# taz.de -- +++ Nachrichten zum Ukrainekrieg +++: Rückzug nicht ausgeschlossen
       
       > Die ukrainische Armee steht im Donbass unter Druck. Putin warnt
       > Deutschland und Frankreich vor weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine.
       
 (IMG) Bild: Ukrainische Soldaten blicken auf den Rauch, der aus der Ölraffinerie von Lyssytschansk kommt
       
       ## Scholz und Macron sprechen mit Putin und fordern Ende des Krieges
       
       Der russische Präsident Wladimir Putin hat bei einem Telefonat mit Kanzler
       Olaf Scholz (SPD) und mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron vor der
       Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gewarnt. Das berge das Risiko
       einer weiteren Destabilisierung der Lage und der Verschärfung der
       humanitären Krise, sagte Putin einer in Moskau am Samstag vom Kreml
       veröffentlichten Mitteilung zufolge. Scholz und Macron forderten in dem
       80-minütigen Gespräch erneut ein Ende des Krieges, wie der Sprecher der
       Bundesregierung, Steffen Hebestreit, mitteilte.
       
       „Der Bundeskanzler und der französische Präsident drängten dabei auf einen
       sofortigen Waffenstillstand und einen Rückzug der russischen Truppen“,
       teilte Hebestreit mit. „Sie riefen den russischen Präsidenten zu
       ernsthaften direkten Verhandlungen mit dem ukrainischen Präsidenten und
       einer diplomatischen Lösung des Konflikts auf.“ Putin betonte laut Kreml
       die Bereitschaft Moskaus, die „durch die Schuld Kiews“ eingefrorenen
       Verhandlungen über eine Lösung des Konflikts wieder aufzunehmen.
       
       Ausführlich sei es bei den Telefonat auch um die Lebensmittelsicherheit in
       der Welt gegangen, teilte der Kreml mit. Der Westen, darunter Deutschland
       und Frankreich, fordert von Russland, die Blockade der ukrainischen Häfen
       im Schwarzen Meer zu beenden, damit das Land wieder Weizen exportieren
       könne. Putin machte einmal mehr die „fehlerhafte Wirtschafts- und
       Finanzpolitik der westlichen Staaten“ sowie die „antirussischen Sanktionen“
       für die Probleme verantwortlich. Die Bundesregierung weist stets darauf
       hin, dass es keine Sanktionen gegen Lebensmittel gebe. Die Ukraine hat
       Russland Erpressung vorgeworfen, den Kampf gegen den Hunger in der Welt mit
       der Sanktionsfrage zu verbinden. (dpa)
       
       ## Kommunistischer Abgeordneter fordert Stopp des Krieges in der Ukraine
       
       Ein Abgeordneter der Kommunistischen Partei Russlands ist von der
       Parteilinie abgewichen und hat den Angriffskrieg gegen die Ukraine
       kritisiert. Russland solle den Krieg beenden und seine Truppen
       zurückziehen, sagte Leonid Wasjukewitsch im Regionalparlament von Primorje
       im Fernen Osten Russlands am Freitag. „Wir begreifen, dass wir mehr
       Waisenkinder in unserem Land haben werden, wenn wir die Militäroperation
       nicht stoppen.“ Sein an Präsident Wladimir Putin gerichteter Kommentar
       wurde in einem Video über Telegram verbreitet.
       
       Ein weiterer Abgeordneter schloss sich Wasjukewitsch an. Der
       Parlamentspräsident sprach anschließend von einer politischen Provokation,
       die die Mehrheit im Parlament nicht unterstütze.
       
       Die russische Regierung will ihren Krieg ausschließlich als militärische
       Spezialoperation verstanden wissen und hat schwere Strafen für davon
       abweichende Darstellungen in der Öffentlichkeit verhängt. (ap)
       
       ## Habeck: Deutschland kann nicht alle Wünsche erfüllen
       
       Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat den Vorwurf
       zurückgewiesen, Deutschland sei bei Waffenlieferungen an die Ukraine zu
       zurückhaltend. „Während wir reden, werden gerade ukrainische Soldaten an
       der Panzerhaubitze 2000 ausgebildet“, sagte Habeck der Welt am Sonntag mit
       Blick auf die geplante Lieferung der fahrbaren Artilleriegeschütze. Es sei
       keineswegs so, dass Deutschland nichts oder zu wenig liefere. Richtig sei,
       dass Berlin nicht alle Wünsche der Ukraine erfüllen könne.
       
       Deutschland will im Juni sieben Exemplare der Panzerhaubitze 2000 an die
       Ukraine liefern. Seit Mitte Mai werden in der Bundeswehr-Artillerieschule
       im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein dutzende ukrainische Soldaten an
       dem auf einem Panzerfahrgestell montierten Geschütz ausgebildet.
       
       Auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth
       (SPD), verwahrte sich gegen den Vorwurf der Zögerlichkeit der
       Bundesregierung. Er habe „nicht den Eindruck, dass hier jemand bewusst auf
       der Bremse steht“, sagte er im Deutschlandfunk. Das Thema Waffenlieferungen
       sei aber „komplizierter als es manchmal scheint.“ Denn die Möglichkeiten
       der Bundeswehr, aus ihrem Bestand zu liefern, seien „sehr, sehr
       eingeschränkt“.
       
       Roth verwies dabei auch auf den geplanten Ringtausch mit dem Nato-Partner
       Polen. Das Land hat der Ukraine bereits eigenes Gerät geliefert und soll
       dafür von Deutschland Ersatz erhalten. Das Problem sei, dass Polen mit dem
       Leopard 2 „das modernste Gerät“ wolle, sagte der SPD-Politiker. „Den haben
       wir aber selber kurzfristig nicht zur Verfügung.“ Nötig sei deshalb nun
       eine Lösung, mit der beide Seiten gut leben könnten. (afp)
       
       ## Russland verhindert Flucht aus Cherson
       
       Das von russischen Truppen besetzte Gebiet Cherson im Süden der Ukraine hat
       die Grenze Richtung Norden für Flüchtlinge geschlossen. „Der Grenzübergang
       in Richtung der Gebiete Mykolajiw und Dnipropetrowsk ist angesichts des
       systematischen Beschusses vonseiten ukrainischer Kämpfer sehr gefährlich“,
       erklärte der Vizechef der prorussischen Militärverwaltung, Kirill
       Stremoussow zur Begründung der Entscheidung. Ausreisen aus dem Gebiet
       Cherson seien stattdessen über die Halbinsel Krim oder den russisch
       kontrollierten Teil des Gebiets Saporischschja möglich.
       
       Die neue Verwaltung hat zahlreiche Initiativen unternommen, [1][das Gebiet
       Cherson von der Ukraine abzuschneiden und an Russland anzubinden]. So wurde
       die russische Landeswährung Rubel eingeführt, die Administration hat die
       Ausgabe russischer Pässe gefordert und den Eintritt des Gebiets in die
       Russische Föderation – selbst ohne vorheriges Referendum. Auf die letzte
       Initiative reagierte selbst Moskau zurückhaltend. Kremlsprecher Dmitri
       Peskow sagte, die Menschen in der Region müssten selbst über ihr Schicksal
       entscheiden.
       
       Die Schließung der Grenzen könnte dazu dienen, den Flüchtlingsstrom in
       ukrainisch besetzte Gebiete zu unterbinden. Nach Schätzungen der
       ukrainischen Gebietsverwaltung hat die Stadt Cherson seit ihrer Besatzung
       rund die Hälfte ihrer Bevölkerung verloren. Aus dem gleichnamigen Gebiet
       sei ein Fünftel der Bevölkerung geflohen, hatte Anfang Mai die ukrainische
       Gebietsverwaltung erklärt. (dpa)
       
       Selenskyj: Lage im Donbass „sehr, sehr schwierig“ 
       
       Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Lage im umkämpften
       Donbass als „sehr, sehr schwierig“ bezeichnet. Die russische Armee setze in
       dem Gebiet im Osten der Ukraine eine Maximum an Artillerie und Reserven
       ein, sagte Selensky am Freitagabend in seiner täglichen Videoansprache. Es
       gebe Raketen- und Luftangriffe – „alles“.
       
       Die ukrainische Armee verteidige das Land mit allen seinen „derzeitigen
       Verteidigungsressourcen“, sagte Selenskyj weiter. „Wir tun alles, um diese
       zu verstärken.“
       
       Russland hat seine Truppen aus dem Zentrum und Norden der Ukraine, wo es
       die Städte Kiew und Charkiw nicht einnehmen konnte, in den Osten verlagert.
       Seitdem dringen russische Soldaten langsam, aber stetig tiefer in den
       Donbass vor.
       
       Pro-russische Separatisten hatten [2][am Freitag die Einnahme von Lyman
       verkündet, einem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt] nordöstlich von Slowjansk
       und Kramatorsk. Seine Eroberung würde einen russischen Vormarsch auf die
       beiden Städte ermöglichen, die noch unter ukrainischer Kontrolle stehen.
       Eine unabhängige Überprüfung der Angaben war zunächst jedoch nicht möglich.
       
       Auch strategisch wichtige Städte wie Sewerodonezk und Lyssytschansk werden
       von der russischen Armee belagert. Die russische Nachrichtenagentur Ria
       Nowosti zitierte einen pro-russischen Polizeivertreter, wonach Sewerodonezk
       „nun umzingelt“ sei. Ukrainische Soldaten könnten die Stadt nicht mehr
       verlassen. Dies wies Oleksandr Stryuk, ein ranghoher Vertreter der Stadt,
       zurück. Er räumte aber rein, die Lage sei „sehr schwer“.
       
       Nach Einschätzung des von Kiew ernannten Gouverneurs von Luhansk, Serhij
       Gajdaj, werden die russischen Truppen nicht in der Lage sein, die gesamte
       Region innerhalb kurzer Zeit einzunehmen. Möglicherweise aber müssten sich
       die ukrainischen Verteidiger aus einigen Gebieten zurückziehen, um nicht
       eingekesselt zu werden. Um dies zu verhindern, „könnte es sogar einen
       Befehl an unsere Truppen zum Rückzug geben“, erklärte Gajdaj auf Telegram.
       (afp)
       
       Ehrenpreis für Minen-Spürhund in Cannes 
       
       Bei der Kür des besten Filmhundes beim Festival von Cannes ist ein
       Ehrenpreis an einen ukrainischen Minen-Spürhund verliehen worden. Zum
       Sieger im Rennen um den „Palm Dog Award“ wurde am Freitag der Pudel Brit
       gekürt, der im Film „War Pony“ von Riley Keough und Gina Gammell unter dem
       Namen Beast mitspielt. Der Hund bekam als Trophäe ein rotes Leder-Halsband.
       
       Ein spezieller Ehrenpreis in der Hunde-Kategorie wurde in diesem Jahr an
       den ukrainischen Spürhund Patron verliehen. Die Auszeichnung wurde von
       einer Vertreterin der ukrainischen Delegation in Cannes entgegengenommen.
       „Patron kann nicht hier sein, weil er zu Hause so sehr gebraucht wird“,
       sagte sie mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in ihrem Heimatland.
       
       Der „Palm Dog Award“ wird seit 2001 vergeben. Einer der berühmtesten
       Preisträger ist der Terrier Uggie, der 2011 in dem Stummfilm „The Artist“
       mitgewirkt hatte.
       
       Das Filmfestival im südfranzösischen Cannes endet am Samstag mit der
       Verleihung der Goldenen Palme. 21 Filme konkurrieren bei den Festspielen an
       der Côte d'Azur um den Hauptpreis, der am Abend von Jurypräsident Vincent
       Lindon vergeben wird. (afp)
       
       Chodorkowski drängt Westen zu Lieferung schwerer Waffen 
       
       Der Kremlkritiker Michail Chodorkowski drängt den Westen zur Lieferung
       schwerer Waffen an die Ukraine. „Wenn den Ukrainern die Waffen, die sie
       anfordern, nicht geliefert werden, wird es bald wieder zu Kämpfen um Kiew
       kommen“, [3][sagte der 58-Jährige] gegenüber der Bild-Zeitung. Er denke,
       westliche Politiker hätten vor allem Angst vor dem russischen Präsidenten
       Wladimir Putin. „Sie glauben, sich nicht in einem Krieg zu befinden.
       Deswegen glauben sie auch, dass die Lieferung bestimmter Waffen zu einer
       Eskalation führen oder sie zu einer Kriegspartei machen könnte.
       
       Chodorkowski bezeichnete dies als „sehr dumme Haltung“, da sich westliche
       Politiker und Länder aus Putins Sicht bereits im Krieg mit Russland
       befänden. Auf die Frage, ob der Krieg Putins Regierung stärken oder
       schwächen werde, antwortete er: „Das hängt davon ab, wie dieser Krieg enden
       wird. Wenn Putin den Krieg nicht gewinnt, wird das Regime geschwächt sein.“
       Anfangs habe Putin verkündet, sein Ziel sei die „Entnazifizierung“ der
       Ukraine und die Einnahme von Kiew. „Wenn er also Kiew nicht erobern kann,
       hat er den Krieg bereits nicht gewonnen. Das Problem besteht darin: Wenn er
       einen Teil der Ukraine erobert, wird der Krieg nur für bestimmte Zeit
       aufhören – und zwar nicht lange.“
       
       Chodorkowski war früher Chef des russischen staatlichen Ölkonzerns Yukos.
       Nach seinem Bruch mit Putin saß er von 2003 bis 2013 in Haft. Dann wurde er
       begnadigt und durfte Russland verlassen. Vor gut einer Woche hatte Russland
       Chodorkowski als „ausländischen Agenten“ eingestuft.
       
       Chodorkowski warf der russischen Regierung vor, die Ukraine auszurauben.
       Putins Befehlshaber sagten offen: „Die Ukraine hat guten Boden und wir
       müssen ihn uns einfach nehmen.“ Die russischen Soldaten seien schlicht und
       einfach Diebe. „In Wirklichkeit ist das einfach nur ein Raubzug“, sagte
       Chodorkowski. Für die oberste russische Ebene sei dies eine Gelegenheit,
       das Geld des ukrainischen Staatshaushalts zu stehlen. Auf der mittleren
       Ebene wollten sie sich das Land und das Getreide unter den Nagel reißen,
       und auf der unteren Ebene wollten sie einfach iPads klauen. (dpa)
       
       Europol besorgt über Waffenverbleib nach dem Krieg 
       
       Die europäische Polizeibehörde Europol ist besorgt über den Verbleib der
       Waffen, die aus der EU in die Ukraine gelieferten werden. „Irgendwann ist
       der Krieg vorbei. Wir wollen eine Situation verhindern wie vor 30 Jahren im
       Balkankrieg“, sagte Europol-Direktorin Catherine De Bolle der Welt am
       Sonntag. „Die Waffen aus diesem Krieg werden noch heute von kriminellen
       Gruppen genutzt.“
       
       Europol plant daher, eine internationale Arbeitsgruppe einzurichten, um
       Strategien für einen Umgang mit der Situation zu entwickeln. Europol
       beobachte zudem verdeckte Aus- und Einreiseaktivitäten bekannter
       terroristischer und gewaltbereiter Extremisten zwischen der Ukraine und der
       EU.
       
       „Die Situation ist hochdynamisch und fragmentiert, und wir erhalten
       unterschiedliche Zahlen von unseren europäischen Partnern“, sagte De Bolle.
       Die in die Ukraine Ausreisenden seien „eine nicht homogene Gruppe“, die
       sich „bezüglich ihrer Erfahrungen und Ideologien“ unterscheide. Auch
       ernüchterte Rückkehrer, die der Brutalität der Kriegswirklichkeit nicht
       gewachsen seien, würden beobachtet.
       
       Derzeit registriert Europol zudem eine Zunahme von Cyberangriffen im
       Kontext des Ukraine-Krieges. Die Behörde beobachte vor allem DDoS-Angriffe,
       bei denen versucht werde, Internetserver durch eine künstlich erzeugte
       Überlastung lahmzulegen, sowie den Einsatz von Ransomware. Darunter
       versteht man Schadsoftware, die Dateien auf fremden Computern
       verschlüsselt, um eine weitere Verwendung zu verhindern. (afp)
       
       USA wollen türkische Bedenken ausräumen 
       
       US-Außenminister Antony Blinken hat sich optimistisch gezeigt, dass die
       [4][türkischen Einwände gegen einen Nato-Beitritt Finnlands und Schwedens]
       schnell ausgeräumt werden können. Er gehe davon aus, dass die Bedenken der
       Türkei berücksichtigt werden können, sagte Blinken am Freitag nach einem
       Treffen mit seinem finnischen Kollegen Pekka Haavisto. Dies könne
       möglicherweise bis zum Nato-Gipfel Ende Juni geschehen.
       
       Blinken betonte, die USA unterstützten den Beitrittswunsch. „Wir freuen uns
       darauf, Finnland und Schweden bald unsere Verbündeten nennen zu können“,
       sagte er.
       
       Beide Staaten brauchen für ihren Beitritt die Zustimmung aller derzeitigen
       Mitglieder. Die Türkei sperrt sich derzeit und hat Finnland und Schweden
       vorgeworfen, Kurden finanziell und mit Waffen zu unterstützen, die die
       Regierung in Ankara als Terroristen betrachtet. Außerdem hätten beide
       Staaten Waffenlieferungen an die Türkei beschränkt. Außenminister Mevlüt
       Cavusoglu forderte konkrete Schritte der Beitrittskandidaten.
       
       Haavisto sagte in Washington, Finnland und Schweden hätten gute
       Verhandlungen mit der Türkei geführt. Diese sollten mit dem Ziel
       fortgesetzt werden, bis Ende Juni eine Lösung zu finden. Er halte die
       Probleme für lösbar. „Wir hoffen, dass vor dem Nato-Gipfel einige
       Ergebnisse erreicht werden können“, sagte er. (ap)
       
       Christlich-orthodoxe Kirche der Ukraine kappt Verbindungen 
       
       Eine der christlich-orthodoxen Kirchen der Ukraine hat angekündigt, ihre
       seit Jahrhunderten bestehende Verbindung nach Russland zu kappen. [5][Die
       ukrainisch-orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchat] erklärte am Freitag
       infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ihre „vollständige
       Unabhängigkeit“ von geistlichen Autoritäten in Russland.
       
       In der Ukraine gibt es mehrere Kirchen orthodoxer Christen: Dazu gehören
       die ukrainisch-orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchat und die 2018
       entstandene orthodoxe Kirche der Ukraine. Die Kirche Moskauer Patriarchat
       war bisher Patriarch Kirill, dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche,
       unterstellt.
       
       [6][Kirill steht treu zu Kreml-Chef Wladimir Putin und unterstützt Moskaus
       militärische Einsätze im Ausland]. Die Gegner der russischen Armee in der
       Ukraine beschimpfte er als „Kräfte des Bösen“ und warf den ukrainischen
       Soldaten vor, die historische Einheit zwischen den beiden Ländern brechen
       zu wollen.
       
       „Wir widersprechen der Position des Moskauer Patriarchen Kirill (…) zum
       Krieg“, erklärte die ukrainisch-orthodoxe Kirche in einer Mitteilung nach
       einem Konzil zu Russlands „Aggression“. Das Konzil verurteile „Krieg als
       Verletzung von Gottes Gebot ‚Du sollst nicht töten‘“ und drücke all jenen,
       die darunter litten, ihr „Beileid“ aus.
       
       Das Konzil appellierte zudem an die Ukraine und Russland, „den
       Verhandlungsprozess weiterzuführen“ und einen Weg zu finden, um „das
       Blutvergießen zu beenden“. Kirchensprecher Erzbischof Kliment sagte, der
       Moskauer Patriarch Kirill habe es versäumt, „Russlands militärische
       Aggression zu verurteilen“ und „Worte für die leidenden Menschen in der
       Ukraine“ zu finden.
       
       Die russisch-orthodoxe Kirche erklärte, sie habe „keine offizielle
       Erklärung der ukrainisch-orthodoxen Kirche erhalten“. Diese befinde sich
       „in einer sehr schwierigen Lage und stehe unter Druck aus vielen
       Richtungen: von den Behörden, von Intriganten, von nationalistisch
       gesinnten Menschen und den Medien“, schrieb der Sprecher der
       russisch-orthodoxen Kirche, Wladimir Legojda, im Messengerdienst Telegram.
       Externe Kräfte würden versuchen, „die Einheit der russisch-orthodoxen
       Kirche zu zerstören“.
       
       Die ukrainische Kirche war mehr als 300 Jahre mit dem Patriarchat in Moskau
       verbunden. Eine Loslösung der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer
       Patriarchats wäre die dritte religiöse Abspaltung der Ukraine von Russland
       binnen weniger Jahre. Nach Russlands Annexion der Krim im Jahr 2014 und der
       anhaltenden Unterstützung Moskaus für separatistische Rebellen in der
       Ostukraine wurde im Dezember 2018 die von Russland unabhängige Orthodoxe
       Kirche in der Ukraine gegründet.
       
       Innerhalb des anderen Zweiges, der ukrainisch-orthodoxen Kirche, hatte es
       danach eine weitere tiefe Spaltung gegeben: zwischen den Gläubigen Moskauer
       Patriarchats, die der russischen Hauptstadt treu blieben und denjeingen,
       die sich lossagten – und seither als Orthodoxe Kiewer Patriarchats
       bezeichnet werden.
       
       Nach der russischen Invasion der Ukraine und der Unterstützung durch
       Patriarch Kirill war die Kirche Moskauer Patriarchats zunehmend unter Druck
       geraten. Hunderte Priester hatten einen offenen Brief unterschrieben, in
       dem sie ein religiöses Tribunal für Kirill forderten.
       
       Das Kiewer Patriarchat – das sich Bartholomäus I., dem Patriarchen von
       Konstantinopel, verbunden fühlt – nannte die Unabhängigkeitsankündigung der
       Kirche Moskauer Patriarchat einen PR-Gag. „Sie haben Kirill nicht
       verurteilt, sie haben die Beziehungen zu ihm nicht gekappt“, schrieb der
       stellvertretende Sprecher Erzbischof Jewstratij in einem Beitrag auf
       Facebook. Ob die beiden Lager unter diesen Umständen wieder fusionieren
       können, bleibt offen. (afp)
       
       28 May 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Krieg-in-der-Ukraine/!5854170
 (DIR) [2] /Russische-Grossoffensive-im-Donbass/!5855491
 (DIR) [3] https://www.bild.de/bild-plus/politik/ausland/politik-ausland/ukraine-putin-feind-chodorkowski-zum-krieg-in-wirklichkeit-ist-das-ein-raubzug-80224968,view=conversionToLogin.bild.html
 (DIR) [4] /Zwist-um-Nato-Beitritt/!5853549
 (DIR) [5] /Kirchen-in-der-Ukraine/!5856256
 (DIR) [6] /Orthodoxe-Kirche-in-der-Ukraine/!5854559
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Filmfestival Cannes
 (DIR) Robert Habeck
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Filmfestspiele Cannes 
 (DIR) Schwerpunkt Filmfestspiele Cannes 
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats
 (DIR) Ukrainisch-Orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats
 (DIR) Donbass
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Kolumne Grauzone
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Krieg in der Ukraine: Putin’sche Zwangsbeglückung
       
       Mit Gewalt versucht Moskau, der Ukraine den Weg zur Demokratie zu verbauen.
       In den eroberten Gebieten finden Umerziehungsprogramme statt.
       
 (DIR) Russische Großoffensive im Donbass: Erfolgsmeldungen von der Front
       
       Prorussische Separatisten sollen die strategisch wichtige Stadt Lyman
       kontrollieren. Der ukrainische Präsident Selenski wirft Moskau Genozid vor.
       
 (DIR) Krieg in der Ukraine: Deutschlands Hintergrundrauschen
       
       Scholz bleibt vage, was seine Position zur Ukraine betrifft. Den Luxus,
       Entscheidungen hinauszuzögern, muss man sich leisten können.