# taz.de -- Diskussion um Laufzeitverlängerungen: SPD kritisiert Scheindebatte
       
       > Der Vizefraktionschef und Energieexperte der SPD, Matthias Miersch
       > erteilt den Unionsforderungen eine Abfuhr.
       
 (IMG) Bild: Atomkraftwerk Isar2. „Nur Erneuerbare machen uns wirklich unabhängig von Energieimporten.“
       
       BERLIN taz/dpa | Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD,
       Matthias Miersch, hält die Debatte über Laufzeitverlängerungen von
       Atomkraftwerken für unsinnig. Der taz sagte Miersch: „Wir brauchen jetzt
       keine Scheindebatten über Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke.
       Gefragt sind echte Lösungsansätze zur Überwindung der Gaskrise.“ Nicht
       alles, was Friedrich Merz für technisch möglich und juristisch vertretbar
       halte, sei auch sinnvoll. „Atomkraftwerke ersetzen keine Gaskraftwerke.“
       
       Die Union setzt sich für eine Verlängerung der Laufzeiten von
       Atomkraftwerken ein. Neben dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz hat sich
       auch der [1][bayerische Ministerpräsident Markus Söder, CSU,] dafür
       ausgesprochen. Aus seiner Sicht sei eine solche Verlängerung „auf jeden
       Fall“ möglich, sagte er am Mittwoch im Deutschlandfunk. Grüne und auch
       andere hätten indes eine grundsätzliche Skepsis gegen die Atomkraft. Die
       Debatte sei eher davon geprägt, „dass man es nicht will“. In einer so
       ernsten Situation müsse aber alles auf den Tisch gelegt werden.
       „Erkennbarerweise steuern wir wahrscheinlich auf die größte
       Wirtschaftskrise und Sozialkrise zu, die dieses Land seit Jahrzehnten
       hatte.“ Die deutschen Meiler müssten noch mindestens über den Winter laufen
       und nach seiner festen Überzeugung auch länger, „bis diese Krise gelöst
       ist“.
       
       Dagegen führt Miersch [2][das Beispiel Frankreich ins Feld]. Dort stünde
       die Hälfte der Reaktoren still, seit 2018 sei nur zwei Drittel der Leistung
       abrufbar gewesen. „Auch die drei deutschen Kraftwerke müssten für eine
       Laufzeitverlängerung neue umfangreiche Sicherheitsüberprüfung durchlaufen.“
       
       Hohe Investitionen wären die Folge, für die aber nicht die Betreiber
       aufkommen wollten. Die seien selbst aus gutem Grund gegen eine
       Verlängerung: „Die Betreiber der drei Atomkraftwerke bereiten seit über
       zehn Jahren das Abschalten der Atomkraftwerke vor. Es wurden keine neuen
       Brennstäbe bestellt, die Betriebsgenehmigungen laufen aus, das für den
       Betrieb notwendige Personal geht.“
       
       ## Auch RWE gegen Laufzeitverlängerung
       
       Der Chef des Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, hält die Diskussion über
       eine mögliche Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke zur
       Abwendung von Energieengpässen für rückwärtsgewandt. „Ich wundere mich ein
       bisschen über die Debatte, vor allem über den Zeitpunkt“, sagte Krebber am
       Dienstag dem Sender Welt. Diese komme „zu spät“.
       
       Miersch plädierte stattdessen dafür, die Energiekrise auch dazu nutzen, den
       Ausbau der Erneuerbaren maximal zu beschleunigen. „Nur Erneuerbare machen
       uns wirklich unabhängig von Energieimporten.“
       
       Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich am Dienstag gegen eine erneute Debatte
       über eine verlängerte Nutzung der Atomenergie ausgesprochen. Es gebe eine
       ziemlich einheitliche Expertenmeinung, dass die Brennstäbe für die
       verbliebenen drei Atommeiler nur bis Ende des Jahres reichten, hatte er
       gesagt. Derzeit laufen in Deutschland noch drei Atomkraftwerke. Sie gehen
       laut Atomgesetz am 31. Dezember 2022 vom Netz.
       
       22 Jun 2022
       
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