# taz.de -- Prozess gegen Neuköllner Neonazis: Im Gefängnis verquatscht
       
       > Im August startet der Prozess gegen zwei Hauptverdächtige des rechten
       > Terorrs in Neukölln. Einer der Täter entlarvte sich wohl selbst.
       
 (IMG) Bild: Anti-Nazi-Protest in Neukölln
       
       BERLIN taz | Gegen die zwei Hauptverdächtigen der [1][rechtsextremen
       Neuköllner Terrorserie] kommt es zum Verfahren. Das Amtsgericht Tiergarten
       hat die Anklage der Generalstaatsanwaltschaft gegen die mutmaßlichen Täter,
       die Neonazis Sebastian T. und Tilo P., zugelassen. Das bestätigte die
       Sprecherin der Berliner Strafgerichte nach einem vorausgegangen Bericht von
       [2][RBB] und Morgenpost.
       
       Die beiden Neonazis müssen sich in dem am 29. August beginnenden Prozess
       für die Brandstiftungen an den Autos des Linken-Politikers Ferat Kocak und
       des Buchhändlers Heinz Ostermann in der Nacht des 1. Februar 2018
       verantworten. Vor allem die Brandstiftung bei Kocak hätte dabei auch
       tödlich enden können: Direkt neben dem brennenden Auto, das unter einem
       Carport am Haus abgestellt war, verlief die Gasleitung in der Hauswand.
       
       Erhärtet hatte sich die Anklage gegen Tilo P. durch eine Aussage, die er im
       [3][November vergangenen Jahres in Untersuchungshaft] gegenüber einem
       Gesinnungsgenossen getätigt haben soll und die der Verfassungsschutz
       abschöpfte. Die Behörden wollten ihm „jetzt auch noch wegen den anderen
       Sachen was anhängen“, soll P. gesagt haben – dabei habe er doch „nur
       Schmiere“ gestanden.
       
       Die Ankläger gehen davon aus, dass mit „den anderen Sachen“, die Neuköllner
       Terrorserie mit mehr als 70 Straftaten, darunter etwa 20 Brandstiftungen,
       meint. Wie der Verfassungsschutz von der Unterhaltung erfuhr, ist nicht
       bekannt; die Erkenntnisse fasste er in einem sogenannten Behördenzeugnis
       zusammen.
       
       Der Prozess ist zunächst für zehn Verhandlungstage bis Ende des Jahres
       angesetzt. Die Generalstaatsanwaltschaft will 90 Zeugen hören. Tilo P. und
       Sebastian T. wollten sich nach Aussage ihrer Verteidiger zu den Vorgängen
       nicht äußern. T. wird darüber hinaus vorgeworfen, bei staatlichen
       Coronahilfen betrogen und staatliche Hilfen für eine untervermietete
       Wohnung erschlichen zu haben.
       
       Die Ankündigung des Prozessauftakts fällt zwei Tage vor den Auftakt des
       [4][parlamentarischen Untersuchungsausschusses], der die Taten des
       Neukölln-Komplexes und die Behördenversäumnisse zischen 2009 und 2021 in
       den Blick nehmen soll. (mit dpa)
       
       14 Jun 2022
       
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