# taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Eine Frage der Perspektive
       
       > „Monobloc“ erzählt die Geschichte eines Design-Klassikers. „Das
       > Pfauenparadies“ mit Empathie von der Zusammenkunft einer italienischen
       > Großfamilie.
       
 (IMG) Bild: „Monobloc“, 2022, Regie: Hauke Wendler
       
       Er ist preiswert, stapelbar und leicht zu reinigen. In Deutschland findet
       man ihn vor allem in Gärten und auf Balkons, in anderen Teilen des Erdballs
       einfach überall, wo jemand sich hinsetzen möchte: Der aus einem Stück
       Kunststoffgranulat gegossene und entsprechend benannte Monobloc-Stuhl ist
       das am weitesten verbreitete Möbel weltweit.
       
       Regisseur Hauke Wendler folgt der [1][Geschichte des Stuhls in seinem
       Dokumentarfilm] „Monobloc“ durch den Lauf der Zeit und über verschiedene
       Kontinente: vom französischen Ingenieur Henry Massonnet, der ihn zu Beginn
       der 1970er Jahre zunächst als hochwertiges Designobjekt auf den Markt
       brachte, bis hin zur Massenproduktion, bei der das Produkt mittlerweile
       qualitativ derart verschlechtert wurde – man verwendet immer weniger
       Plastik, wodurch der Stuhl entsprechend instabiler wird –, dass es sich
       heute fast um ein Wegwerfmöbel handelt.
       
       Besonders interessant ist dabei die sehr unterschiedliche Sicht auf den
       Stuhl, die bei den Dreharbeiten in verschiedenen Ländern zutage treten. In
       einem improvisierten kleinen Studio in Deutschland auf der Straße nach
       ihrer Meinung über den Monobloc befragt, verdeutlichen die Antworten der
       Leute recht schnell ein Imageproblem: Plastik mag heute eigentlich niemand
       mehr, die Qualität gilt als zweifelhaft und schön findet den Stuhl auch
       niemand.
       
       In anderen Ländern sind das jedoch Luxusprobleme, wie ein Beispiel aus
       Uganda zeigt, wo der Monobloc dazu verwendet wird, preiswerte Rollstühle
       herzustellen für bedürftige Menschen, deren Mobilität auf diese Weise
       zumindest teilweise wieder hergestellt werden kann. Wert ist eine Frage der
       Perspektive (2. 8., 19.15 Uhr, [2][Filmmuseum Potsdam]).
       
       Nena (Dominique Sanda) hat Geburtstag und lädt zur Feier in die Wohnung am
       Meer. Neben ihrem Mann Umberto sind bereits die Haushälterin Lucia und
       deren stumme Tochter Grazia anwesend. Dazu kommen Nenas Sohn Vito mit
       seiner Freundin Adelina und der gemeinsamen kleinen Tochter Alma, sowie
       ihre Tochter Caterina, die ungeplant noch ihren Ex-Mann Manfredi und dessen
       Geliebte Joana im Schlepptau hat.
       
       Schließlich trifft auch noch Isabella ein, eine Großcousine. Und wie das so
       ist mit den Familientreffen (im Kino): Es gibt Vieles zu bereden, was
       bislang ungesagt blieb, hinter viele Fassaden zu schauen und so manche
       alternative Lebensplanung auszubreiten.
       
       „Das Pfauenparadies“ der italienischen Regisseurin Laura Bispuri ist ein
       kleines (Lockdown-)Drama: ein Schauplatz, Gesprächssituationen in
       verschiedenen Konstellationen, besonders weltbewegende Dinge werden auch
       nicht beredet. Und doch gefällt dieser eher sanft insistierende Film mit
       seinem Blick für Details, seiner Empathie für die Figuren und der Zeit, die
       er sich für all das nimmt (30.-31. 7., 13.30 Uhr, [3][FSK], 31. 7., 2. 8.,
       18 Uhr, [4][Acud]).
       
       Der Agentenring ist reine Erfindung, die neue Superwaffe nur der
       Konstruktionsplan eines Staubsaugers: James Wormold (Alec Guinness) ist in
       Carol Reeds Verfilmung von Graham Greenes Roman „Unser Mann in Havanna“
       nämlich bloß ein nicht besonders erfolgreicher Staubsaugervertreter und
       kein Superspion.
       
       Doch dafür hält man ihn in London, nachdem er sich in Kuba hatte anwerben
       lassen, um den Verdienst ein wenig aufzubessern und die Tochter aufs
       Internat in der Schweiz schicken zu können. Doch was als
       amüsant-satirisches Spiel beginnt (und endet), hat auch seine bitteren
       Seiten – vor allem als die Gegenseite anfängt, das vermeintliche
       Agentennetzwerk ernst zu nehmen (31. 7., 12 Uhr, [5][Astor Filmlounge]).
       
       28 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Dokumentarfilm-ueber-Plastikstuehle/!5829000
 (DIR) [2] https://www.filmmuseum-potsdam.de/index.php?id=34e7cb2fd9ac162c2190001d907f4db1&year=2022&month=8
 (DIR) [3] https://fsk-kino.peripherfilm.de/events/event/das-pfauenparadies-3-2-2/
 (DIR) [4] https://acudkino.de/Programm/das_pfauenparadies/19590
 (DIR) [5] https://berlin.premiumkino.de/film/unser-mann-in-havanna
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lars Penning
       
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