# taz.de -- Kritik am DFB in Katar: Mesut Özil ist immer noch dabei > In WM-Stadien sind Bilder des früheren Nationalspielers zu sehen. Doch > hierzulande traut man sich immer noch nicht an das Thema Rassismus heran. (IMG) Bild: Kritik, die hierzulande niemand versteht: Katarische Zuschauer halten Bilder von Mesut Özil Der DFB wird [1][Mesut Özil] einfach nicht los. Mitten in Doha ist der Ex-Nationalspieler, der Weltmeister von 2014, plötzlich zu sehen. Auf Plakaten nämlich, die katarische Besucher des Spiels Deutschland – Spanien in die Höhe recken. Dazu halten sich einige den Mund zu. Sie imitieren also jene Geste, die sich die DFB-Elf als politischen Kommentar zur Politik der Fifa überlegt hatte. Der katarische Fernsehsender Al-Kass lobt die Özil-Aktion und interpretiert sie als Kritik an „westlicher Doppelmoral“, genauer vermutlich: deutscher Doppelmoral. Man könnte diesen Kommentar, einerseits, als Whataboutism abwehren, also als simples Ablenkungsmanöver. Andererseits sollte sich der Verweis auf hiesigen, deutschen Rassismus nicht mit dem formalen Hinweis abwimmeln lassen, hier und heute ginge es aber um ein anderes Thema. Und was wann dran ist, bestimmen wir! ## Ein Rücktritt als Zäsur Mesut Özil ist 2018 aus der Nationalelf zurückgetreten, weil er sich rassistisch geschmäht fühlte und weil er dem DFB vorwarf, ihn nicht vor diesem Rassismus zu schützen. Özils Rücktritt mit dieser Begründung ist eine Zäsur in der Geschichte des deutschen Fußballs. Doch es ist beim DFB kaum etwas zu sehen, was seriös als Aufarbeitung gelten darf. Entsprechend ist die hiesige Wahrnehmung der Özil-Plakate, die in Katar hochgehalten wurden: „Verwirrung“ hätten sie gestiftet, schreiben die einen. Die Aktion habe gewiss damit zu tun, dass Özil 2019 den europäischen Fußball kritisierte, Geschäfte mit China zu machen, obwohl die Regierung dort die [2][Uiguren] unterdrückt. Und natürlich [3][Erdoğan]: Der Özil habe, als er sich mit dem türkischen Staatspräsidenten fotografieren ließ, doch selbst dafür gesorgt, dass er geschmäht wurde, ja, dass manche den gebürtigen Gelsenkirchener „zurück nach Anatolien“ wünschten. Bis heute will die hiesige Fußballöffentlichkeit nicht den Umstand an sich heranlassen, dass ihr selbst Rassismus attestiert wurde. Und zwar von einem Spieler, dem der DFB ganz wesentlich den WM-Titel 2014 verdankt. Alle Kritik an den Zuständen in Katar ist ja richtig. Was nicht richtig ist, ist, dass es nur dort kritikwürdige Zustände gibt. 28 Nov 2022 ## LINKS (DIR) [1] /Der-Fall-Mesut-Oezil/!5526301 (DIR) [2] /Oezil-kritisiert-Uiguren-Unterdrueckung/!5646192 (DIR) [3] /Kommentar-Oezil-kuschelt-mit-Erdoan/!5578454 ## TAGS (DIR) Mesut Özil (DIR) Schwerpunkt Rassismus (DIR) Rücktritt (DIR) Deutsche Fußball-Nationalmannschaft (DIR) Fußball-WM 2022 Katar (DIR) Kolumne Press-Schlag (DIR) Mesut Özil (DIR) Fußball-WM 2022 Katar (DIR) Mesut Özil (DIR) Mesut Özil (DIR) Mesut Özil ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Özil und der Multi-Kulti-Fußball: Die grün-liberale Märchenstunde Mesut Özil beendet seine Fußballkarriere, die One-Love-Binde auch. Es ist Zeit, mit alten Projektionen aufzuräumen. (DIR) Mesut Özil beendet Fußballkarriere: Der Verkomplizierer Fußball-Weltmeister Mesut Özil hat seine Karriere beendet. Er machte die Dinge, die man so gern einfach haben will, komplizierter – nicht nur im Fußball. (DIR) Regenbogen-Flitzer und die Fifa: Die Zensur unterlaufen Der Spielfeldflitzer von Katar hat seine Botschaften gesetzt. Der Hype um ihn ist bequem, auch weil der Westen zu den Anständigen gehört. (DIR) Transfer von Mesut Özil zu Fenerbahçe: Eine Herzensgeschichte Mesut Özil wechselt von Arsenal zu Fenerbahçe Istanbul. In der Türkei löst das Euphorie aus. Unklar ist, ob sich der Klub den Transfer leisten kann. (DIR) Özils karrierehemmende Botschaften: Global Player im Abseits Mesut Özil, einer der besten Vorlagengeber der Welt, ordnet seine Fußballkarriere seinem politischen Aktivismus unter. Der FC Arsenal ignoriert ihn. (DIR) Der Fall Mesut Özil: Deutscher Fußball gegen die Moderne Özils Rücktritt verweist auf einen größeren Kontext. Die Modernisierung des deutschen Fußballs geht immer mit massiver Kritik einher.