# taz.de -- Petition der Woche: Bäder sind überlebenswichtig
       
       > Ohne Schwimmbäder lernen noch weniger Kinder schwimmen. Dagegen wendet
       > sich Verena Kuch in einer Petition.
       
 (IMG) Bild: Ob jemand schwimmen kann oder nicht, ist auch eine soziale Frage
       
       Ein Tag am See, Kinder kreischen und spielen im Wasser. Was aber, wenn der
       Nachwuchs nie Schwimmen gelernt hat? „Seit zehn Jahren gebe ich
       Schwimmtraining, und ich habe festgestellt, dass immer weniger Kinder gut
       schwimmen können. Einige können sich kaum über Wasser halten“, sagt Verena
       Kuch. Die 25-Jährige ist ehrenamtliche Schwimmtrainerin und Sportreferentin
       der Grünen in Moosburg an der Isar im oberbayerischen Landkreis Freising
       
       Kuch startete vor knapp zwei Wochen [1][die Petition „Schwimmen lernen
       rettet Kinderleben – Schwimmbadsterben verhindern“] auf der Plattform
       innn.it. Mit der Petition richtet sie sich direkt an Bayerns
       Ministerpräsidenten Markus Söder und den bayerischen Minister für Wohnen,
       Bau und Verkehr Christian Bernreiter, beide CSU. Kuch fordert, dass die
       Landesregierung sich dafür einsetzt, jedem Kind das Schwimmenlernen zu
       ermöglichen.
       
       Ihr Hauptargument: Eine der häufigsten Unfalltodesursachen für Kinder ist
       das Ertrinken. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG)
       veröffentlicht [2][jährliche Statistiken dazu]. Im vergangenen Jahr
       ertranken mindestens 299 Menschen in deutschen Gewässern, 47 waren Kinder
       und Jugendliche.
       
       Das Hauptproblem: [3][Immer mehr Frei- und Hallenbäder schließen.] Der
       Betrieb und die Instandhaltung sind teuer, eine hohe finanzielle Last vor
       allem für kleinere Kommunen. „Schwimmen ist eine kleine Sache, aber damit
       ein Kind schwimmen kann, muss ein sehr teures Konstrukt am Leben gehalten
       werden“, sagt Kuch. „Fürs Radfahren braucht ein Kind ein Rad. Fürs
       Schwimmenlernen ein ganzes Schwimmbad.“
       
       ## Auf der Warteliste für den Schwimmkurs
       
       Und doch sei es lebensnotwendig. Die Politik müsse bereit sein, mehr
       finanzielle Mittel für Personal und Sanierung der Bäder bereitzustellen.
       Inklusive Umbau der Schwimmbadheizungen auf umweltfreundlichere
       Heizsysteme.
       
       Ob jemand schwimmen kann oder nicht, ist auch eine soziale Frage. Ein
       Schwimmkurs koste im Schnitt 100 Euro, in Städten wie München auch mal
       doppelt so viel, sagt Kuch. Früher lernten die Kinder meist mit den Eltern
       schwimmen, heute in Kursen. In Moosburg sei das Angebot an Schwimmkursen
       schon sehr hoch, sagt Verena Kuch, und trotzdem stünden Kinder auf der
       Warteliste.
       
       „In einem frei zugänglichen See kann man nicht so gut schwimmen lernen wie
       in einer sicheren Umgebung im Hallen- oder Freibad“, sagt die
       Schwimmtrainerin. Sie unterrichtet vierjährige Kinder. Da gehe es darum,
       das Element Wasser kennenzulernen, die Tragfähigkeit des Wassers zu fühlen
       und zu verstehen, dass man gar keine großartigen Bewegungen machen müsse,
       um sich über Wasser zu halten. „Dafür braucht man einfach das warme
       Hallenbad und nicht den kalten See.“
       
       Vor einem Jahr führte Verena Kuchs Antrag, Kindern bis zwölf Jahren den
       Eintritt in das Moosburger Freibad umsonst zu gewähren, zu einer heftigen
       Debatte im Stadtrat. Am Ende kam der Antrag durch. Ein ermutigender
       Schritt.
       
       Bisher hat die Petition nur knapp über 160 Unterschriften. Kuch erhofft
       sich noch deutlich mehr im Laufe des Sommers. „Schwimmbäder müssen da sein
       und zugänglich sein, sonst bringt jeder Schwimmkurs nichts.“
       
       7 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://innn.it/SchwimmenlernenrettetKinderleben
 (DIR) [2] https://www.dlrg.de/news/news-detail/dlrg-statistik-2021-mindestens-299-menschen-90599-n/
 (DIR) [3] /Plaedoyer-fuer-eine-Institution/!5518523
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gina La Mela
       
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