# taz.de -- DGB-Forderungen zum 1. Mai: Auf wackligen Beinen
       
       > Die 1.Mai-Forderung nach Lohnerhöhung ist völlig nachvollziehbar. Nur:
       > Ein Aufschlag könnte die Inflation zusätzlich anheizen.
       
 (IMG) Bild: Franziska Giffey und DGB-Chef Reiner Hoffmann auf der Kundgebung am 1. Mai in Berlin
       
       Viele Unternehmen jammern schon: Nach Corona, Lieferengpässen und
       [1][Energiekostenexplosion] jetzt auch noch üppige Lohnforderungen? Dann
       drohten Insolvenzen ohne Ende – und damit Jobverluste und Arbeitslose vor
       allem im Mittelstand. Die aktuelle Tarifrunde läuft – und die Forderung der
       IG Metall nach 8,2 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten in der
       Stahlindustrie in Nordwest- und Ostdeutschland zeigt, wie sich die
       Gewerkschaften dabei aufstellen dürften.
       
       Inflationsausgleich, Beteiligung der ArbeitnehmerInnen an
       Produktionsgewinnen und eine gerechtere Verteilung forderte der scheidende
       [2][DGB-Chef Reiner Hoffmann] auch dieses Jahr wieder bei den Kundgebungen
       am 1. Mai. Eigentlich völlig richtig. Denn im April lag die Inflationsrate
       bei krassen 7,4 Prozent. Allein Energie kostete über ein Drittel mehr als
       vor einem Jahr. Dies belastet vor allem Geringverdiener und sozial
       Benachteiligte. Und: Viele Firmen fuhren zuletzt Riesengewinne ein.
       
       Der Krieg in der Ukraine und auch Corona sind allerdings zwei Variablen,
       die in der Rechnung der Gewerkschaften nicht auftauchen. Bei einem Stopp
       der Lieferungen von Öl und Gas, auf den der Westen nicht eingestellt ist
       und der deshalb die Energiemärkte schockt, drohen weitere Verteuerungen,
       die noch höher als die bisherigen liegen könnten. Weiteres Ungemach könnten
       die rigiden Maßnahmen gegen Corona in China einbringen.
       
       Vor dem weltgrößten Containerhafen in [3][Shanghai] stauen sich gerade
       Tausende Schiffe, weitere Lockdowns im Land sind in Sicht. Das heißt:
       Europa steht vor riesigen Lieferkettenproblemen, die weiter die Inflation
       anheizen dürften. Ergo: Natürlich gilt der alte Slogan weiter „Lohnverzicht
       bringt es nicht“. Aber: Die Lage der hiesigen Konjunktur ist derzeit sehr
       wackelig.
       
       In diesen Wochen einen saftigen Aufschlag zu erstreiten ist zwar
       grundsätzlich richtig, wird möglicherweise aber die Inflation weiter fatal
       anheizen. Zum Modell könnten Lösungen wie jüngst ein Abschluss der IG BCE
       werden: Sie vereinbarte eine Einmalzahlung mit den Arbeitgebern – und
       vertagte die Tarifverhandlungen auf Oktober.
       
       1 May 2022
       
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