# taz.de -- Fahrraddiebstahl in der Stadt: Rad weg, Polizei da. Ein Protokoll
       
       > Glücklich, wer die Polizei für die Wiederbeschaffung des geklauten Rades
       > anheuern kann. Blöde nur, wenn der Dieb gar nicht der Dieb war.
       
 (IMG) Bild: Die Polizei sollte man nur bemühen, wenn es tatsächlich das eigene Rad war, das der Hehler verhökert
       
       HAMBURG taz | „Ich hatte ein Rad, einen Stadtflitzer, den ich von meinem
       Papa bekommen hatte, das sehr gut lief. Ich hatte lange keins gehabt und
       wirklich Spaß damit. Es wurde mir [1][kurz danach geklaut], das war sehr
       frustrierend. Wir hatten am Tag davor abends noch eine Fahrradtour gemacht,
       und am nächsten Morgen war es weg. Mich hat dann der Ehrgeiz gepackt, ich
       hing an dem Rad und dachte, jetzt zeigst du es mal der Statistik, und habe
       angefangen, bei Ebay-Kleinanzeigen zu suchen. Vielleicht ist ja jemand so
       doof und stellt das direkt ein. Und witzigerweise habe ich es dort zwei
       Tage später gefunden.
       
       Dann habe ich ein paar Freunde mobilisiert: Wir müssen unbedingt den
       Zuschlag kriegen. Parallel habe ich bei der Polizei angerufen und denen
       erklärt, dass ich mein gestohlenes Fahrrad auf Ebay gefunden habe, was
       denen erst mal völlig egal war. In meinem Kopf war klar: Wir gehen da jetzt
       hin und holen es einfach!
       
       Das haben die ein bisschen anders gesehen, aber durch ein paar Telefonate
       habe ich es geschafft, die Zivilpolizei auf meine Seite zu kriegen.
       Normalerweise machen die so etwas nicht, dann war ja auch noch sehr
       kurzfristig, und eigentlich ging es auch nicht um 18 Uhr, weil sie erst ab
       19 Uhr im Einsatz waren. Aber es hat geklappt, warum auch immer.
       
       Ich habe mich dann mit den drei Zivilpolizisten, die extra früher ihren
       Dienst angetreten haben, zur Einsatzbesprechung auf einem Parkplatz
       getroffen. Sie sahen leider wirklich so aus, wie man es bei Zivilpolizisten
       vermutet, mit Käppi, betont unauffällig. Der Plan war, dass zwei von hinten
       an den Treffpunkt kommen und ich mit dem anderen zum Verkäufer gehe. Das
       Codewort für den Zugriff war: Ich möchte das Fahrrad kaufen – falls es
       meines ist. Es war dann halt dummerweise nicht meins.
       
       ## Irgendwann war es der Polizei zu doof
       
       Du siehst direkt: Scheiße, das geht nicht gut aus für mich, das ist nicht
       mein Fahrrad. Ich sagte, nee, ich will das Fahrrad nicht kaufen, es gab ein
       Hin und Her, und irgendwann war es dem Polizisten zu doof, und sie haben
       gesagt: Hier ist Polizei, was ist los mit dem Fahrrad?
       
       Den Verkäufer haben sie festgenommen, es war nicht sein Fahrrad, und er
       hatte keinen Ausweis dabei. Er tat mir leid, es war ein obdachloser
       Jugendlicher, der das für irgendjemanden weiterverkauft hat. Dann haben sie
       mich letztlich auch noch enttarnt. Am Anfang stand ich noch da, als wäre
       ich einer von denen, und dann wurde ich eher unehrenhaft entlassen: Sie
       können dann jetzt gehen.
       
       Die Freundin, die für mich auf Ebay geboten und den Zuschlag bekommen
       hatte, hat am nächsten Tag noch eine beleidigende Nachricht bekommen. Das
       Fahrrad ist nie wieder aufgetaucht. Es war mein liebstes überhaupt, und
       seinetwegen war ich zwei Tage lang emotional Privatdetektiv gewesen.“
       
       Bernd Hansen (37) lebt in Norddeutschland und kauft gerade ein neues Rad,
       das nie so gut laufen wird wie das alte.
       
       18 May 2022
       
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