# taz.de -- Angriff auf die Krim-Brücke: Die Bombe als stumpfes Schwert
       
       > Dass Vergeltung aus Russland für den Brücken-Angriff ausbleibt, hat einen
       > Grund: Putin hat sein schwerstes Geschütz bereits aufgefahren.
       
 (IMG) Bild: Nach der Explosion ist nicht nur die Brücke auf die Krim beschädigt
       
       Der Angriff auf die Krim-Brücke ist für die russische Kriegsmaschine ein
       schwerer Schlag. Dass das [1][Putin-Regime] nun den Eindruck zu vermitteln
       versucht, als sei der Verkehr nur kurz unterbrochen worden, passt ins Bild
       einer Regierung, die ihre Untertanen über den wahren Stand des Kriegs
       belügt. Dass auf den Angriff bisher kein Gegenschlag auf ukrainische
       Infrastruktur erfolgt ist, ist da schon überraschender.
       
       Tatsächlich hat Wladimir Putin sein schwerstes Geschütz längst aufgefahren.
       Es ist die [2][Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen], mit der er sich den
       Westen in diesem Krieg gefügig machen wollte. Schon diese Drohung
       überschreitet eine Grenze, die selbst im Kalten Krieg Beachtung gefunden
       hat. Doch sie zeitigt nun ein Problem: Wenn die Ukraine und der Westen sich
       davon weitgehend unbeeindruckt geben, wird sie zum stumpfen Schwert. Denn
       eine gewaltigere Kampfansage geben die russischen Militärarsenale nicht
       her.
       
       Die Ukraine hat schon mehrfach Gebiete angegriffen, die Russland nach
       seiner fantasievollen Interpretation zum eigenen Territorium zählt.
       Russlands Logik geböte es, darauf mit größtmöglicher Gewalt zu reagieren.
       Das ist bisher nicht geschehen.
       
       Nun wäre es fatal, einfach anzunehmen, Russland würde es deshalb auch in
       Zukunft bei seiner atomaren Rhetorik belassen. Wir wissen schlicht nicht,
       ob man dort mit der Bombe mehr als nur spielt. Was wir wissen, ist, dass
       Putin zunehmend in die Enge getrieben wird. Der Krieg verläuft für ihn
       anders als gedacht. An der Heimatfront mehren sich kritische Stimmen von
       Ultranationalisten. Das birgt die Gefahr irrationaler Entscheidungen.
       
       Andererseits: Wenn sich die Helfer der Ukraine von der Atomdrohung
       beeindrucken ließen, wäre die internationale Ordnung des Planeten künftig
       nicht vom Gleichgewicht des Schreckens bestimmt, sondern vom Gewicht des
       atomaren Imperialismus. Gingen Demokratien auf solche Atomerpressungen ein
       – es wäre über kurz oder lang ihr eigener Untergang.
       
       9 Oct 2022
       
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