# taz.de -- Landtagswahl Nordrhein-Westfalen: Nach der Wahl ist vor der Wahl
       
       > Die CDU liegt kurz nach Schließung der Wahllokale deutlich vor der SPD.
       > Welche Partei den Ministerpräsidenten stellt, ist nach wie vor offen.
       
 (IMG) Bild: Großer Jubel: Landesministerin Ina Scharrenbach und andere CDU-Politiker feiern die Ergebnisse
       
       BERLIN taz | Auch nach Schließung der Wahllokale am Sonntag um 18.00 Uhr
       bleibt offen, wer künftig die Regierungsgeschäfte in Nordrhein-Westfalen
       führt: Der amtierende Ministerpräsident Hendrik Wüst von der CDU oder sein
       SPD-Herausforderer Thomas Kutschaty.
       
       Der ersten Prognose zufolge konnte die regierende CDU die SPD zwar deutlich
       hinter sich lassen. Rund 35 Prozent der Stimmen entfielen demnach auf die
       Partei des Amtsinhabers, für die SPD stimmten demzufolge nicht einmal 30
       Prozent. Und doch herrschen nun alles andere als klare Verhältnisse.
       
       Anders als 2017 wäre eine schwarz-gelbe Koalition, die seit fünf Jahren mit
       einer Stimme Mehrheit in Nordrhein-Westfalen regiert, künftig wohl nicht
       mehr drin. Die Freien Demokraten mussten am Abend noch zittern. Für die
       bislang noch mitregierende FDP stimmten der Prognose zufolge lediglich etwa
       5 Prozent der Wähler:innen. Die letzten Umfragen ließen dies befürchten,
       den Demoskopen zufolge schlitterten die Freien Demokraten der
       Fünfprozenthürde entgegen. Das Ergebnis ist zudem deutlich schlechter als
       vor fünf Jahren, als die FDP mit 12,6 Prozent ihr bislang bestes Ergebnis
       in NRW holte.
       
       Entscheidend wird aber, wer von beiden – Wüst oder Kutschaty – nun die
       Grünen für sich gewinnen kann, um mit ihnen eine Koalition zu zweit oder zu
       dritt zu schmieden. Die heimlichen Wahlsieger:innen konnten ihr
       Ergebnis laut Prognose im Vergleich zur vergangenen Landtagswahl fast
       verdreifachen und bekamen fast 20 Prozent der Stimmen.
       
       Ob die AfD in den Landtag einziehen wird, war bei am Abend noch unsicher,
       sie lag kurz nach 18.00 Uhr knapp über 5 Prozent.
       
       Die Linke verfehlt dagegen mit ziemlicher Sicherheit die Fünfprozenthürde
       und wird damit seit 2012 zum dritten Mal nicht mehr im Landtag vertreten
       sein. Das amtliche Endergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
       
       ## Kein Kanzlerbonus
       
       Der diesjährige Wahlsonntag bedeutet für die SPD zwar keinen Totalabsturz,
       aber eben auch keinen Aufwind. Der Kanzlerbonus – Wahlplakate zeigten
       Kutschaty zuletzt Seit’ an Seit’ mit Olaf Scholz – bescherte der SPD nicht
       mal eine laue Brise, geschweige denn Rückenwind. Das Ergebnis ist für den
       Kanzler und die SPD ein herber Dämpfer und kann als Votum gegen seinen
       Regierungskurs im Bund gelesen werden.
       
       Oppositionsführer Friedrich Merz, CDU, der im Wahlkampf ebenfalls kräftig
       mitmischte, kann das Ergebnis in NRW dagegen auch als Erfolg für sich
       verbuchen. Wegen der Größe und Heterogenität des mit
       18-Millionen-Einwohner:innen bevölkerungsreichsten Bundeslandes gilt die
       Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen auch als „kleine Bundestagswahl“.
       
       Zunächst einmal aber festigen die rund 13 Millionen Wahlberechtigen den Ruf
       ihres Landes als Swing-State. Klare Verhältnisse herrschten zwischen Rhein
       und Ruhr nur bis 2005. Bis 1966 hatten die Christdemokraten das Sagen in
       der Düsseldorfer Staatskanzlei, dann regierten fast 40 Jahre die
       Sozialdemokraten.
       
       Seitdem hat es keine der beiden Volksparteien mehr geschafft, mehr als
       sieben Jahre hintereinander zu regieren. Auf den Christdemokraten Jürgen
       Rüttgers folgte 2010 die Sozialdemokratin Hannelore Kraft. Die
       Wähler:innen bestätigten ihre Minderheitsregierung mit den Grünen zwar
       2012 mit deutlicher Mehrheit. Doch in der darauffolgenden Landtagswahl
       wurde die rot-grüne Regierung abgewählt.
       
       Der damalige Justizminister war ein gewisser Thomas Kutschaty. Damals holte
       die SPD mit 31,2 Prozent ihr bis dato schlechtestes Wahlergebnis im Land.
       Der Prognose zufolge könnten die Sozialdemokraten diesen Negativrekord
       diesmal noch unterbieten. Und Wüst könnte für die CDU erstmals wieder ein
       christdemokratisches Jahrzehnt vollenden. Aber all das ist nach wie vor
       offen.
       
       15 May 2022
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Lehmann
       
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