# taz.de -- Deniz Yücel und der PEN: Rückendeckung für Neuanfang
       
       > Fatal wäre, wenn der PEN in die Zeit vor Yücels Präsidentschaft
       > zurückfiele. Nötig ist eine Auffrischung seiner Strukturen und internen
       > Kultur.
       
 (IMG) Bild: Will nicht länger Präsident der Bratwurstbude sein: Deniz Yücel
       
       Viele Autor*innen, die sich mit [1][Deniz Yücel] einen Neuanfang beim PEN
       gewünscht hatten, haben schon ihren Austritt angekündigt. Das ist
       verständlich. Wer will schon Mitglied in einem Laden sein, bei dessen
       Versammlungen 70-Jährige mit Trillerpfeifen anrücken, um Aussprachen zu
       behindern? Und es ist erst einmal nur schwer abzusehen, wie dieser Verein
       jemals wieder intellektuell ernst genommen werden kann.
       
       Dennoch. Kulturelle Institutionen pflückt man nicht einfach von den Bäumen.
       Und Organisationen, die für die Freiheit des Wortes und verfolgte
       Autor*innen kämpfen, werden, wie die Weltlage nun einmal ist, gebraucht.
       So kann man nur hoffen, dass sich jetzt, nach dem Totaldesaster von Gotha,
       die Ansätze zu einem Neuanfang in der Schriftstellervereinigung durchsetzen
       werden.
       
       Was muss dafür geschehen? Auf gar keinen Fall darf es ein Zurück in die
       Zeit vor der Präsidentschaft Yücels geben. Vielmehr muss der deutsche PEN
       jetzt nicht nur an der Professionalisierung seiner Strukturen arbeiten,
       sondern vor allem seine interne Kultur von Grund auf ändern. Wer sich unter
       jüngeren Mitgliedern des PEN umhörte, hat das Wort „toxisch“ keineswegs
       erst zur Beschreibung der [2][Vorgänge in Gotha] gehört, sondern schon
       vorher. Man hat sich im PEN nicht zu viel, sondern vielmehr zu wenig
       gestritten.
       
       Notwendige Debatten oder auch nur Denkanstöße von neuen Mitgliedern wurden
       mit einer Mischung aus Geschäftsordnungstricks, Bräsigkeit und
       Überheblichkeit verhindert. Immerhin ist in Gotha klar geworden, dass es so
       nicht weitergeht. [3][Josef Haslinger], der Übergangspräsident, redet von
       „Versöhnung“ der Lager. Das trifft es aber nicht. Notwendig ist vielmehr,
       überhaupt erst für eine vernünftige Gesprächs- und auch Streitkultur zu
       sorgen.
       
       Unter dem Deckmantel der Figur des engagierten Intellektuellen konnten
       sich zu viele Wichtigtuer, Denkfaule und auch Putinversteher in dem Verein
       halten. Die neuen Mitglieder, die weiterhin für einen Neuanfang sorgen
       wollen, brauchen jetzt jede Rückendeckung.
       
       15 May 2022
       
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