# taz.de -- Im Mai festgenommener 16-Jähriger: Schüler plante Anschlag über Jahre
       
       > Im Mai nahm die Polizei in Essen einen Jugendlichen fest, der mutmaßlich
       > einen rechten Anschlag auf seine Schule begehen wollte. Jetzt wurden neue
       > Details bekannt.
       
 (IMG) Bild: Polizei ermittelt am Gymnasium in Essen am 16.05.2022. Der Gymnasiast wurde im Elternhaus festgenommen
       
       KARLSRUHE dpa | Ein im Mai festgenommener [1][terrorverdächtiger Gymnasiast
       aus Essen] hat offensichtlich seit langer Zeit einen rechtsextrem
       motivierten Anschlag an seiner Schule geplant. Er habe es „über Jahre
       verstanden, sich vollständig zu verstellen und von allen unbemerkt ein
       ausgeklügeltes Anschlagsszenario zu planen“, heißt es in einem am
       Donnerstag veröffentlichten Beschluss des Bundesgerichtshofs (BGH) zu dem
       Fall. (Az. StB 37/22)
       
       Aus dem Schriftstück vom 25. August geht auch hervor, dass der inzwischen
       17-Jährige zwischenzeitlich für vier Wochen aus der Untersuchungshaft frei
       war. In dieser Zeit sei er freiwillig zur stationären Behandlung in einer
       Kinder- und Jugendpsychiatrie gewesen. Den Ausführungen zufolge hatte ein
       BGH-Ermittlungsrichter den [2][Terrorverdächtigen] am 27. Juli aus der
       U-Haft entlassen. Einen Monat später setzte der zuständige BGH-Strafsenat
       auf die Beschwerde des Generalbundesanwalts hin den Haftbefehl wieder in
       Kraft.
       
       Zur Begründung heißt es, es bestehe weiterhin ein dringender Tatverdacht,
       der auch vom Beschuldigten und dessen Verteidiger nicht in Abrede gestellt
       werde. „Die gefestigte rassistische Gesinnung des Beschuldigten, seine
       massive Gewaltbereitschaft und der von ihm über mehrere Jahre für die Tat
       betriebene Aufwand sprechen in hohem Maße für seine schädlichen Neigungen
       und die Schwere der Schuld.“
       
       Die Ermittler gehen davon aus, dass der damals 16-Jährige am 13. Mai am
       Essener Don-Bosco-Gymnasium ein Blutbad anrichten wollte. Er war einen Tag
       vorher nach dem Hinweis eines Mitschülers im Elternhaus festgenommen
       worden. Damals hatte es auch geheißen, es gebe Hinweise auf psychische
       Probleme. Die Bundesanwaltschaft hatte am 16. Mai die Ermittlungen von der
       Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf übernommen, [3][wegen der „besonderen
       Bedeutung“ des Falls.] Es hätten „Lehrer sowie eine größere Anzahl von
       Schülern getötet werden“ sollen.
       
       ## Armbrüste, Messer, Bombenteile
       
       Laut BGH hatte der Generalbundesanwalt zugesichert, „unverzüglich“ zu
       prüfen, ob der Haftbefehl unter Auflagen außer Vollzug gesetzt werden
       könne, um die Fortsetzung der Behandlung zu ermöglichen. Dazu war bei der
       Bundesanwaltschaft zunächst niemand zu erreichen.
       
       Polizisten hatten bei dem Schüler unter anderem Armbrüste, Messer,
       Macheten, Luftdruckpistolen und Materialien für Rohrbomben gefunden –
       „alles, was für den Bau einer Sprengvorrichtung (…) wesentlich ist“,
       schreibt der BGH. Inzwischen hätten Sprengversuche gezeigt, dass damit
       „letale Splitter“, also tödlich wirkende Splitter, hätten erzeugt werden
       können. Die Einzelheiten seines geplanten „Massakers“ habe der Jugendliche
       in einem Tagebuch und einem „Manifest“ ausgearbeitet. Außerdem habe er
       umfangreiche Handlungsanweisungen für Nachahmer verfasst und
       Videobotschaften aufgezeichnet.
       
       Weiter heißt es, der junge Mann habe gegenüber JVA-Bediensteten „offen von
       seinem Anschlagsplan, seinen Mordfantasien, seinem Ausländerhass“ und
       seiner Bewunderung für frühere rechtsextremistische Attentäter gesprochen
       und „hiervon bisher keinen Abstand genommen“. Es gebe keine Anhaltspunkte
       dafür, dass er insgeheim eine Aufdeckung ersehnt habe. Im Gegenteil: Er
       habe „verschiedentlich betont, welch große Anstrengungen er unternahm, um
       unentdeckt zu bleiben“. Die Rede ist von „blinder Entschlossenheit“.
       
       Engere Freunde habe er nicht gehabt und sich nur „seinen imaginären
       rechtsextremistischen „Kameraden““ und einer virtuellen Figur aus einem
       Computerspiel verbunden gefühlt – darin begehe der Spieler in Gestalt eines
       Mädchens einen Amoklauf an einer Schule.
       
       Aus dem Beschluss geht außerdem hervor, dass der Vater des Jugendlichen von
       einem Zeugen ebenfalls als rechtsradikal beschrieben worden sei. Einen Teil
       der Schlagringe, Macheten und Pistolen habe der Mann selbst im
       Elternschlafzimmer gehortet. Unter dem Bett habe der Vater eine
       NSDAP-Mitgliedsnadel des Großvaters aufbewahrt.
       
       8 Sep 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Geplanter-rechter-Anschlag-in-Essen/!5854351
 (DIR) [2] /Schwerpunkt-Rechter-Terror/!t5007732
 (DIR) [3] /Geplanter-Anschlag-in-Essen/!5855361
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Rechtsextremismus
 (DIR) Schwerpunkt Rechter Terror
 (DIR) Anschlag
 (DIR) Schule
 (DIR) Antisemitismus
 (DIR) Belgrad
 (DIR) Schwerpunkt Rechter Terror
 (DIR) Essen
 (DIR) Schwerpunkt Rechter Terror
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Geplanter Angriff auf Israel-Demo: Ermittlungen zu Anschlagsplänen
       
       In Duisburg hat die Polizei einen mutmaßlichen Islamisten in Gewahrsam
       genommen. Mutmaßlich plante er, mit einem LKW in einen Protestzug zu rasen.
       
 (DIR) Amoklauf an Grundschule in Belgrad: Acht tote Schüler – und Dragan
       
       Ein 13-Jähriger schießt an einer Belgrader Grundschule um sich, tötet acht
       Mitschüler und den beliebten Schulwächter. Sein Motiv ist völlig unklar.
       
 (DIR) Rechtsterrorprozess in Frankfurt am Main: Er will nur provoziert haben
       
       In Frankfurt steht ein junger Bombenbastler vor Gericht, der Anschläge
       geplant haben soll. Seine Befragung ist zäh – doch aufschlussreich.
       
 (DIR) Geplanter Anschlag in Essen: Karlsruhe übernimmt Fall Essen
       
       Ein 16-Jähriger soll in Essen einen Anschlag auf ein Gymnasium geplant
       haben. Es gibt Hinweise auf eine rechtsmotivierte Tat.
       
 (DIR) Geplanter rechter Anschlag in Essen: „Womöglich Alptraum verhindert“
       
       In Essen soll ein 16-Jähriger einen Anschlag auf seine Schule geplant
       haben. Die Polizei findet Rohrbomben und rechtsextreme Aufzeichnungen.