# taz.de -- Judentum und Polizei in Sachsen-Anhalt: Erster Polizeirabbiner berufen
       
       > Der Polizei in Sachsen-Anhalt soll ein eigener Rabbiner die jüdische
       > Perspektive nahe bringen. Das geht über die Aufklärung über
       > Antisemitismus hinaus.
       
 (IMG) Bild: Daniel Fabian wird ab September 2022 das Amt eines Polizeirabbiners in Sachsen-Anhalt antreten
       
       HALLE epd | Der Rabbiner Daniel Fabian übernimmt ab September auch das Amt
       des ersten Polizeirabbiners in Sachsen-Anhalt. Innenministerin Tamara
       Zieschang (CDU) und Max Privorozki, der Landesvorsitzende der jüdischen
       Gemeinden, unterzeichneten am Mittwoch in der Synagoge in Halle (Saale)
       eine entsprechende Vereinbarung.
       
       Zieschang sprach von einem „völlig neuen Kapitel in Form einer dauerhaften
       institutionalisierten Zusammenarbeit zwischen der Landespolizei und dem
       Landesverband der jüdischen Gemeinden“. Nach Baden-Württemberg ist
       Sachsen-Anhalt das zweite Bundesland, das einen Polizeirabbiner berufen
       hat. Die Bundeswehr bekam im vergangenen Jahr ihre [1][ersten
       Militärrabbiner].
       
       Sein neues Amt sei „ein großer Schritt der Normalisierung des jüdischen
       Lebens in Sachsen-Anhalt“, betonte Daniel Fabian. Seit Dezember 2021 ist er
       der Landesrabbiner in Sachsen-Anhalt. [2][Eine Sensibilisierung zu
       jüdischen Themen und Antisemitismus] müsse nicht nur „auf theoretischer
       Ebene, sondern lebensnah und im persönlichen Austausch“ erfolgen. Die
       Perspektive des Judentums eröffne zudem neue Sichtweisen in der
       Polizeiseelsorge. Fabian wird bei seiner Arbeit von einem Team aus
       „Vertrauenspersonen des jüdischen Lebens“ unterstützt.
       
       Der Polizeirabbiner wirkt vom 1. September an nicht nur an Ausbildung und
       Lehre an der Fachhochschule Polizei in Aschersleben mit. Er steht auch in
       der Polizeiseelsorge als Ansprechpartner für alle Angehörigen der
       Landespolizei zur Verfügung.
       
       ## Bildung gegen Antisemitismus
       
       In Fabian habe die Polizei eine Person gewonnen, die authentisch vermitteln
       könne, was die jüdische Religion ausmacht, hieß es. Er wurde 1974 in Israel
       geboren und wuchs in Deutschland auf. Nach dem Biologiestudium besuchte er
       das Rabbinerseminar Berlin. Um Antisemitismus und antisemitische Straftaten
       erfolgreich bekämpfen zu können, müsse Polizisten und Polizistinnen bereits
       in der Ausbildung das nötige Wissen vermittelt werden.
       
       [3][Privorozki begrüßte die Vereinbarung] als „vertieften und organisierten
       Weg“, um zukünftige Polizistinnen und Polizisten über Judentum und
       [4][Antisemitismus zu informieren]. Damit werde eine Wissens- und
       Erfahrungslücke bei der Polizei geschlossen. Er hoffe zudem, dass die
       Vereinbarung als Vorbild fungiere und auch andernorts umgesetzt werde.
       
       Die Evangelische Landeskirche Anhalts begrüßte Fabians Berufung zum
       Polizeirabbiner als Bereicherung der Polizeiseelsorge. „Unsere
       Polizeiseelsorgerinnen und –seelsorger freuen sich auf die Zusammenarbeit
       mit dem neuen Kollegen“, sagte Kirchenpräsident Joachim Liebig, welcher der
       Unterzeichnung ebenfalls beiwohnte. Die jüdische Perspektive „sei eine
       zusätzliche, erweiterte Erkenntnis über die Welt des Glaubens“.
       
       24 Aug 2022
       
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