# taz.de -- Die Wochenvorschau für Berlin: Teilhabe wird wieder teurer
       
       > Am Mittwoch ist der letzte 9-Euro-Ticket-Tag. Auf Berlin rollt noch mehr
       > als nur der Streit um dessen Nachfolge zu.
       
 (IMG) Bild: Für viele Menschen wird ab dieser Woche Mobilität wieder unbezahlbar
       
       Jetzt noch mal schnell billig nach Brandenburg: Am Mittwoch ist der letzte
       9-Euro-Ticket-Tag. Alternativen? Werden bislang nur diskutiert,
       [1][allerdings ist die rot-grün-rote Koalition da ganz vorne mit dabei].
       Kurz vor knapp hat man sich darauf verständigt, nicht auf den Bund zu
       warten – oder zumindest, während man auf den Bund wartet, auf eigene Faust
       wenigstens ein bisschen tätig zu werden. Von Oktober bis Dezember will das
       Land eine Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket (mit)finanzieren.
       
       Ob das nur für den Tarifbereich A und B gelten wird, wie die SPD es will,
       und wie viel es konkret kosten soll, muss erkennbar noch ausdiskutiert
       werden zwischen den Koalitionspartnern. Dazu Bettina Jarasch (Grüne), mit
       dem Bemühen um maximale Unschärfe: „Da muss was vom Bund kommen, und dann,
       wenn wir wissen, was vom Bund kommt, dann erarbeiten wir gerne eine
       Überbrückung, aber mit Brandenburg gemeinsam.“
       
       Eile ist geboten: Teilhabe für breite Bevölkerungsschichten wird ab
       Donnerstag jedenfall erst mal wieder teurer. Kann man sich eigentlich nicht
       leisten, weil ja auch sonst nichts billiger wird. Wer dem Nachdruck
       verleihen will, steigt vielleicht am Montag um 10.40 Uhr auf Gleis 7 in den
       Sonderzug am Bahnhof Gesundbrunnen: Die Bürger*innen-Bewegung Campact und
       Greenpeace haben sieben Waggons gechartert, die als [2][Demo-Zug mit dem
       Motto „9-Euro-Ticket retten“] durch Berlin rollen. Endstation ist der
       Potsdamer Platz, danach geht's weiter zu Fuß vor Christian Lindners
       Finanzministerium.
       
       Auch das landespolitische Berlin sitzt nach der Sommerpause nun wieder
       versammelt hinter den Schreibtischen in Rathaus und Abgeordnetenhaus und
       macht und tut und beschließt und eröffnet – gleich am Montagvormittag zum
       Beispiel findet sich Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) am Haus der
       Statistik am Alexanderplatz ein, um – nach aufwendiger Schadstoffsanierung
       – nun endlich den Baustart zu feiern.
       
       Über 5 Millionen Euro investieren Bund und Land in den Gebäudekomplex, der
       bis 1970 Sitz der Staatlichen Zentralverwaltung der DDR war. Ein
       Millionen-Versprechen also, das die öffentliche Hand hier tatsächlich
       langfristig [3][in einen Kultur- und Begegnungsstandort investieren will].
       Und das mitten in Mitte. Das ist doch geradezu herzerwärmend, und davon
       kann man in diesen kühlen Zeiten ja durchaus ein bisschen was brauchen.
       
       Kalt ums Herz wird einem sicher das ein oder andere Mal noch werden in dem
       Prozess, der am Montag vor dem Amtsgericht Tiergarten beginnt: [4][Fünf
       Angeklagte müssen sich vor Gericht für die rechtsextreme Anschlagserie in
       Neukölln verantworten], wo seit 2018 immer wieder Brandanschläge auf linke
       Initiativen und Politiker im Bezirk verübt wurden. Zehn Verhandlungstage
       bis zum 28. November sind angesetzt. Parallel beschäftigt sich seit dieser
       Legislatur [5][ein parlamentarischer Unterschungsausschuss mit der Frage],
       warum es so lange gedauert hat, bis überhaupt Anklage erhoben werden
       konnte.
       
       Ach so, auch wenn Sie da nicht mehr mit dem 9-Euro-Ticket hinkommen (und es
       auch keine Karten mehr gibt): Fußball-Erstligist Union Berlin steht nach
       dem 6:1-Sieg geben Schalke 04 am Wochenende auf Platz 2 der
       Bundesligatabelle. Das macht das Spiel gegen die Nummer 1, natürlich die
       Bayern, am Samstag in der Alten Försterei zum Top-Spiel der Liga. Eisern!
       
       29 Aug 2022
       
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