# taz.de -- Jugendlicher stirbt in Dortmund: Polizist schießt auf 16-Jährigen
       
       > In Dortmund feuert ein Polizist mit einer Maschinenpistole sechs Mal auf
       > einen Jugendlichen mit Messer in der Hand. Gegen den Beamten wird
       > ermittelt.
       
 (IMG) Bild: Kerzen erinnern an den 16-Jährigen, der von der Polizei tödlich verletzt wurde
       
       BERLIN taz | Am Montag gegen 16.15 Uhr klingelt das Telefon in der
       Dortmunder Polizeiwache Nord. Der 16-jährige Bewohner einer
       Jugendwohngruppe sei mit einem Messer in der Hand auf dem Innenhof einer
       benachbarten Kirche unterwegs, teilt ein Betreuer der Einrichtung der
       Polizei am Telefon mit. Die Situation habe „bedrohlich“ gewirkt, „für den
       Jugendlichen selbst oder für andere“, sagt der zuständige Staatsanwalt
       Carsten Dombert am Dienstag der taz.
       
       Zehn Minuten nach dem Notruf am Montag treffen elf Beamt:innen am
       Einsatzort in der Holsteiner Straße ein. Was danach passierte, ist derzeit
       unklar. Laut Polizeibericht und Staatsanwaltschaft verwenden die
       Polizist:innen erst Reizgas und einen Taser, schließlich feuert ein
       Polizist sechs Schüsse aus einer Maschinenpistole auf den Jugendlichen ab.
       Noch am selben Abend schreibt die Dortmunder Polizei bei Twitter, der
       16-Jährige habe die Polizist:innen mit einem Messer angegriffen.
       Daraufhin [1][hätte eine der Beamten von seiner Schusswaffe Gebrauch
       gemacht].
       
       Laut Obduktionsbericht treffen fünf von sechs Schüssen ihr Ziel. Der
       16-Jährige wird im Bauch, im Unterarm, zweimal an der Schulter und im
       Gesicht getroffen. Er wird schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht, wo
       er kurz darauf während einer Notoperation stirbt.
       
       ## Befragungen sollen Aufklärung bringen
       
       Warum der 16-Jährige am Montag mit einem Messer unterwegs war und weshalb
       der Einsatz für ihn tödlich endete, ist Gegenstand laufender Ermittlungen.
       Der Jugendliche stammte aus dem Senegal und war unbegleitet nach
       Deutschland eingereist. Laut Staatsanwalt Dombert gebe es erste Hinweise
       für „suizidale Gedanken“ des 16-Jährigen, der vom Jugendamt betreut wurde
       und erst vor wenigen Tagen von Mainz nach Dortmund gezogen war.
       
       „Aus Neutralitätsgründen“ wurden die eingesetzten Beamt:innen am
       Dienstagvormittag von Kolleg:innen aus dem Polizeipräsidium
       Recklinghausen befragt. Zudem haben drei Betreuer:innen der
       Hilfseinrichtung den Einsatz beobachtet. Auch sie werden derzeit befragt.
       
       Nach dem Einsatz von Schusswaffen wird routinemäßig ein Verfahren gegen die
       betreffenden Beamt:innen eingeleitet. In diesem Fall gehe es um den
       Anfangsverdacht der [2][Körperverletzung mit Todesfolge], sagte
       Staatsanwalt Dombert.
       
       ## Drei Tote durch Polizeikugeln in sieben Tagen
       
       Im August sind innerhalb von sieben Tagen drei Menschen in Deutschland
       durch Schüsse aus einer Polizeiwaffe getötet worden.
       
       In Frankfurt am Main starb am Dienstag vor einer Woche ein 23-jähriger
       Obdachloser [3][durch einen Kopfschuss in einem Hotelzimmer]. Er soll zuvor
       zwei Sexarbeiter:innen mit einem Messer bedroht und einen Polizeihund
       schwer verletzt haben.
       
       Bei der Zwangsräumung einer Wohnung in Köln am vergangenen Mittwoch wurde
       ein 48-jähriger Straßenmusiker von der Polizei erschossen. Der Mieter der
       Wohnung hatte die Beamt:innen nach Angaben der Polizei ebenfalls mit
       einem Messer angegriffen.
       
       9 Aug 2022
       
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