# taz.de -- Stimmen zur Revolution in Iran: Solidarität und Sorge
       
       > Von tiefer Bewunderung bis zur Sorge über wachsende Islamfeindlichkeit.
       > Was Frauen aus dem Netzwerk der Panter Stiftung über Iran denken.
       
 (IMG) Bild: Solidaritätsdemonstration mit iranischen Frauen: vor der iranischen Botschaft in Istanbul
       
       Die Proteste in Iran bestärken Dissidenten weltweit. Ich lebe in einem
       Land, das vom politischen Islam geprägt ist und in den letzten Jahren immer
       konservativer wurde. Der Kampf der iranischen Frauen gibt uns – [1][den
       Frauen in der Türkei] – Hoffnung für unseren Widerstand. Eine positive
       Zukunft für Frauen ist nichts anderes als eine positive Zukunft für die
       gesamte Menschheit. 
       
       Elif Akgül, Türkei
       
       Die Proteste sind nicht nur wichtig für Iran, sondern auch [2][für
       Russland]. Sie inspirieren mich als Frau und auch als Journalistin. Für
       Frauen sollte dasselbe gelten wie für alle Menschen: freie
       Meinungsäußerung, Bewegungsfreiheit und die Möglichkeit, selbst zu
       entscheiden, wie man leben möchte. 
       
       Olga Lizunkova, Russland
       
       Ich bin untröstlich über den Tod von Mahsa Amini. Ich bin wütend, dass wir
       2022 immer noch in Systemen leben, die darauf ausgelegt sind, Frauen zu
       kontrollieren. Ich bin frustriert, dass wir nicht zum ersten Mal für das
       Recht kämpfen müssen, über uns zu bestimmen – und es wird nicht das letzte
       Mal sein. Ich lebe in einem Land, in dem wir ebenfalls eine Sittenpolizei
       haben. Ich erinnere mich deutlich an einen Vorfall: Sie verprügelten ein
       junges Mädchen, weil es in der Öffentlichkeit eine Hose trug. Ich erinnere
       mich an die Angst, die ich danach empfand, und die ich bis heute habe, wenn
       ich staatliche Einrichtungen ohne Kopftuch betrete. Vor Kurzem gab es im
       [3][Sudan eine Revolution], die das islamistische Regime stürzen sollte.
       Trotzdem versuchen die Gesellschaft und religiöse Persönlichkeiten immer
       noch, Frauen zu kontrollieren. Es ist an der Zeit, dass Männer sich aus
       Führungspositionen zurückziehen – das ist nur fair, nachdem sie
       jahrhundertelang das Sagen hatten. 
       
       Lujain Alsedeg, Sudan
       
       Die [4][Proteste in Belarus] hatten ein weibliches Gesicht. Nachdem unsere
       Ehemänner inhaftiert, oder gezwungen worden waren, das Land zu verlassen,
       taten wir Frauen uns zusammen – Hunderttausende gingen in Minsk auf die
       Straßen. Ich glaube: Nur Liebe kann Angst, Hass und Demütigung überwinden.
       Den tapferen Frauen in Iran möchte ich meine Unterstützung ausdrücken: Wir
       sind mit Euch. Und es wird Euch gelingen, Würde und eine bessere Zukunft zu
       erkämpfen. 
       
       Anonym, Belarus
       
       Ich empfinde tiefe Bewunderung und Respekt für den außergewöhnlichen Mut
       der iranischen Frauen. Ich denke jeden Tag an sie. Die Schulmädchen, die
       ihren Hidschab abnehmen, lassen mich hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. 
       
       Anna-Klara Molin, Schweden
       
       Ich bin gerührt vom Mut der iranischen Frauen. Gleichzeitig mache ich mir
       Sorgen, dass der Diskurs über die iranische Protestbewegung die
       islamfeindliche Stimmung weltweit noch verstärken könnte. Ich lebe in
       Malaysia, einem mehrheitlich muslimischen Land, und kann nachempfinden, wie
       frustriert Frauen über die [5][strengen Bekleidungsgesetze sind.] Wenn wir
       die patriarchalischen Bekleidungsgesetze bekämpfen wollen, müssen wir aber
       auch das westliche, progressive Narrativ zur Gleichstellung der
       Geschlechter stärker reflektieren. 
       
       Wong Kai Hui, Malaysia
       
       Was die Frauen in Iran tun, ist nicht nur die Zerstörung der alten Welt,
       sondern auch die Schaffung der Pfeiler einer neuen. 
       
       Widad Nabi, Deutschland/Syrien
       
       16 Nov 2022
       
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