# taz.de -- Spannungen in Bosnien und Herzegowina: Nicht instrumentalisieren lassen
       
       > In Bosnien und Herzegowina keimt eine zivile Bürgerbewegung auf. Um sie
       > zu schützen, müssen die nationalistischen Kräfte im Zaum gehalten werden.
       
 (IMG) Bild: Bakir Izetbegović, Präsident der Partei der demokratischen Aktion (SDA)
       
       Die Diskussionen der letzten Tage und der Wirbel um den Hohen
       Repräsentanten Christian Schmidt in Bosnien und Herzegowina zeigen wieder
       einmal auf, wie fragil die Lage im Land ist. Kroatische Extremisten drohen,
       nach den Wahlen ihr Projekt „Dritte Entität“ mit Gewalt durchzusetzen. Der
       Chef der muslimischen Nationalpartei SDA, Bakir Izetbegović, spricht davon,
       man sei nicht wehrlos, man habe viele junge Männer, die bereit seien zu
       kämpfen. Und die [1][Führung der serbischen Teilrepublik] will ohnehin das
       Land spalten. Von den nationalistischen Gruppen ist keinerlei Lösung für
       die Zukunft des Landes zu erwarten.
       
       Umso wichtiger ist, dass die internationalen Institutionen, vor allem der
       Hohe Repräsentant, die destruktiven politischen Kräfte im Zaum halten und
       die zivilen politischen Bewegungen des Landes unterstützen. Die
       Demonstrationen in Sarajevo zeigen etwa, dass es in der Bevölkerung eine
       tiefe Sehnsucht nach Normalität, nach demokratischen Reformen, einem
       Rechtsstaat und der Integration in die Europäische Union gibt.
       
       Für die Nationalisten und Profiteure des jetzigen ethnisch definierten
       Raubtierkapitalismus ist diese Bürgerbewegung ein rotes Tuch. In Sarajevo
       fürchtet die SDA, bei den Wahlen krachend zu verlieren. Und den serbischen
       und kroatischen Nationalisten laufen die jungen Menschen davon. Alle
       Nationalisten brauchen die von ihnen provozierten Spannungen, um ihr
       Klientel bei der Stange zu halten.
       
       Das Amt des Hohen Repräsentanten ist deshalb nach wie vor ausschlaggebend
       für die Stabilität des Landes. [2][Christian Schmidt] darf sich von keiner
       Seite instrumentalisieren lassen und muss fest auf den Grundsätzen
       westlicher Werte stehen. Wenn diesbezüglich Zweifel entstanden sind, liegt
       es am Repräsentanten, diesen Verdacht auszuräumen.
       
       Er hätte dem kroatischen Druck mit Transparenz begegnen können. Das hätte
       Vertrauen geschaffen. Die Zeit von Hinterzimmerdeals ist vorbei. Für eine
       klar umrissene offene Politik braucht Schmidt aber auch die politische und
       sogar militärische Unterstützung der liberalen Demokratien.
       
       29 Jul 2022
       
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