# taz.de -- Generaldebatte im Bundestag: Schlagabtausch im Bundestag
       
       > Bei der Generaldebatte hat Oppositionsführer Friedrich Merz die
       > Bundesregierung scharf kritisiert. Kanzler Olaf Scholz verteidigte sich
       > energisch.
       
 (IMG) Bild: Weist die harte Kritik von Fredrich Merz entschieden zurück: Olaf Scholz am Mittwoch im Bundestag
       
       BERLIN rtr/dpa/afp | Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Unionsfraktionschef
       Friedrich Merz (CDU) haben sich im Bundestag einen scharfen Schlagabtausch
       über die richtigen Reaktionen auf [1][die steigenden Energiepreise]
       geliefert. „Wer Spaltung herbeiredet, der gefährdet den Zusammenhalt in
       diesem Land. Und das ist jetzt das Falsche“, hielt Scholz Merz am Mittwoch
       in der Generaldebatte des Bundestages über den künftigen Bundeshaushalt
       entgegen. Breiten Raum nahm die Frage des [2][künftigen Umgangs mit der
       Atomkraft] ein.
       
       Merz räumte ein, das am Wochenende beschlossene dritte Entlastungspaket der
       Koalition enthalte einige gute Ansätze. Es sei aber letztlich nur „ein
       Sammelsurium an Kompromissen auf dem Niveau des kleinsten gemeinsamen
       Nenners“, urteilte der CDU-Vorsitzende. Die Regierung sei „weit davon
       entfernt, sachgerechte Antworten auf diese gewaltigen Herausforderungen zu
       geben, vor denen wir stehen“.
       
       Scholz hielt in einer ungewöhnlich energischen Rede dagegen. „Sie reden
       einfach am Thema und an den Problemen dieses Landes vorbei“, rief er Merz
       zu. „Und wenn andere die Probleme lösen, die sie noch nicht mal erkannt
       haben, dann reden sie auch noch drumrum.“
       
       Es werde sicherlich „ein Winter der Herausforderungen“, sagte Scholz. Aber
       die Bundesregierung habe dafür gesorgt, dass Deutschland gut vorbereitet
       sei. „Wir kommen wohl durch.“ In schweren Zeiten „wächst unser Land über
       sich selbst hinaus“. Die Bundesregierung werde „niemanden alleine lassen
       mit seinen Herausforderungen“.
       
       ## Linke kritisiert Rüstungsausgaben
       
       Scholz verteidigte auch den Plan von Bundeswirtschaftsminister Robert
       Habeck (Grüne), zwei der drei noch laufenden deutschen Atomkraftwerke bis
       zum nächsten Frühjahr [3][in einer Notreserve zu halten], „damit es niemals
       einen Strommangel in Deutschland gibt“. Merz forderte hingegen, alle drei
       Meiler drei bis vier Jahre weiterlaufen zu lassen. „Wir sind mitten drin in
       einem massiven Stromproblem in diesem Land“, warnte er. „Stoppen Sie diesen
       Irrsinn“, rief Merz dem Kanzler mit Blick auf Habecks Plan zu.
       
       AfD-Fraktionschef Alice Weidel forderte neben einer Laufzeitverlängerung
       und der Reaktivierung abgeschalteter Meiler sogar den Neubau von
       Atomkraftwerken. Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann beklagte
       daraufhin, „kaum eine Debatte wird so faktenfrei geführt wie diese“. Der
       kürzlich abgeschlossene Stresstest der Stromversorgung rechtfertige keine
       Laufzeitverlängerung. Auch gebe es auf Fragen etwa nach einem atomaren
       Endlager „keine Antwort“.
       
       Für eine Laufzeitverlängerung ist auch die FDP, in der Bundestagsdebatte
       sprach Fraktionschef Christian Dürr das Thema aber nicht an. Er attackierte
       stattdessen Vorschläge der Union zu Strom- und Gaspreisdeckeln. „Ökonomisch
       sind Sie gerade auf der Fehlspur“, urteilte Dürr und verteidigte die
       Entlastungspläne der Regierung.
       
       „Wir versuchen alles. Wir geben alles“, sagte auch Haßelmann über die
       Krisenbewältigung der Regierung. Die Regierung sei „längst nicht am Ende
       mit diesen Unterstützungspaketen“.
       
       Die Linksfraktion kritisierte die bisher vereinbarten Entlastungen als
       unzureichend. Die drei Pakete machten mit rund 96 Milliarden noch immer
       weniger aus als das Sondervermögen für die Bundeswehr, sagte
       Fraktionschefin Amira Mohamed Ali. „Die Bürger werden weiter von Ihrer
       Politik abgehängt.“
       
       Die Generaldebatte ist traditionell der Höhepunkt der Haushaltswoche im
       Bundestag. Anlässlich der Diskussion über den Etat das Kanzleramts liefern
       sich Regierung und Opposition einen Schlagabtausch über alle Themen der
       aktuellen Politik.
       
       Zuletzt aktualisiert am 07.09.2022 um 13:55 Uhr.
       
       7 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Energiekrise/!t5872932
 (DIR) [2] /Energiekrise-in-Deutschland/!5876523
 (DIR) [3] /Laufzeitverlaengerung-der-Atomkraftwerke/!5879141
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Generaldebatte
 (DIR) Bundestag
 (DIR) Olaf Scholz
 (DIR) Friedrich Merz
 (DIR) Schwerpunkt Atomkraft
 (DIR) Energiekrise 
 (DIR) Robert Habeck
 (DIR) Bundestag
 (DIR) Michail Gorbatschow
 (DIR) Energiekrise 
 (DIR) Energiekrise 
 (DIR) Energiekrise 
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Streit um Reserve-Atomkraftwerke: Habeck weist Zweifel zurück
       
       Der Vorschlag des Wirtschaftsministers für einen Reservebetrieb von AKWs
       sorgt bei Betreibern für Unverständnis. Habeck besteht auf seinen Plänen.
       
 (DIR) Haushaltswoche im Bundestag: Neue Energiequellen im Bundestag
       
       Ein angriffsfreudiger Friedrich Merz lockt den Kanzler aus der Reserve.
       Olaf Scholz fährt in lebhafter Parlamentsdebatte einen Punktsieg ein.
       
 (DIR) Habecks Versprecher bei Maischberger: Mehr Insolvenzen, mehr Aufregung
       
       Der grüne Wirtschaftsminister verheddert sich in einer Talkshow. Fakt ist:
       Insolvenzen nehmen zu, eine Bankrottlawine ist das nicht.
       
 (DIR) Generaldebatte im Bundestag: Vertauschte Rollen
       
       CDU-Chef Merz wirkte bei der Generaldebatte im Bundestag gebremst, der
       unterkühlte Kanzler entfesselt. Die AfD sehnt sich nach der Katastrophe.
       
 (DIR) Schweigeminute im Parlament: Bundestag gedenkt Gorbatschow
       
       „Er veränderte die Welt.“, sagt Bundestagspräsidentin Bas. Sie würdigt den
       Ex-Sowjet-Präsidenten als „Wegbereiter der Wiedervereinigung“.
       
 (DIR) Entlastungspaket der Bundesregierung: Bundesländer wollen Mitsprache
       
       Nach der Vorstellung des dritten Entlastungspakets der Ampel gibt es
       Zweifel an der Umsetzung und an der Wirksamkeit. Die Länder wollen
       mitreden.
       
 (DIR) Geplante Entlastungen der Ampelregierung: Wuchtiges und wolkiges Paket
       
       Die Entlastungen sehen Einmalzahlungen für Studierende und RentnerInnen
       vor. Extraprofite von Stromkonzernen sollen abgeschöpft werden. Aber wann?
       
 (DIR) Reaktionen auf das Entlastungspaket: Sozial gemeint, sozial genug?
       
       Wer ohnehin wenig Geld hat, den treffen Inflation und hohe Preise besonders
       hart. Manchen Sozialverbänden gehen die Ampelpläne nicht weit genug.