# taz.de -- Superstar Dua Lipa in Hamburg: Funkeln im Referenzgewitter
       
       > In Hamburg gibt Dua Lipa das Auftaktkonzert ihrer Deutschlandtour. Die
       > Londonerin zeigt, dass sie in die erste Liga der Superstars gehört.
       
 (IMG) Bild: Weiß mit ihrer kraftvollen Stimme zu punkten: Dua Lipa am 9. Mai in Hamburg
       
       Selbst für einen Star wie Dua Lipa gab es während der Pandemie etliche
       Turbulenzen. Erst musste sie ihr zweites Album „Future Nostalgica“ wegen
       eines Leaks vorzeitig veröffentlichen, dann wurden ihre Konzerte mehrfach
       verschoben.
       
       Umso mehr freut sich die Britin mit kosovo-albanischen Wurzeln, die in
       London geboren wurde, zum Auftakt ihrer Deutschlandtournee endlich in
       Hamburg auf der Bühne der Barclays Arena zu stehen. „Ich musste zwei Jahre
       auf diesen Auftritt warten“, sagt sie, „er ist etwas ganz Besonderes für
       mich.“
       
       Man spürt: Die 26-Jährige meint das ehrlich. Gewissenhaft hat sie sich auf
       diesen Moment vorbereitet. Ihre gut 90-minütige Show, die in vier Akte
       geteilt ist, steckt voller Wendungen und Überraschungen. Für jeden Teil
       wechselt die Sängerin ihr Outfit, besser: ihre Identität.
       
       Eingangs setzt sie in einem Catsuit in grellem Pink mit Stücken wie
       [1][„Physical“ „Break My Heart“ oder „Cool“] auf einen Disco-Vibe der
       Siebziger und Achtziger, flankiert von zwölf unermüdlichen Tänzer:innen.
       Von der Ballettstange zieht der Tross alsbald auf den Laufsteg: mit
       Bewegungen, die sich an Jane Fondas Aerobicphase anlehnen. Bei „New Rules“
       fühlt man sich wie in einem Gene-Kelly-Musical, wenn die Akteur:innen
       hübsch choreografiert Regenschirme schwingen.
       
       ## Lasziv im Glitzerbody
       
       Im zweiten Part drosselt Dua Lipa das Tempo ein wenig, im silbernen
       Glitzerbody gibt sie die Laszive. Mal wälzt sie sich bei „Good in Bed“ auf
       dem Boden, mal taucht Kylie Minogue bei „Fever“ in einer Videoeinspielung
       auf. Mit der Australierin hatte sich Dua Lipa 2020 für ihr
       Livestreamspektakel „Studio 54“, wofür sie eine Lagerhalle in den
       legendären New Yorker Club verwandelte, zusammengetan.
       
       Nicht nur mit diesem Event trotzte sie der Coronakrise. Sie brachte immer
       wieder neue Songs heraus, zum Beispiel „Cold Heart“ im Duett mit Elton
       John, der auf einer Leinwand kurz eingeblendet wird. Ein noch clevererer
       Schachzug war vielleicht die Veröffentlichung ihrer Platte „Club Future
       Nostalgica“ im August 2020.
       
       Für dieses Werk ließ Dua Lipa ihre Songs von diversen Kolleg:innen
       remixen. Starproduzent Mark Ronson nahm sich „Physical“ vor, die US-DJane
       The Blessed Madonna verpasste „Levitating“ ein neues Gewand – mit Madonna
       und Missy Elliott als Gästen. Moodyman aus Detroit, spezialisiert auf
       House und Techno, durfte „Break my Heart“ überarbeiten.
       
       Dadurch war Dua Lipa nicht bloß immer irgendwie präsent, sondern
       entwickelte auch in ihren Konzerten ein Faible für Remixe. So fließt „Boys
       Will Be Boys“ in Gwen Stefanis „Hollaback Girl“ ein, bevor „One Kiss“ den
       dritten Aufzug einleitet.
       
       ## Spektakulärer Aufzug
       
       Ein passender Übergang. Denn Dua Lipa und ihre Tänzerinnen treten jetzt in
       Turnschuhen, kurzen Röcken und bauchfreien Tops auf – wie einst Gwen
       Stefanis Harajuku Girls. Gemeinsam tummeln sie sich in einem futuristischen
       Club. Der wird unter anderem mit „Electricity“ beschallt, ursprünglich eine
       Kooperation mit Calvin Harris. „Hallucinate“ erinnert an Giorgio Moroder.
       
       Am spektakulärsten ist der vierte Aufzug. Er fokussiert sich auf eine
       einzige Nummer: „Levitating“. Dafür ist Dua Lipa in ein wahrlich
       extravagantes Outfit geschlüpft: in einen Catsuit von [2][Thierry Mugler],
       besetzt mit Tausenden Kristallen. Sie reflektieren das Licht wie eine
       Discokugel, wenn Dua Lipa in einem Metallkorb weit über dem Boden durch
       die Halle gleitet.
       
       Dua Lipa weiß jedoch ebenso mit ihrer durchaus kraftvollen Stimme zu
       punkten, mit der sie sich gegen jeden Synthesizer und jedes Riff
       durchsetzen kann. Das beweist sie in der Zugabe mit „Future Nostalgica“
       eindrucksvoll. Scheinbar mühelos bietet ihr Gesang den rockigen Soli ihres
       Gitarristen Paroli, während Dua Lipa wie verrückt ihre Haare schüttelt.
       
       Mit „Don’t Start Now“ verabschiedet sie sich schließlich. Das war ganz
       großes Kino und hat Dua Lipa neben Lady Gaga oder Beyoncé in die erste Liga
       der Superstars gehoben.
       
       10 May 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=Nj2U6rhnucI
 (DIR) [2] /Modedesigner-Thierry-Mugler-gestorben/!5830058
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dagmar Leischow
       
       ## TAGS
       
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