützen. Derweil nimmt diese absehbare
       Tragödie unaufhaltsam ihren Lauf. Die Welt sieht zu – und das wohl nicht
       zum letzten Mal.
       
       20 Apr 2022
       
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 (DIR) Barbara Oertel
       
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