# taz.de -- Konferenz zur Ukraine-Hilfe: 750 Milliarden für den Wiederaufbau > Deutsche Unternehmen sollen nach dem Krieg in die Ukraine investieren. > Das Land soll zudem „Premiumhandelspartner“ werden, so Habeck. (IMG) Bild: Vieles muss neu aufgebaut werden: zerstörtes Umspannwerk in Charkiw am 12. September BERLIN taz | Die Energie- und Stromversorgung ist in weiten Teilen zerstört, Häuser ausgebombt, Straßen, Zufahrten, Telekommunikationskanäle müssen repariert werden. Die Weltgemeinschaft bemüht sich um langfristige Hilfszusagen – obwohl der russische Angriffskrieg noch tobt. Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal bezifferte die Kosten für den [1][Wiederaufbau] am Montag auf rund 750 Milliarden US-Dollar. Große Hoffnung setzt die Bundesregierung in deutsche Unternehmen, die in die Ukraine investieren wollen und sollen. Das Ganze gleicht einem gigantischen Konjunkturprogramm – auch für die deutsche Wirtschaft. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) versicherte den Firmen beim ukrainisch-deutschen Wirtschaftsforum am Montag, dass Export- und Investitionsgarantien des Staates vorhanden und sicher seien. Wenn das Geschäftsfeld wieder weniger gefährlich ist, sei die Ukraine ein Premiumhandelspartner, so Habeck. Gemeint sind etwa Geschäfte im Chemiesektor oder beim Auf- und Ausbau erneuerbarer Energien. „Das Ausmaß der Zerstörung ist unglaublich“, sagte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD). Sie will kurz- und mittelfristige Hilfe verbinden und den Wiederaufbau nachhaltig gestalten. Also etwa energieeffizientes und klimafreundliches Bauen fördern. Auch soll es Jobs für die Menschen vor Ort geben. Der ukrainische Minister für regionale Entwicklung, Oleksii Chernyshov, hat ganz konkrete Pläne und teilt den Wiederaufbau in drei Phasen ein. Während der kriegerischen Attacken müssten grundlegende Infrastrukturen erhalten bleiben. Wenn der Krieg zu Ende ist, geht es um den Aufbau von Straßen oder Infrastruktur. Für die kommenden zehn Jahre danach sieht Chernyshov einen sogenannten [2][Marshallplan] greifen. Darin geht es zum Beispiel um den Aufbau von regenerativen Energien. „Im Moment konzentrieren wir uns darauf zu überleben“, sagt Chernyshov. Gebraucht werden Zehntausende Dieselgeneratoren in den zerstörten Gebieten, Ausrüstung für Wasserversorgung und Heizungen, bevor der Winter kommt. Mit Bau- und Dämmstoffen soll die deutsche Wirtschaft helfen. Auch mit Abwassersystemen und Fertigmodulen für Wohnraum soll das Land unterstützt werden. Sieg über Russland ist oberste Maxime Die Ukraine geht Reformen an, sagt Chernyshov weiter. Und das auf eine Art und Weise, dass die Unternehmen „auf dem ukrainischen Markt“ eine wichtige Rolle spielen könnten. Gemeint ist auch der angestrebte [3][EU-Beitritt der Ukraine], der Kampf gegen Korruption, den das Land vorantreiben will, rechtsstaatliche Verwaltungs- und Behördenstrukturen. Bereits vor dem Krieg hat es besondere Programme seitens der ukrainischen Regierung für Investoren gegeben. „Wir bauen Straßen, Infrastruktur, wir können zeigen, wie wir unseren Öl- und Gasverbrauch reduzieren“, beteuert Chernyshov. Aber: „Das Wichtigste ist jetzt unser Sieg über Russland.“ Die Unternehmer beim Forum sehen offenbar das Potenzial und sind gewillt zu investieren. Ungeachtet der Kriegssituation gibt es dann auch hier wie bei anderen Geschäften dieselbe Forderung: klare Auftragsvergaben über eine EU-Plattform und eindeutige Qualifikationsverfahren. Das bedeutet auch, dass Arbeits- und Gesundheitsschutz vor Ort gewährleistet werden. Und: Leistung muss bezahlt werden. Weiter geht es am Dienstag: Dann lädt die EU zu einer internationalen Expertenkonferenz zum Wiederaufbau der Ukraine in Berlin ein. 24 Oct 2022 ## LINKS (DIR) [1] /Konferenz-zur-Ukraine-Hilfe/!5889963 (DIR) [2] /Regierungserklaerung-von-Kanzler-Scholz/!5862885 (DIR) [3] /Ukraine-als-Beitrittskandidat-empfohlen/!5859226 ## AUTOREN (DIR) Tanja Tricarico ## TAGS (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Wiederaufbau (DIR) EU-Beitritt (DIR) Robert Habeck (DIR) Ukraine (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Ein Jahr Krieg in der Ukraine: Konkurrenz um humanitäre Hilfe 11,9 Milliarden Euro bekam die Ukraine 2022 für humanitäre Hilfe. Noch wurde bei anderen Ländern nicht gekürzt, doch die Sorge ist groß. (DIR) Befreite ukrainische Stadt Kupjansk: Schreckliche Funde Mit der Rückeroberung der Region Charkiw durch die Ukraine mehren sich Indizien für Folterungen und illegale Verhaftungen durch das russische Militär. (DIR) Politologe über Wiederaufbau in Ukraine: „Soziales nicht außer Acht lassen“ Obwohl noch Krieg herrscht, sei es richtig, jetzt schon den Wiederaufbau der Ukraine zu planen, sagt der Politikwissenschaftler Jörn Grävingholt. (DIR) +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Geflüchtete, bleibt im Winter fern! Die ukrainische Regierung ruft geflüchtete Landsleute dazu auf, im Winter im Ausland zu bleiben. Es gebe vielfach kaum Strom, keine Heizung, kein Wasser. (DIR) Krieg in der Ukraine: Steinmeier in Kiew eingetroffen Der Bundespräsident ist überraschend in die Ukraine gereist. Die Menschen in der Ukraine können sich auf Deutschland verlassen, sagte er in Kiew. (DIR) Konferenz zur Ukraine-Hilfe: Wiederaufbau unter Bomben Berlin versucht, Mittel und Mitstreiter für den Wiederaufbau der Ukraine zu organisieren. Der Schaden soll schon bei 100 Milliarden Euro liegen. (DIR) Regierungserklärung von Kanzler Scholz: Marshallplan für die Ukraine Bundeskanzler Olaf Scholz fordert einen Plan für den Wiederaufbau der Ukraine. Auch will er das Land und einige Balkanstaaten in die EU aufnehmen. (DIR) Die Ukraine und die EU-Beitrittsfrage: „Es gibt keinen Weg zurück“ Was halten Ukrainer*innen von einem EU-Kandidatenstatus ihres Landes? Sechs Stimmen aus Kiew, Charkiw und Luzk.