# taz.de -- Wahlen in Bosnien und Herzegowina: Zettelberg im Splitterstaat
       
       > Gesamtparlament, Teilrepubliksparlament, Kantonsparlament,
       > Staatspräsidium: Wähler in Bosnien und Herzegowina müssen einiges
       > ankreuzen.
       
 (IMG) Bild: Qual der Wahl: Straßenszene in Sarajevo zwei Tage vor der Wahl in Bosnien-Herzegowina
       
       SARAJEVO taz | Natürlich werden wie üblich in Sarajevo auch über die Wahlen
       Witze gemacht. Wie kann es kommen, dass mehr Leute ihre Stimme abgeben
       werden, als das Land noch Einwohner hat, fragen sich viele. Das Geheimnis
       ist jedoch leicht zu lüften.
       
       Denn mehr als eine Million Einwohner wohnen im Ausland. Und sind, soweit
       sie über die bosnische Staatsbürgerschaft verfügen, wahlberechtigt. Im Land
       sind rund drei Millionen Wähler aufgerufen, [1][an den allgemeinen Wahlen
       am kommenden Sonntag teilzunehmen].
       
       Dabei finden die Bosnier eine Struktur vor, die die meisten am liebsten
       nicht so hätten. Denn sie müssen sich in diesem zerrissenen Land durch
       einen Wust an Papieren wühlen. Sie müssen das dreiköpfige Staatspräsidium
       für den Gesamtstaat bestimmen, sie müssen das gesamtstaatliche Parlament
       neu wählen, in der serbischen Teilrepublik einen neuen Präsidenten und ein
       Parlament, in dem zweiten Teilstaat, der bosniakisch–kroatischen
       Föderation, ein Parlament sowie die Parlamente der zehn Kantone, in die
       dieser Teilstaat gegliedert ist. Hinzu kommt noch die Sonderzone Brčko mit
       einer eigenen politischen Struktur.
       
       Während die kroatischen Nationalisten „ihre“ Kantone innerhalb der
       bosniakisch-kroatischen Föderation und die serbischen Nationalisten den
       serbisch dominierten Teilstaat, [2][die Republika Srpska], und die darin
       lebenden Menschen im Griff haben und ihre ethno-nationalistischen
       Ideologien (fast) durchgesetzt haben, sieht das bei der
       Mehrheitsbevölkerung anders aus. In den von Bosniaken dominierten Gebieten,
       in denen mehr als 55 Prozent der Gesamtbevölkerung leben, gibt es einen
       demokratischen Prozess, der bei diesen Wahlen zu überraschenden Ergebnissen
       führen kann.
       
       2 Oct 2022
       
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