# taz.de -- Geflüchtete aus griechischen Lagern: Keine weiteren Aufnahmen geplant > 2.812 Geflüchtete aus Griechenland hat Deutschland aus humanitären > Gründen aufgenommen. Die Linkspartei kritisiert das Ende des Programms. (IMG) Bild: September 2020: Ein Brand hat das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos fast komplett zerstört BERLIN taz Die Bundesregierung sieht ihre selbst eingegangenen Verpflichtungen zur Aufnahme von Geflüchteten aus Griechenland als erfüllt an. Seit 2020 sind im Rahmen der verschiedenen Programme 2.812 Personen aufgenommen worden. Das geht aus einer Antwort des [1][Bundesinnenministeriums] auf eine Kleine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Clara Bünger hervor. „Alle Personen mit Aufnahmezusage sind zwischenzeitlich eingereist“, schrieb Innenstaatssekretär Mahmut Özdemir (SPD). Und: „Es bestehen zurzeit keine konkreten Überlegungen zu weiteren Aufnahmeverfahren aus Griechenland.“ Überwiegend kamen die Geflüchteten per Charterflug nach Deutschland, zunächst im Rahmen des Programms zur Aufnahme von kranken Kindern und ihren Familien sowie zur Aufnahme von unbegleiteten Minderjährigen. Die größte Gruppe konnte [2][nach dem Brand im Lager Moria] auf der griechischen Insel Lesbos im September 2020 ausreisen. Hauptherkunftsland der aufgenommenen Menschen ist Afghanistan, gefolgt von Syrien. Allerdings konnten laut der Antwort der Bundesregierung insgesamt 103 Personen aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht einreisen – in die Auswahl einbezogen waren außer dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) auch das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei und der Verfassungsschutz. Zur Dauer des Aufnahmeverfahrens der einzelnen Antragsteller:innen macht die Regierung keine Angaben, diese sei „statistisch nicht erfasst“ worden. Auch ist unklar, wie viele der 2.812 Geflüchteten einen Asylantrag gestellt haben. Auch hierzu gibt es laut Bundesregierung keine Statistik. ## Kritik von Linkspartei Die Linken-Politikerin Bünger zieht eine ernüchternde Bilanz der Hilfe und spricht von „mikroskopischen Aufnahmeprogrammen“ der EU-Staaten. Ihr fehlt eine dauerhafte Entlastung der Ersteinreisestaaten an den europäischen Grenzen und eine faire Verantwortungsteilung beim Flüchtlingsschutz in der Europäischen Union. Stattdessen drohe eine Ausweitung und Verrechtlichung des „menschen- und rechtsstaatswidrigen Hotspot-Systems“, dies als Folge der von den EU-Innenminister:innen erteilten Zustimmung [3][zur Screening-Verordnung]. Die Verordnung soll dazu beitragen, die Personenkontrollen an den Außengrenzen der Europäischen Union zu verstärken. Bünger sagte, sie erinnere sich noch gut daran, welche Szenen sich im Herbst 2020 auf Lesbos im damals [4][völlig überfüllten Camp Moria] abgespielt hätten: „Verzweifelte Frauen, Männer und Kinder, die über Nacht all ihr Hab und Gut verloren hatten, irrten tagelang über die Insel. Dabei wurden sie von der Polizei und von Inselbewohner:innen gejagt und angegriffen.“ Richtig wäre es damals gewesen, „das menschenverachtende Hotspot-System ein für alle Mal aufzulösen und den dort festsitzenden Geflüchteten die Einreise in die EU zu ermöglichen“. Stattdessen hätten sich die Mitgliedsländer der Union auf den Bau neuer Lager verständigt, „mit den bekannten Folgen“. 17 Jul 2022 ## LINKS (DIR) [1] /Flucht-nach-Europa/!5864087 (DIR) [2] /Fluechtlingslager-Moria-in-Griechenland/!5733705 (DIR) [3] /Fluechtlinge-an-den-EU-Aussengrenzen/!5863045 (DIR) [4] /Bremer-Linke-besucht-Fluechtlingslager/!5771792 ## AUTOREN (DIR) Matthias Meisner ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Flucht (DIR) Moria (DIR) Griechenland (DIR) Moria (DIR) Schwerpunkt Flucht (DIR) Heizkosten (DIR) Flüchtlinge (DIR) Migration (DIR) Schwerpunkt Flucht ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Migrations- und Asylpolitik der EU: Freiheitsentzug als Programm 2020 brannte das griechische Flüchtlingslager Moria ab. Die EU versprach einen Neustart und ließ neue Camps bauen. Wie leben die Ankommenden dort? (DIR) Griechisches Flüchtlingscamp geräumt: Staatsgewalt gegen Geflüchtete Das Geflüchtetencamp im Athener Stadtteil Eleonas wird geräumt – gegen den Willen vieler BewohnerInnen. Auf Proteste folgen Festnahmen. (DIR) Sonne statt Heizkosten: Überwintern auf Kreta? Griechenland wirbt jetzt um deutsche Rentner, die im Winter vor den hohen Heizkosten der Heimat entfliehen wollen. Doch es gibt dabei viele Haken. (DIR) Flucht nach Europa: Seehofers langer Schatten über Europa In der EU ankommende Asylsuchende sollen in Lagern landen und als „nicht eingereist“ gelten. Europas rechte Flüchtlingspolitik wird zum Mainstream. (DIR) Flucht und Seenotrettung: Staatliche Hilfe nicht in Sicht Die Ampel wollte sich einst für staatliche Seenotrettung im Mittelmeer einsetzen. Passiert ist bislang wenig. Und die Zahl der Flüchtenden steigt. (DIR) Flüchtlinge an den EU-Außengrenzen: Erst Lager, dann Asylprozess Die EU will Asylsuchende an den Außengrenzen in Zentren registrieren und dort für Tage festhalten. Die Idee geht auf Ex-Innenminister Seehofer zurück.