# taz.de -- Franziska Giffey und der Großstadtverkehr: Was Berlin von Paris lernen kann..
       
       > … bleibt auch nach dem Besuch von Berlins Regierender Bürgermeisterin
       > Franziska Giffey dort offen. Thema ist statt dessen ein Beinahe-Unfall.
       
 (IMG) Bild: Vorbildlich autofrei: Rue de Rivoli in Paris
       
       BERLIN taz | Es hätte glänzend aussehen können, das Bild, das von Franziska
       Giffeys erster Auslandsreise als Regierende Bürgermeisterin bleibt. Denkbar
       wäre gewesen, dass die Sozialdemokratin in Begleitung von Verkehrssenatorin
       Bettina Jarasch (Grüne) und Ragnhild Sørensen (vom [1][Verein Changing
       Cities], der der Verkehrswende in Berlin Druck macht) bei heißer, die
       Notwendigkeit der Verkehrswende noch unterstreichender Julisonne an der
       Seine entlang Richtung Champs Élysées radelt, während sie sich von der
       Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo zeigen lassen, wie die die
       Pariser*innen zum Radfahren gebracht hat.
       
       Das Bild von vier starken Frauen also, die über Verkehr and the City
       sprechen, als wäre es das Wichtigste wenn nicht auf der Welt, so doch in
       ihrem Leben. Ein Bild, bei dem vielleicht sogar ein wenig hätte abfärben
       können auf Giffey, Jarasch und Sørensen von der mühelosen Eleganz, mit der
       Hidalgo anscheinend in den vergangenen Jahren die Stadt der Liebe umbaut zu
       einer Fahrradstadt. So jedenfalls wird es [2][seit Jahren] über sie
       geschrieben.
       
       Es wäre auch ein Bild, das gut zu Giffeys Abschlussstatement gepasst hätte.
       Berlin und Paris könnten [3][„sehr viel voneinander lernen“, hatte sie nach
       ihrer Paris-Reise gesagt], schließlich stünden beide Städte „vor sehr
       ähnlichen Herausforderungen – gerade in Fragen der nachhaltigen
       Stadtentwicklung hin zu klimafreundlichen Metropolen“.
       
       Stattdessen klagte die Bürgermeisterin laut Tagesspiegel über einen
       Beinahe-Unfall, der Giffey aussehen lässt wie eine etwas überforderte
       Touristin, die mit dem Tempo der Großstadt nicht klarkommt. Denn sie wurde
       in Paris fast von einem E-Bike angefahren, oh Schreck. Das erzählte sie der
       Zeitung jedenfalls offenbar zum Abschluss ihrer Delegationsreise.
       
       Aber nicht nur dass das Bild der Regierenden in Paris damit nun eher
       trutschig statt glamourös ausfällt – diese belanglose Anekdote bestärkt
       Giffey anscheinend in ihrem skeptischen Blick auf eine rasche Verkehrswende
       in der deutschen Hauptstadt. „Die autofreie Stadt ist auch in Paris noch
       ganz irdisch“, [4][zitiert der Tagesspiegel die Regierende] zu ihrem
       Nur-Beinahe-Unfall. Der Ausbau der Radwege habe zu neuen Konflikten
       geführt, aber vergleichsweise wenig erreicht, weil das Auto immer noch das
       wichtigste Fortbewegungsmittel in Paris sei.
       
       Dass Giffey an der Pariser Verkehrspolitik kein großes Interesse hat, hätte
       vorab klar sein können. Denn statt Jarasch und Sørensen hatte sie den
       Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos), den Berliner IHK-Chef und
       den Geschäftsführer von Berlin-Partner dabei. Es war eine Wirtschafts- und
       keine Verkehrsdelegation.
       
       Und auch Antworten auf die Frage, wie denn Unfälle zwischen E-Bikes und
       Bürgermeister*innen künftig am besten zu vermeiden seien, waren von
       Giffey nicht zu hören. Aber wie läuft es denn in der weitgehend autofreien
       Rue de Rivoli im Vergleich zum autofreien Abschnitt in der Friedrichstraße?
       Hier könnten Berlin und Paris doch sicher voneinander lernen.
       
       17 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://changing-cities.org/ueber-uns/team/ragnhild-sorensen/
 (DIR) [2] /Strassenverkehr-in-Berlin/!5341146
 (DIR) [3] https://www.berlin.de/rbmskzl/aktuelles/pressemitteilungen/2022/pressemitteilung.1226790.php
 (DIR) [4] https://plus.tagesspiegel.de/berlin/fast-uberfahren-von-einem-e-bike-franziska-giffey-sieht-sich-in-paris-in-ihrer-fahrrad-skepsis-bestarkt-541029.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uta Schleiermacher
       
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