# taz.de -- Extinction Rebellion Aktionstage: Polizei bremst Rebellen
       
       > Die Polizei geht mit großen Aufwand und schon mehr als 200
       > Ermittlungsverfahren gegen die Klimaschützer vor – verhindert die
       > Blockaden aber nicht.
       
 (IMG) Bild: Polizei bereitet die Demontage des Ölbohrturms vor
       
       BERLIN taz | Wie aus dem Nichts tauchen gegen halb 11 kleine Gruppen
       unauffällig gekleideter Klima-Aktivist:innen an der Kreuzung Unter den
       Linden/Friedrichstraße auf. Als Mitstreiter:innen von ihnen jeweils
       einen Block entfernt den Verkehr durch Sitzblockaden unterbrechen, gehen
       auch sie auf die Fahrbahn vor dem VW-Showroom. Doch statt zielstrebig
       vorzugehen, warten sie verunsichert. Erst als kurz darauf die Polizeiwagen
       dazukommen, holen sie Transparente und Fahnen der Gruppe [1][Extinction
       Rebellion] hervor, manche setzen sich auf die Fahrbahn und kleben ihre
       Hände mit Sekundenkleber fest.
       
       Es ist der zweite Aktionstag der „Herbstrebellion“ von XR in Berlin. Die
       Gruppe fordert die Politik auf, sofort Maßnahmen gegen die Klimakrise
       umzusetzen. Wie Sprecherin Annemarie Botzki sagt, stehen sie damit im
       vollen Fokus der Polizei. Schon seit den Morgenstunden würden Transporter
       in Richtung Regierungsviertel angehalten und überprüft, Aktivist:innen
       aus dem Aktionscamp am Invalidenpark seien am Morgen von Zivilbeamten
       verfolgt worden. Zentrales Material für die Blockade hat es deshalb nicht
       zur Aktion geschafft – die spektakulären Bilder, die XR kreieren will,
       bleiben an dieser Stelle zunächst aus.
       
       Am Samstag sah das noch anders aus. Innerhalb weniger Minuten [2][sperrten
       XR-Aktivist:innen den Straßenraum] zwischen der Kreuzung Schlesisches Tor
       und der Ecke Falckensteinstraße. Von einem Anhänger rollte ein pinkfarbenes
       Mobil auf die Straße, ein fahrbares Klavier und eine mobile Küche kamen
       hinzu, aus einem Transporter wurden Sitzmöbel, Strohballen und
       Blockadeelemente zum Festketten und -kleben geholt. Ein Straßenfest,
       aufgebaut in Windeseile, lange bevor die ersten Polizist:innen staunend
       hinzukamen. Es folgten Musik und Reden, Kinderspiele und Siebdruck, ehe die
       Polizei den Ort nach etwa zwei Stunden einkesselte und alle Beteiligten
       einzeln abführte.
       
       Wie die Polizei mitteilte, hat sie dabei 235 Personalien aufgenommen und
       Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Nötigung und Verstoßes gegen das
       Versammlungsfreiheitsgesetz eingeleitet. Dazu kommen 19 Strafverfahren
       wegen des Verdachts auf Widerstand.
       
       Nicht bestätigte die Polizei die Verhängung von Meldeauflagen gegen drei
       XR-Aktivist:innen. Der taz jedoch liegt der Bescheid gegen eine Beteiligte
       vor. Mit Verweis auf das Allgemeine Sicherheits- und Ordnungsgesetz wurde
       sie dazu verpflichtet, sich Montag und Dienstag jeweils um 8, 10 und 12 Uhr
       auf der Polizeiwache Sonnenallee zu melden. Alle drei Betroffenen sollen
       schon im Vorfeld Gefährderansprachen erhalten haben, weil sie in der
       Vergangenheit bei XR-Aktionen aufgefallen waren.
       
       ## Ölbohrturm am Potsdamer Platz
       
       Trotz eines Großaufgebots von 450 Beamten, darunter Unterstützungseinheiten
       aus Sachsen, konnte die Polizei am Montag die geplante Aktion dennoch nicht
       gänzlich unterbinden. Etwa eine Stunde nach der materiallosen Blockade
       Unter den Linden baute XR auf der Straße am Potsdamer Platz ihren mehr als
       drei Meter hohen Nachbau eines Ölbohrturms auf. Einen weiteren hatte die
       Polizei zuvor konfisziert. In kurzer Zeit sammelten sich mehr als hundert
       Blockierer:innen.
       
       Trotz Warnungen, dass die höhere Ebene des Turms nur für drei Personen
       ausgelegt sei, kletterten Polizisten zu den oben festgemachten
       Aktivist:innen hinauf, um die Aktion schnell zu beenden. Trotzdem
       dauerte es mehrere Stunden, bis ein Bagger den Turm entfernen konnte. Unter
       den Linden mussten Feuerwehr und Tiefbauamt einen Teil des Asphalts lösen,
       um eine festgeklebte Aktivistin zu entfernen. Für Dienstag ist eine weitere
       Aktion angekündigt.
       
       19 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Proteste-der-Klimabewegung-in-Berlin/!5877590
 (DIR) [2] https://twitter.com/retep_kire/status/1571108477187260417?s=20&t=dCb0FUgx1tAZSyeLfVechQ
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Erik Peter
       
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