# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Russland bietet Verhandlungen an
       
       > Kreml-Sprecher Peskow spricht von „klaren und ausgefeilten
       > Formulierungen“. Laut Peskow gibt es keine Frist. Wann verhandelt werden
       > könnte, ist unklar.
       
 (IMG) Bild: Ein Mann legt Blumen an der ukrainischen Botschaft in Moskau ab
       
       ## Russland bietet Ukraine Verhandlungen an
       
       Russland setzt seine Luftangriffe in der Ukraine unvermindert fort und
       bietet dem angegriffenen Nachbarland zugleich schriftlich neue
       Verhandlungen an. „Jetzt wurde der ukrainischen Seite unser Entwurf des
       Dokuments übergeben, der absolut klare und ausgefeilte Formulierungen
       beinhaltet“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax
       zufolge. Angaben zum Inhalt machte er nicht.
       
       Wann es neue Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine geben könnte,
       ist noch offen. Peskow erklärte, es gebe zwar keine Frist, bis wann Kiew
       auf das Angebot antworten müsse. Doch zugleich machte er deutlich, dass
       Moskau mit dem bisherigen Verhandlungstempo unzufrieden sei. „Wir haben
       schon mehrmals gesagt, dass die Dynamik der Arbeit der ukrainischen Seite
       zu wünschen übrig lässt“, sagte Peskow. Nun sei „der Ball auf der Seite“
       der Ukrainer.
       
       Die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew hatten am 28. Februar begonnen,
       vier Tage nach dem von Russlands Präsident Wladimir Putin befohlenen
       Angriff auf die Ukraine. Russland forderte bisher unter anderem die
       Neutralität der Ukraine und die Abtretung der Gebiete Donezk und Luhansk
       sowie die Anerkennung der Halbinsel Krim als russisch. Kiew lehnt es
       kategorisch ab, auf eigenes Staatsgebiet zu verzichten. (dpa)
       
       ## Saskia Esken trifft ukrainischen Botschafter
       
       [1][Die SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken] und der ukrainische Botschafter
       Andrej Melnyk haben sich am Mittwoch zu einem rund einstündigen Gespräch
       getroffen. Aus Teilnehmerkreisen heißt es danach nur, dass Vertraulichkeit
       vereinbart worden sei, es aber ein „angenehmes und zugewandtes“ Gespräch
       gewesen sei. Man wolle weiter im guten Austausch bleiben. Melnyk hatte der
       SPD zuvor zu große Russland-Nähe und der Bundesregierung eine zu zögerliche
       Haltung etwa bei Waffenlieferungen an sein Land vorgeworfen. (rtr)
       
       ## Selenski: Vormarsch auf Slowjansk gestoppt
       
       Ukrainische Truppen haben nach Angaben eines Beraters von Präsident
       Wolodimir Selenski den Vormarsch russischer Truppen auf die Stadt Slowjansk
       gestoppt. Die russischen Einheiten seien aus der nordöstlich gelegenen
       Stadt Isjum gekommen, erklärt Berater Olexij Arestowytsch in einer
       Videoansprache. „Sie haben ihre Kräfte dort konzentriert. Dort versuchen
       sie voranzukommen, aber bisher gelingt es ihnen nicht.“ In der
       eingekesselten Hafenstadt Mariupol hielten ukrainische Soldaten trotz
       anhaltender Angriffe auf das Stahlwerk Asowstal aus, sagt Arestowytsch
       weiter. (rtr)
       
       ## UN: Mehr als fünf Millionen Menschen verlasen Ukraine
       
       Seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar sind nach Angaben der
       Vereinten Nationen inzwischen mehr als fünf Millionen Menschen aus der
       Ukraine geflohen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR beziffert die Zahl der
       ukrainischen Kriegsflüchtlinge im Ausland am Mittwoch auf 5.010.971. (rtr)
       
       ## Baerbock: Gepanzerte Fahrzeuge für Ukraine „kein Tabu“
       
       Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hält deutsche Lieferungen von
       gepanzerten Fahrzeugen an die Ukraine grundsätzlich für möglich. „Das ist
       auch für uns kein Tabu, auch wenn es in der deutschen Debatte manchmal so
       klingt“, sagte Baerbock am Mittwoch in Riga. Es sei mittlerweile klar
       geworden, dass der russische Präsident Wladimir Putin vor nichts halt
       mache. Daher sei für sie klar: „Ein Ende dieses Krieges wird es nur geben,
       wenn die Ukraine es erzwingt und erkämpft“, sagte die Grünen-Politikerin.
       Daher müsse der Ukraine alles zur Verfügung gestellt werden, was sie zur
       Verteidigung brauche.
       
       Für die Bundesregierung sei zugleich aber auch klar, dass ein Land allein
       durch Waffenlieferungen nicht zur Kriegspartei werde, sagte Baerbock nach
       Beratungen mit dem lettischen Außenminister Edgars Rinkevics. Deutschland
       könne nach Angaben der Bundeswehr derzeit nicht mehr liefern, betonte die
       Ministerin. Wo andere Partner jetzt allerdings Artillerie liefern könnten,
       werde Deutschland mit Ausbildung und Wartung helfen. Zugleich verwies sie
       auf eine Art „Ringtausch“: Partner mit [2][schweren Waffen] sowjetischer
       Bauart im Depot sollten diese liefern, Deutschland werde dann dafür sorgen,
       dass diese Waffen bei den Alliierten wieder aufgefüllt würden. (rtr)
       
       ## „Alles geliefert, was Bundeswehr entbehren kann“
       
       Die Bundesregierung sieht keine Möglichkeiten mehr, aus den Beständen der
       Bundeswehr Waffen an die Ukraine zu liefern. Deshalb müsse man andere Wege
       etwa über die Finanzierung von Käufen bei der Rüstungsindustrie gehen, sagt
       Regierungssprecher Steffen Hebestreit. „Die Bundeswehr hat alles geliefert,
       was sie entbehren kann.“ Hebestreit verweist auf Gespräche mit der Ukraine
       und der Industrie, was geliefert werden soll und kann. Es gebe keine
       Verzögerung von Waffenlieferungen von deutscher Seite, betont er. (rtr)
       
       ## EU-Ratspräsident Charles Michel zu Besuch in Kiew
       
       EU-Ratspräsident Charles Michel ist überraschend zu einem Besuch in der
       ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. „In Kiew heute“, twittert Michel
       und veröffentlichte dabei ein Foto, dass ihn an einem Bahnhof zeigt. „Im
       Herzen eines freien und demokratischen Europas“, schreibt er weiter. Der
       Besuch war nicht angekündigt. Erst kürzlich war auch
       EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach Kiew gereist, um der
       Ukraine die Unterstützung der Europäischen Union im Kampf gegen die
       russische Invasion zu bekräftigen. (rtr)
       
       ## Luftwaffe holt weitere Kriegsverletzte nach Deutschland
       
       Die Bundeswehr will weitere kriegsverletzte Ukrainer zur Behandlung nach
       Deutschland bringen. Dazu startete am Mittwoch ein Evakuierungsflug von
       Köln zum Flughafen der polnischen Stadt Rzeszow, wie die Deutsche
       Presse-Agentur erfuhr. Mit dem Spezialflugzeug A310 MedEvac sollen – wie
       schon Anfang vergangener Woche – Kinder und Erwachsene ausgeflogen werden,
       um in Deutschland schwerste Verletzungen besser medizinisch versorgen zu
       können.
       
       Der A310 MedEvac ist die fliegende Intensivstation der Luftwaffe. Verletzte
       werden in der Luft von Sanitätssoldaten weiterbehandelt. In der
       Vergangenheit waren auch verwundete ukrainische Soldaten nach Deutschland
       gebracht worden. Außerdem gab es zivile Hilfstransporte. Die Stadt Rzeszow
       liegt rund 90 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt und ist ein
       wichtiges Drehkreuz für die Unterstützung der Ukraine. (dpa)
       
       ## 🐾 Vertrauen dauerhaft zerstört
       
       Die Stiftung für Klima- und Umweltschutz MV könnte die Landeschefin zu Fall
       bringen. Mitgetragen haben sie aber auch Union und Linke. Den Kommentar
       unseres Redakteurs Malte Kreutzfeldt lesen Sie [3][hier]. (taz)
       
       ## Noch mindestens 100.000 Zivilist:innen in Mariupol
       
       Die Ukraine hofft, am Mittwoch 6.000 Frauen, Kinder und ältere Menschen aus
       dem eingeschlossenen Mariupol herauszubringen. Dazu sollten 90 Busse nach
       Mariupol geschickt werden, sagt Bürgermeister Wadym Boischenko, der selbst
       die Stadt verlassen hat. Es befänden sich noch etwa 100.000 Zivilisten in
       der südostukrainischen Hafenstadt am Asowschen Meer. Zehntausende seien bei
       der Belagerung durch russische Truppen ums Leben gekommen. (rtr)
       
       ## Ukrainische Truppen in Mariupol bitten um Evakuierung
       
       In einem dramatischen Appell hat der ukrainische Kommandeur der
       verbliebenen Marineinfanteristen in der schwer umkämpften Hafenstadt
       Mariupol um eine Evakuierung in einen Drittstaat gebeten. „Der Feind ist
       uns 10 zu 1 überlegen“, sagte Serhij Wolyna, Kommandeur der ukrainischen
       36. Marineinfanteriebrigade, in einer [4][am frühen Mittwochmorgen auf
       Facebook] veröffentlichten einminütigen Videobotschaft. „Wir appellieren an
       alle führenden Politiker der Welt, uns zu helfen.“
       
       Russland habe Vorteile in der Luft, bei der Artillerie, den Bodentruppen,
       bei Ausrüstung und Panzern, sagt Wolyna weiter. Die ukrainische Seite
       verteidige nur ein Objekt, das Stahlwerk Asowstal, wo sich außer Militärs
       noch Zivilisten befänden. Wolyna bittet, das „Verfahren der Extraktion“
       anzuwenden und alle – das Militär der Mariupol-Garnison, mehr als 500
       verwundete Kämpfer und Hunderte Zivilisten – auf dem Territorium eines
       Drittlandes in Sicherheit zu bringen. „Das ist unser Appell an die Welt“,
       sagte Wolyna. „Das könnte der letzte Appell unseres Lebens sein.“ (dpa)
       
       ## Norwegen liefert 100 Luftabwehrrakten
       
       Norwegen liefert der Ukraine rund 100 Luftabwehrraketen vom Typ Mistral.
       Die Waffen seien bereits verschifft worden, teilt das norwegische
       Verteidigungsministerium mit. (rtr)
       
       ## Frankreich pocht auf Importstopp für russisches Erdöl
       
       Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire pocht auf einen europäischen
       Importstopp für russisches Erdöl. Außer für den bereits verhängten
       Einfuhrstopp für Kohle aus Russland habe die Regierung von Präsident
       Emmanuel Macron diesen immer auch für Erdöl gefordert, sagte Le Maire am
       Dienstag dem Sender Europe 1. Denn die erste Devisenquelle von Kremlchef
       Wladimir Putin sei seit einigen Jahren nicht das Gas, sondern das Öl. Ohne
       die zögerliche Haltung einiger Länder wäre das Ölembargo längst in Kraft,
       meinte Le Maire, ohne die entsprechenden Länder beim Namen zu nennen. „Wir
       müssen unsere europäischen Partner noch überzeugen.“
       
       Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine hat die EU inzwischen einen
       Importstopp für russische Kohle beschlossen und weitere beispiellose
       Sanktionen verhängt. Immer wieder wird auch über einen sofortigen Ausstieg
       aus russischem Gas oder Öl diskutiert. Davor schrecken Deutschland und
       andere Länder aber aus Furcht vor wirtschaftlichen Schäden bislang zurück.
       So hatte etwa die chemische Industrie auf ihren großen Verbrauch von Öl und
       Gas verwiesen und vor schwerwiegenden Folgen für die Wertschöpfungsketten
       im Land gewarnt, sollte es zu längeren Ausfällen von Anlagen kommen. Etwa
       95 Prozent aller Industrieerzeugnisse benötigten Chemieprodukte. (dpa)
       
       ## Dänemark will sich vom russischen Gas unabhängig machen
       
       Dänemark will sich mit Fernwärme, Wärmepumpen, Biogas und einem massiven
       Ausbau von Wind- und Solarenergie unabhängig von russischem Gas machen. Wie
       die dänische Regierung am Dienstag mitteilte, soll die Zahl der Solar- und
       besonders der Windanlagen bis 2030 vervierfacht werden. Bereits jetzt wird
       in dem skandinavischen Königreich die Hälfte des Stroms über Windenergie
       erzeugt.
       
       Insgesamt heizen derzeit etwa 400.000 Haushalte in Dänemark mit Gas. Rund
       die Hälfte von ihnen soll bis 2028 auf Fernwärme oder Wärmepumpen
       umsteigen. Für die verbleibenden Haushalte und die Industrie sieht der Plan
       eine Entwicklung von Biogas aus erneuerbaren Quellen vor. Damit solle
       gewährleistet werden, dass Dänemark „frei von Putin“ werde, sagte der
       Minister für Klima und Energie, Dan Jörgensen.
       
       Der Anteil von Gas am Energieverbrauch im Jahr liegt in Dänemark bei 18
       Prozent. Die nationale Produktion deckte nach Angaben der dänischen
       Energieagentur 2019 knapp drei Viertel des Bedarfs. Russland gehörte zu den
       Hauptlieferanten bei den Importen.
       
       Anfang März hatte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen das
       Ziel ausgegeben, „so schnell wie möglich“ unabhängig von Gas aus Russland
       zu werden. Seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine versuchen
       die Mitgliedstaaten der Europäischen Union, Gas aus anderen Ländern zu
       beziehen. Russland liefert ungefähr 40 bis 45 Prozent des in die EU
       importierten Gases. (afp)
       
       ## 🐾 Nichts in der Pipeline
       
       Welche Folgen hätte ein Gasembargo für Russland? Laut Experten ist das
       sibirische Gas zumindest mittelfristig kaum auf anderen Märkten zu
       verkaufen. Eine [5][Analyse] von taz-Redakteur Bernhard Pötter. (taz)
       
       ## SPD-Chefin Esken: Bundeswehr kann nicht mehr liefern
       
       SPD-Chefin Saskia Esken hat den Vorwurf der Zögerlichkeit ihrer Partei
       hinsichtlich der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine zurückgewiesen.
       Esken verwies am Dienstag im ZDF-Morgenmagazin darauf, dass die
       Bundesregierung bereits die Lieferung von Panzern aus NVA-Beständen aus
       Tschechien ermöglicht habe. Die Regierung arbeite weiter an der Liste der
       von der Ukraine genannten Waffen, betonte sie. „Wir werden alles versuchen,
       um Lieferungen auch möglich zu machen.“
       
       Die SPD-Vorsitzende verwies zugleich darauf, dass die Bundeswehr „aus
       eigenen Beständen nicht mehr lieferfähig“ sei. Es gebe aber andere
       Möglichkeiten, sagte Esken und nannte die Industrie sowie andere
       Partnerländer, die über in der Ukraine einsatzfähige Waffen verfügten.
       
       Die Bundesregierung habe schon zu Beginn des russischen Angriffskriegs auf
       die Ukraine sowohl mit harten Sanktionen als auch mit Waffenlieferungen
       reagiert, sagte Esken. Diese seien immer wieder mit den europäischen
       Partnern und im transatlantischen Bündnis abgesprochen worden.
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) werde „auch heute wieder diese Gespräche
       führen, die notwendig sind, um die nächsten Schritte zu beraten“.
       
       In der Ampelkoalition sind es vor allem Politikerinnen und Politiker von
       Grünen und FDP, die für die Lieferung schwerer Waffen plädieren. Die SPD
       ist hinsichtlich solcher Lieferungen eher skeptisch. Die Unionsfraktion
       erwägt nun, Scholz durch einen Antrag im Bundestag unter Druck zu setzen.
       (afp)
       
       ## 🐾 Japan übt Druck auf Russland aus
       
       Japans Regierung nimmt überraschend viele ukrainische Geflüchtete auf.
       Zugleich treibt Premier Kishida die Abkehr vom Pazifismus voran. Den
       Bericht von taz-Korrespondent Martin Fritz lesen Sie [6][hier]. (taz)
       
       ## Selenski: Erwartete russische Offensive hat begonnen
       
       Im Osten der Ukraine hat nach den Worten des ukrainischen Präsidenten
       Wolodimir Selenski am Montag der erwartete russische Angriff begonnen. „Wir
       können jetzt sagen, dass die russischen Streitkräfte die Schlacht von
       Donbass begonnen haben, auf die sie sich lange vorbereitet haben“, sagte
       Selenski am Montagabend in einer Videoansprache. Schon in den Stunden zuvor
       hatte sich das Kommando der Streitkräfte ähnlich geäußert und auf
       zunehmenden Beschuss verwiesen. Stabschef Andrij Yermak sprach von einer
       „zweiten Phase des Krieges“, die jetzt begonnen habe. Auch die Kämpfe um
       die Hafenstadt Mariupol gingen weiter.
       
       Der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrates, Alexej Danilow, sagte im
       Fernsehen, die russischen Streitkräfte hätten ab Montagmorgen fast entlang
       der gesamten Frontlinie in den östlichen Regionen Donezk, Luhansk und
       Charkiw versucht, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen.
       
       Russland hat in den vergangenen Tagen seine Streitkräfte im Osten der
       Ukraine mit Truppen aufgestockt, die es aus dem Norden der Ukraine und dem
       benachbarten Weißrussland abgezogen hat.
       
       Das Kommando der ukrainischen Streitkräfte erklärte, Russland konzentriere
       sich darauf, die Kontrolle über die Regionen Donezk und Luhansk zu
       übernehmen, die den als Donbass bekannten Landstrich bilden. „Die zweite
       Phase des Krieges hat begonnen. (…) Glaubt an unsere Armee, sie ist sehr
       stark“, schrieb Stabschef Yermak auf Telegram.
       
       Westliche Beobachter sagten zuletzt, es sei wohl nur noch eine Frage der
       Zeit, bis Russland eine neue Offensive im Osten der Ukraine starte.
       Russland war am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert und hatte mehrere
       Städte unter Beschuss genommen, darunter auch die weiter westlich gelegene
       Hauptstadt Kiew. Anfang April waren die Kämpfe bei Kiew dann aber abgeebbt
       und die russischen Truppen formierten sich neu. Die Konzentration auf den
       Osten der Ukraine haben nach Einschätzung von Militäranalysten die
       Voraussetzungen für einen langwierigen Kampf geschaffen, der beiden Seiten
       schwere Verluste zufügen könnte.
       
       Am Ostermontag hatte Russland seine Luftangriffe auf größere Städte nach
       Angaben der ukrainischen Behörden intensiviert. So wurden Raketeneinschläge
       in Lwiw gemeldet, bei denen sieben Menschen starben. Es seien die ersten
       zivilen Opfer in der Stadt im Westen des Landes gewesen, sagte
       Bürgermeister Andrij Sadowyj. Elf Personen seien verletzt worden. In Kiew
       berichtete ein Reuters-Reporter über mehrere Detonationen.
       
       Die Lage in der eingekesselten und weitgehend zerstörten Hafenstadt
       Mariupol bezeichnete die Ukraine als extrem schwierig. Die Stadt sei aber
       noch nicht vollständig in russischer Hand. Auf dem Gelände des Stahlwerks
       Asowstal halten sich den Angaben zufolge noch ukrainische Soldaten
       verschanzt. Es sollen auch viele Zivilisten auf das Gelände geflohen sein.
       Die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk
       rief Russland daher auf, dort schnell Fluchtkorridore zuzulassen. Eine
       Einnahme Mariupols wäre für Russland die erste größere Eroberung seit
       Beginn des Kriegs. Die Stadt am Asowschen Meer gilt als strategisch
       wichtig. Sie liegt zwischen den pro-russischen, selbst ernannten
       Volksrepubliken von Luhansk und Donezk und der von Russland 2014
       annektierten Halbinsel Krim.
       
       Zahlreiche Staaten sprechen von einem Angriffskrieg Russlands und
       Verbrechen gegen ukrainische Zivilisten. Die Regierung in Moskau bezeichnet
       ihr Vorgehen indes als Sondereinsatz zur Entmilitarisierung und
       Entnazifizierung und weist Vorwürfe zurück, Zivilisten anzugreifen. Über
       vier Millionen Menschen sind aus der Ukraine geflohen. Laut den Vereinten
       Nationen kamen seit Beginn des Krieges über 2.000 Zivilisten ums Leben.
       Über die Zahl der auf beiden Seiten getöteten Soldaten gibt es keine
       verlässlichen Angaben. (rtr)
       
       ## 🐾 Grüne in Erklärungsnot
       
       In Rekordtempo legen die Grünen eine Kehrtwende hin. Sie sollten zu ihren
       früheren Falscheinschätzungen stehen. Den Kommentar von taz-Redakteurin
       Silke Mertins lesen Sie [7][hier]. (taz)
       
       ## Nach Gräueltaten in Butscha: Putin ehrt russische Soldaten
       
       Nach dem Abzug russischer Truppen aus der [8][ukrainischen Stadt Butscha]
       hat Präsident Wladimir Putin Soldaten geehrt, die dort im Einsatz waren.
       Der Kremlchef würdigte die 64. Motorschützenbrigade am Montag in Moskau für
       besondere Verdienste, Heldentum und Tapferkeit, wie der Kreml mitteilte.
       Die Bilder getöteter ukrainischer Zivilisten aus der Vorortgemeinde der
       Hauptstadt Kiew hatten Anfang des Monats rund um die Welt für Entsetzen
       gesorgt. Insgesamt wurden in Butscha mehr als 400 Leichen gefunden, teils
       mit auf den Rücken gebundenen Händen.
       
       Die Ukraine wirft den russischen Soldaten deshalb schwerste
       Kriegsverbrechen vor. Der ukrainische Geheimdienst sprach von „Massenmord“,
       den die Angehörigen der 64. Motorschützenbrigade der 35. Armee der
       Russischen Föderation begangen hätten. Russland bestreitet, etwas mit den
       Gräueltaten zu tun zu haben. Inzwischen laufen internationale Ermittlungen.
       Es gibt zahlreiche Forderungen, die Verantwortlichen vor ein
       internationales Gericht zu stellen. (dpa)
       
       ## Russische Behörden melden Beschuss
       
       Gleichzeitig haben russische Behörden in der Region Belgorod an der Grenze
       zur Ukraine erneuten Beschuss aus dem Nachbarland beklagt. Getroffen worden
       sei diesmal das Dorf Golowtschino, es gebe Zerstörungen, eine Frau sei
       verletzt, teilte der Gouverneur des Gebietes Belgorod, Wjatscheslaw
       Gladkow, am Dienstag in seinem Kanal in dem sozialen Netzwerk Telegram mit.
       Die laut Behörden bereits mehrfach beschossene Region grenzt an das
       umkämpfte ukrainische Gebiet Charkiw.
       
       Seit dem von Kremlchef Wladimir Putin am 24. Februar befohlenen Angriff
       Russlands auf die Ukraine kommt es in der Region Behörden zufolge immer
       wieder zu Zwischenfällen. Anfang April hatten den Angaben zufolge zwei
       ukrainische Kampfhubschrauber im Gebiet Belgorod auch ein Öllager
       beschossen und in Brand gesetzt. Die Ukraine hat das weder bestätigt noch
       dementiert. Russland hatte der Ukraine angesichts des Beschusses damit
       gedroht, in der Hauptstadt Kiew wieder verstärkt Kommandostellen für
       Raketenangriffe ins Visier zu nehmen. (dpa)
       
       ## SPD trifft sich mit Melnyk
       
       Nach erneut scharfer Kritik des ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk an
       der Russlandpolitik der Sozialdemokraten hat sich die SPD-Spitze mit dem
       Diplomaten getroffen. „Gerade in Zeiten, in denen uns die Herzen schwer
       sind und die Debatten manchmal hitzig, ist es umso wertvoller, das offene
       und vertrauensvolle Gespräch zu pflegen“, twitterte die [9][SPD-Vorsitzende
       Saskia Esken] am Dienstagmorgen. Dazu stellte sie ein Bild, das sie und
       Co-Parteichef Lars Klingbeil an der Seite von Melnyk zeigt, und bedankte
       sich für das Gespräch.
       
       Der Botschafter hatte in den vergangenen Wochen immer wieder mit scharfen
       Worten den früheren Russlandkurs der SPD verurteilt und mehr deutsche
       Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert. Am Wochenende kam es zu einem
       harten Schlagabtausch, als der ehemalige Bundesaußenminister Sigmar Gabriel
       (SPD) in einem Gastbeitrag für den Spiegel „gezielte Angriffe“ auf
       Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kritisierte und Melnyk
       „Verschwörungstheorien“ vorwarf.
       
       Melnyks Behauptung, Steinmeier habe in seiner aktiven Zeit als Politiker
       „seit Jahrzehnten ein Spinnennetz der Kontakte mit Russland geknüpft“, die
       bis in die heutige Regierung hineinwirkten, unterstelle, dass der frühere
       Kanzleramts- und Außenminister die Interessenvertretung Russlands in
       Deutschland mitorganisiert habe. „Das ist wahrheitswidrig und bösartig“,
       schrieb Gabriel.
       
       [10][Melnyk reagierte bei Twitter] auf Gabriels Beitrag mit den Worten:
       „Bösartig ist vor allem Ihre und Ihrer SPD-Kumpane jahrelange
       Putin-freundliche Politik gewesen, die den barbarischen Vernichtungskrieg
       gegen den Staat, Nation, Kultur, gegen Frauen und Kinder erst herbeigeführt
       hat.“ (dpa)
       
       ## Sollen jetzt die sowjetischen Denkmal-Panzer weichen?
       
       Sollten wegen des Ukrainekriegs die Panzer am Sowjetischen Ehrenmal in
       Berlin-Tiergarten entfernt werden? Der Vorstoß einer CDU-Abgeordneten ist
       in der Berliner Landesregierung auf Skepsis gestoßen. Nach Meinung von
       Berlins Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) sollte das Ehrenmal
       bleiben, wie es ist. Nach Angaben ihres Sprechers weist sie den Vorstoß
       zurück, an der historischen Gestalt der Sowjetischen Ehrenmale aufgrund des
       aktuellen Geschehens etwas zu verändern.
       
       Zuvor hatte die CDU-Abgeordnete Stefanie Bung angeregt, wegen des Kriegs in
       der Ukraine die Panzer in Tiergarten zu entfernen. Das Nachrichtenmagazin
       Der Spiegel hatte darüber berichtet.
       
       Berlin habe nach dem Zwei-plus-Vier-Vertrag, der die außenpolitischen
       Folgen der Deutschen Einheit regelte, im Auftrag des Bundes die Pflege der
       Sowjetischen Ehrenmale übernommen, teilte Jarasch mit. „Hier geht es um das
       Gedenken der Toten des Zweiten Weltkriegs, in dem aufseiten der Roten Armee
       Soldaten vieler Nationalitäten der Sowjetunion, darunter etliche russische
       und ukrainische, im Kampf gegen das Nazi-Regime starben. Dieses Gedenken
       bleibt bedeutsam, auch in seiner historischen Gestalt.“
       
       Das Ehrenmal an der Straße des 17. Juni erinnert an die im Zweiten
       Weltkrieg gefallenen sowjetischen Soldaten. In der Mitte steht eine
       Soldatenstatur, rechts und links je ein historischer Panzer. Im hinteren
       Teil liegen Gräber von rund 2.500 Soldaten. In der Hauptstadt gibt es
       mehrere Ehrenmale. Im Treptower Park befindet sich etwa ein weiteres und
       deutlich größeres Sowjetisches Ehrenmal – dort waren über Ostern neue
       Schmierereien aufgetaucht.
       
       Die CDU-Politikerin Bung hatte sich dafür ausgesprochen, die Panzer in
       Tiergarten zu entfernen. Ihrer Meinung nach hat der russische Angriffskrieg
       auf die Ukraine den Blick auf das Denkmal verändert. Die Rote Armee habe
       einen wesentlichen Beitrag zur Befreiung vom Nazi-Regime geleistet, schrieb
       Bung, die eine der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden ihrer Partei im
       Berliner Abgeordnetenhaus ist. Deutschland sei vertraglich verpflichtet,
       Kriegsgräber und Soldatenfriedhöfe zu erhalten.
       
       Heute stünden die Geschütze in Tiergarten aber nicht mehr nur für die
       Befreiung Deutschlands und Europas vom Nazi-Faschismus durch die
       Sowjetunion, sondern sie würden „zu Symbolen der aggressiven und
       territoriale Grenzen und Menschenleben missachtenden Kriegsführung des
       Putin-Regimes“. „Längst rollen russische Panzer in Europa – in der Ukraine
       –, dem Land, aus dem viele der im Tiergarten beigesetzten Soldaten
       ursprünglich stammten.“ Die Panzer müssten aus dem Berliner Stadtbild
       verschwinden. Bung will ihren Vorschlag mit ihrer Fraktion beraten und den
       Senat auffordern, sich beim Bund dafür einzusetzen, die Geschütze und
       Panzer zu entfernen. (dpa)
       
       19 Apr 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Saskia-Esken/!t5621721
 (DIR) [2] /Kriegsgeraet-fuer-die-Ukraine/!5848702
 (DIR) [3] /Nord-Stream-2-und-Manuela-Schwesig/!5846462
 (DIR) [4] https://www.facebook.com/serjvlk/posts/3268353776825125
 (DIR) [5] /Oel--und-Gasembargo-gegen-Russland/!5846266
 (DIR) [6] /Krieg-in-der-Ukraine-und-Streit-um-Inseln/!5849489
 (DIR) [7] /Waffenlieferungen-in-die-Ukraine/!5846282
 (DIR) [8] /Debatte-ueber-Fotos-aus-Butscha/!5844768
 (DIR) [9] https://irre.taz.de/exec/inputmask.pl?sid=1f27a8ed18e32402a1a7d926a57884ae&bart_id=5&rm=new&id=-1&mode=main#5512228
 (DIR) [10] https://twitter.com/MelnykAndrij
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Leonie Gubela
 (DIR) Simone Schmollack
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Wolodymyr Selenskij
 (DIR) Donbass
 (DIR) Russland
 (DIR) Truppen
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Öl
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Ostermarsch
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Lage in Mariupol: Gemetzel mit Ansage
       
       In der ukrainischen Stadt Mariupol nimmt eine Tragödie unaufhaltsam ihren
       Lauf. Die Welt sieht zu – wohl nicht zum letzten Mal.
       
 (DIR) Ölförderung in Deutschland: Das andere Schwarz
       
       Ölförderung in Deutschland hat eine lange Tradition, genau genommen seit
       1858. Wie wichtig ist sie im Fall eines Energieembargos gegen Russland?
       
 (DIR) Sicherheitsexpertin über russische Hacks: „Cyberkrieg braucht Personal“
       
       Schon vor Russlands Angriffen auf die Ukraine wurde im Westen oft vor
       russischen Hackerattacken gewarnt. Die potenziellen Folgen sind
       weitreichend.
       
 (DIR) Waffenlieferungen in die Ukraine: Grüne in Erklärungsnot
       
       In Rekordtempo legen die Grünen eine Kehrtwende hin. Sie sollten zu ihren
       früheren Fehleinschätzungen stehen.
       
 (DIR) Streit um Ostermärsche: Auf der Suche nach Konsens
       
       2.000 Menschen kommen zum Ostermarsch in Hamburg, auch anderswo im Norden
       wurde demonstriert. Immer wieder strittig: Was hilft im Ukraine-Krieg?