# taz.de -- Rechtsstreit Martin Kind vs. Hannover 96: Etappensieg für Fußball-Patriarch
       
       > Investor Martin Kind klagt sich an die Spitze der Profiabteilung von
       > Hannover 96 zurück. Ob seine Abberufung rechtens war, klärt ein anderes
       > Verfahren.
       
 (IMG) Bild: Investor trifft auf Stammverein: Martin Kind 2019 auf der Mitgliederversammlung von Hannover 96
       
       HANNOVER taz | Selbst über das Grundsätzliche lässt sich streiten. Ist es
       in erster Linie viel zu komplex, total kurios oder nerviger Quatsch, was da
       am Dienstag vor dem Landgericht Hannover verhandelt worden ist? Alles davon
       trifft irgendwie zu.
       
       Es ging in Sitzungssaal 127 darum, dass mit Martin Kind ein
       Fußball-Investor [1][gegen seinen eigenen Verein geklagt hat]. Der
       Unternehmer wehrt sich dagegen, dass er als Geschäftsführer der Hannover 96
       Management GmbH [2][abgesetzt worden ist]. Seinem Antrag auf Verbleib im
       Amt wurde entsprochen. In einem Eilrechtsverfahren verfügte das Gericht
       zunächst, dass der 78-Jährige bis zu einer grundlegenden Klärung
       Geschäftsführer bleibt. Das ist aus Sicht von Kind zumindest ein kleiner
       Etappensieg.
       
       Mit Carsten Peter Schulze hatte die Verhandlung einen Richter und Moderator
       in Personalunion. „Ob die Abberufung von Martin Kind rechtens war, wird in
       einem Hauptsacheverfahren mit einem anderen Aktenzeichen entschieden“,
       sagte der Hauptakteur eines bizarren Termins.
       
       Vor rund 25 Gästen und ebenso vielen Medienvertretern wurde schnell klar:
       Worüber bei Hannover 96 gestritten wird, das versteht kaum noch jemand.
       Schulze gab sich dennoch große Mühe, so viel wie möglich zu erklären und
       für Erhellung zu sorgen. Die richterliche Begründung dafür, warum Kind
       vorerst Geschäftsführer bleiben darf, steht noch aus. Offenbar hat Kind
       erfolgreich beanstandet, dass der Gegenseite ein Formfehler unterlaufen
       ist.
       
       Mitten in vielen Wortgefechten, Anträgen und Meinungsverschiedenheiten
       steht die Hannover 96 Management GmbH. Diese Gesellschaft ist bei Hannover
       96 die Nahtstelle zwischen dem ausgegliederten Profifußball und dem
       eigentlichen Sportverein. Angesichts total unterschiedlicher Sichtweisen
       sind Streitereien vor Gericht kaum zu vermeiden.
       
       ## Wer hat das Sagen bei den Fußball-Profis?
       
       Kind findet als Investor und Gesellschafter: Der Kapitalseite gehört in
       einem Wirtschaftsunternehmen, das Hannover 96 als Profiklub längst ist, die
       Entscheidungshoheit. Der Vorstand des Stammvereins findet: Der Stammverein
       bzw. seine Mitglieder sollten das letzte Wort haben. Letzteres schreibt
       auch [3][die 50+1-Regel] vor, die in Deutschland Fußballvereine der 1. und
       2. Liga vor zu starkem Einfluss vor Investoren schützt. Ob sie bei Hannover
       96 noch eingehalten wird, ist unklar.
       
       Im Zivilprozess vor dem Landgericht gab es extrem viel über
       Gesellschaftsrecht zu lernen. Viel zu sehen gab es nicht. Kind selbst ließ
       sich durch eine Berliner Anwaltskanzlei vertreten. Für die Gegenseite war
       der Aufsichtsratsvorsitzende der Management GmbH, Ralf Nestler, im Saal. Er
       schüttelte angesichts der Argumente der Gegenseite häufig mit dem Kopf.
       Eine Entscheidung darüber, ob der Vorstand des Stammvereins Kind überhaupt
       ohne Beteiligung des Aufsichtsrates absetzen durfte, soll in Kürze folgen.
       Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der Fall nicht vor dem Landgericht
       Hannover enden.
       
       17 Aug 2022
       
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